DSI-OFT006 Obere Hauptstrasse 18, 20, 1618 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:DSI-OFT006
Signatur Archivplan:OFT006
Frühere Signaturen:INV-OFT946
Titel:Obere Hauptstrasse 18, 20
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Oftringen
Adresse:Obere Hauptstrasse 18, 20
Ortsteil / Weiler / Flurname:Küngoldingen
Versicherungs-Nr.:824
Parzellen-Nr.:2223
Koordinate E:2638202
Koordinate N:1239262

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):8/24/2022
Kantonaler Schutzumfang:integral

Dokumentation

Entstehungszeitraum:1618
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Doppelwohnhaus wurde als Strohdachhaus mit Ständerkonstruktion erbaut. Die Dendrodatierung eines Balkens im Gadengeschoss erlaubt die Datierung des Kernbaus auf das Jahr 1618d. Sein heutiges Erscheinungsbild geht auf eine Überformung aus dem Jahr 1925 zurück, bei der der Holz- und Riegelkonstruktion eine Putzfassade vorgesetzt wurde und das Dach erneuert wurde. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird die damalige bäuerliche Liegenschaft als "Wohnhaus mit Scheune aus Holz, mit zwei gewölbten und zwei Tremkellern, Strohdach" beschrieben. Das Gebäude wies ausgesprochen grosse Dimensionen von 30 m Länge und 9.60 m Breite auf; der Wohnteil war in zwei ungleiche Einheiten aufgeteilt, die vermutlich gemeinsam über den heutigen strassenseitigen Eingang erschlossen waren. Der kleinere Wohnteil mit einem Versicherungswert von 950 Franken gehörte im Jahr 1850 Jakob Suter, Mühlemacher, der grössere Wohnteil mit einem Versicherungswert von 2000 Franken Johann Wullschlegers sel. Witwe. Es ist anzunehmen, dass selbiger Johann Wullschleger oder sein gleichnamiger Vorfahre sich mit den Initialen am Eingang zum westlichen Gewölbekeller verewigt hat. In der Nutzungsgeschichte des alten Bauernhauses hat 1853 eine grössere Veränderung stattgefunden, indem die beiden Wohnteile unter dem neuen Besitzer Gottlieb Plüss eigentumsrechtlich zusammengeführt wurden. Im Brandkataster von 1875 ist nach wie vor von einem Wohnhaus samt Scheune von Holz, mit 2 Gewölbe- und 2 Tremkellern [Keller mit Balkendecke] die Rede. Die leicht veränderte Eintragung im nächstfolgenden Brandkataster von 1899 als "Wohnhaus mit Scheune von Rieg [Fachwerk], Holz und Stein" lässt auf gewisse bauliche Veränderungen schliessen, welche vermutlich den nördlichen Wohnteil betreffen. Zu dieser Zeit war das Gebäude weiterhin mit Stroh eingedeckt (19 von 20 Teilen Stroh). 1892 ging die Liegenschaft von Gottlieb Plüss an Gottlieb Holliger über, auf den der landläufige Name "Holligerhaus" zurückzuführen ist. Um 1913 gelangte das Anwesen an das Baugeschäft Widmer Söhne in Zofingen, welches den grossen Umbau von 1925 ausführte. Unter Verwendung der bestehenden Konstruktion der beiden Wohnteile wurde der heutige zweigeschossige Baukörper mit zeittypisch geknicktem Walmdach und rückwärtigem Laubengang errichtet. Vom Vorgängerbau übernommen wurden die Kellerräumen und weite Teile der Konstruktion in Block- bzw. Fachwerkbauweise. Auch die Fensteröffnungen im Erdgeschoss wurden in Lage und Grösse übernommen. Spätestens zu dieser Zeit wurden die angebauten Ökonomieteile zurückgebaut. Der nächst grössere Umbau erfolgte im Jahr 2004 und nimmt Rücksicht auf die historische Raumstruktur, Konstruktion und Erscheinungsbild. Die Änderungen betreffen die innere Erschliessung, Aufteilung der Wohnteile und den Ausbau des Dachgeschosses. Aufgrund von Schäden am Bau wurden in den letzten Jahren mehrere Untersuchungen vorgenommen. Dabei konnte dokumentiert werden, dass der Ursprungsbau ist in seiner Primärstruktur vom mächtigen Schwellenkranz aus Eichenholz bis zum Rähm des Obergeschosses im Wesentlichen erhalten ist. Beim Umbau im Jahr 2004 wurde ein Stück Rähm des Obergeschosses ausgebaut und an diesem im Jahr 2021 eine dendrochronologische Untersuchung durchgeführt. Es konnte das Fälldatum 1617/1618 festgestellt werden. Damit kann der Kernbau nicht nur typologisch auf das frühe 17. Jh. datiert werden. Weitere Untersuchungen konnten durch Freilegung von Wänden, Sondierungen und Aufnahmen mit Wärmebildkamera erhaltene Bausubstanz des Kernbaus nachweisen. Bis zu 60 cm hohe Schwellen in der südlichen Aussenwand, der Wand zwischen südlichem Wohnteil und Mittelgang sowie der westlichen Aussenwand im nördlichen Wohnteil markieren die Dimensionen des Ursprungsbaus. Im Gangbereich freigelegt wurden auch Reste der aufgehenden Ständerkonstruktion mit breiten liegenden Bohlen. Noch nicht untersucht wurden die Zwischenwände im Inneren des Hauses, so dass noch nicht bestätigt werden konnte, ob die Hochstüde beim Umbau 1925 nur gekürzt, aber als Teil der Konstruktion erhalten wurden.
Beschreibung:Das Haus ist ein zweigeschossiger Bau unter weitausladendem ziegelgedeckten und leicht geknicktem Walmdach. Es besitzt einen weit vorkragenden Dachüberstand, an der Westseite kragt die Laubenschicht darunter hervor, hier ist das Hauptdach geringfügig weitergezogen, um die Lauben zu überdecken. Konstruktiv handelt es sich um einen Holzbau, dessen Schwellbalken und Wandkonstruktionen aus Fachwerk und Bohlenwänden grösstenteils erhalten sind. Der Holzkonstruktion vorgestellt sind Verschalungen, die den Bau als Mischkonstruktion mit steinernem, verputztem Sockelgeschoss erscheinen lassen. Darüber liegt das Obergeschoss mit horizontaler Holzverschalung. Verputz, Verschalung und Lauben haben einen hellen Farbanstrich. Die Fenster sind unregelmässig angeordnet und als Einzelfenster oder als Doppelfenster bzw. Drillingsfenster gereiht. Die östliche Schaufassade besitzt einen mittig angeordneten Haupteingang, der ehemals beide Hausteile erschloss. Das einfache Gewände trägt die Jahreszahl 1925 und wird von einem profilierten, gekehlten und farbig ornamentierten Segmentbogen bekrönt. Die heute genutzten Zugänge zu den Wohnungen liegen auf der Westseite im Erdgeschoss und über die von Süden zugängliche Laube zusätzlich im Obergeschoss. Die westliche Laubenschicht steht auf Holzstützen und ist im Obergeschoss ganzseitig verglast. Etwa mittig befinden sich über beide Geschosse die ehemaligen Abortkabinen. Unterhalb des südlichen Treppenaufgangs, mit einer Holzverschalung eingehaust, liegt der Abgang zum Tremkeller. Der westliche Gewölbekeller wird durch einen abgedeckten Kellerabgang mittig unter der Laube erschlossen. Der Abgang zum östlichen Gewölbekeller befindet sich an der Ostseite neben dem repräsentativen Eingang. Hinter der im Jahr 1925 erstellten, vereinheitlichenden Fassade steckt das aufgestockte Hochstudhaus. Es ist in seiner Konstruktion von den Bodenschwellen bis zum Rähm des Gadengeschosses weitgehend erhalten. Der Grundriss des Kernbaus teilt durch einen querlaufenden Mittelgang mit Eingangstür zur östlich liegenden Strasse zwei Hausteile, die jeweils eine viergeteilte Raumstruktur mit Hauptstube, Nebenstube, Küche und Kammer aufweisen. Im Obergeschoss wiederholt sich die Raumstruktur. Beim Umbau 1925 wurde das Gadengeschoss leicht erhöht und ein neues Dach aufgesetzt. Die ursprüngliche innere Erschliessung kann als einfache Treppen oder Leitern mit Öffnungen in der Geschossdecke angenommen werden. Spätestens mit dem Anbau der Lauben wurde eine zusätzliche oder Haupterschliessung über die aussenliegenden Treppen erstellt. Mit dem jüngsten Umbau im Jahr 2004 wurde eine neue Treppe zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss sowie zum Dachgeschoss eingebaut. Das Haus ist heute ebenfalls in zwei Nutzungseinheiten aufgeteilt, jedoch erstreckt sich die grössere Wohnung über das gesamte Erdgeschoss, das südliche Obergeschoss mit vier Räumen und das ausgebaute Dachgeschoss. Die kleinere Wohnung liegt im nördlichen Teil des Obergeschosses und ist ausschliesslich über die rückseitige Laube erschlossen. Die Wohnräume liegen hauptsächlich im Osten und verfügen über für die Bauzeit grosszügige Fensteröffnungen, die bei der Überformung im 20. Jh. übernommen wurden. Die ehemalige Küche, heute Vorraum/Hauswirtschaftsraum liegt im Westen. In der Zwischenwand zur Hauptstube befindet sich im Erdgeschoss die Ofenwand zur Befeu-erung des Stubenofens. Der hellblaue Biedermeier-Kachelofen stammt aus dem späteren 19. Jahrhundert. Die Räume im Erdgeschoss sind teilweise mit einfachem Täfer ausgestattet. Hinter der Holzverkleidung in der südöstlichen Nebenstube befindet sich eine ca. 60 cm hohe Eichenschwelle, darüber eine Wandfüllung aus breiten Bohlen und ein Rähm mit breiter Fase. Ein Brett der Wandfüllung trägt mehrere handschriftliche Inschriften, darunter Additionsrechnungen und mit den Namen "Gottlieb Plüss – Bauherr" und "Johann Wull [..] – Zimmermann" ein möglicher Hinweis auf eine Baumassnahme, die zwischen 1875 und 1892 erfolgt sein muss. Das 1925 aufgesetzte Dach besteht aus einer Zangenkonstruktion, die im heute umgenutzten Dachgeschoss sichtbar ist.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0636-0639, Brandkataster Gemeinde Oftringen, 1850-1938.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002.
Inschriften:1801 (Kellereingang); 1813 (Kellereingang), 1925 (Hauseingang)
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137533
 

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