INV-LEN954 Villa Im Boll 9, 1922 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-LEN954
Signatur Archivplan:LEN954
Titel:Villa Im Boll 9
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2017)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Bollberg
Adresse:Im Boll 9
Versicherungs-Nr.:1031
Parzellen-Nr.:948
Koordinate E:2656162
Koordinate N:1249209

Chronologie

Entstehungszeitraum:1922
Grundlage Datierung:Baugesuch

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2017

Dokumentation

Autorschaft:Bauunternehmung Zeidler, Lenzburg
Würdigung:In strengen, neobarocken Heimatstilformen gehaltene Villa, die 1922 durch die Lenzburger Bauunternehmung Zeidler nach Plänen eines nicht bekannten Architekten für Hans Salm-Furter erbaut wurde. Das Gebäude, das an der Hangkante des Bollbergs prominent in Erscheinung tritt, ist aussen wie innen weitgehend im Zustand der Entstehungszeit erhalten. Als Teil der in verschiedenen Epochen entstanden Baugruppe an der Hangkante des Bollbergs, bestehend aus dem sogenanntem „Cholerahaus“, dem Schiessstand sowie der benachbarten Villa Im Boll 11 (Bauinventarobjekte LEN931, 932, 950), kommt dem Gebäude und seiner Umgebung zudem ein erheblicher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa wurde 1922 für Hans Salm-Furter errichtet. Als Projektverfasserin firmierte die Bauunternehmung Zeidler in Lenzburg [1]. Nach der qualitätvollen Architektur kann man allerdings vermuten, dass der Entwurf von einem Architekten stammte. Um 1950 wurde das Entrée umgestaltet. 1970 errichtete man unmittelbar nördlich des Hauses eine Fertigbaugarage [2]. Zur Zeit ist eine Renovation des Hauses mit Ausbau des Dachgeschosses geplant.
Beschreibung:Das grosszügige, villenartige Wohnhaus erhebt sich zusammen mit seinem unmittelbaren Nachbargebäude Im Boll 11 (Bauinventarobjekt LEN950) an der Hangkante zwischen der Schützenmatte und dem nach Westen hin abfallenden Bollberg, wo die beiden Häuser zusammen mit dem um die gleiche Zeit erbauten Schiessstand und dem älteren sogenannten „Cholerahaus“ (Bauinventarobjekte LEN931/932) eine charakteristische Baugruppe aus verschiedenen Entwicklungsphasen des Bollbergs bilden. Bei dem in zeittypischen, vorwiegend neobarocken Heimatstilformen gehaltenen Gebäude handelt es sich um einen verputzten Mauerbau, der von einem Vollwalmdach mit markantem, hochliegendem Knick abgeschlossen wird. Der längs zum Hang ausgerichtete, kubische Baukörper setzt zweigeschossig über einem hohen Kellersockel auf. Er wird von vier auf zwei leicht zur Mitte gerückten Fensterachsen streng regelmässig gegliedert. Die Fassaden sind mit zeittypischem Besenwurf verputzt und werden an den Gebäudekanten von glatt verputzten Ecklisenen, entlang der Dachuntersicht von einem horizontalen Putzband gefasst. Die Horizontale betont neben dem vergleichsweise weit ausladenden Dach ein umlaufendes Gesimsband über dem Erdgeschoss. Die Fenster haben im Erdgeschoss rechteckige, im Obergeschoss stichbogige Form und werden von profilierten Kunststeingewänden gerahmt, die noch die bauzeitlichen, hölzernen Jalousieläden tragen. Erhalten sind am ganzen Haus auch die originalen Fensterverschlüsse samt Vorfenstern.
Die hangabwärts zum Garten gerichtete Westfassade besitzt vor den beiden mittleren, mit Fenstertüren ausgestatteten Achsen eine neoklassizistisch streng gestaltete Veranda mit kannelierten Pilastern und profilierten Architrav. Der seitlich verglaste Vorbau öffnet sich mittig über eine zweiarmige Treppe zum Garten; hier wie auch am Obergeschossbalkon bilden eiserne Staketengeländer mit rautenförmig gestalteter Mittelpartie einen zeittypischen dekorativen Akzent. Im Dach sitzen, axial wiederum auf die Mittelpartie der Fassade ausgerichtet, zwei kleine Giebellukarnen. Ohne besondere Akzente sind die beiden Stirnseiten gestaltet. Die strassenseitige Ostfassade nimmt in einem deutlich vortretenden Mittelrisalit den Hauseingang auf, während die seitlichen Fassadenpartien nur spärlich befenstert sind. Das aus Kunststein gefertigte Rechteckportal besitzt noch das ursprüngliche Türblatt. Es wird durch zwei stehende, ovale Okuli (Rundfenster) mit rautenförmiger Vergitterung gerahmt und durch einen halbrunden Balkon vor dem Zwischengeschoss akzentuiert. Einen dekorativen Akzent setzt eine Lünette (Halbrundfenster) mit markantem, konsolengestütztem Sims und ebensolchem Schlussstein. Ein dreiseitig abgewalmter Dachhut schliesst den Mittelrisalit auf der Höhe des Hauptdaches ab. Das Dach ist mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt.
Das Innere ist auf beiden Geschossen in effizienter Raumausnutzung jeweils um einen vergleichsweise knappen, zentralen Vorplatz organisiert, von dem im Erdgeschoss Wohnräume, Küche und ein Büro, im Obergeschoss die Zimmer erschlossen sind. Das an der Strassenfassade gelegene Treppenhaus teilt sich die Breite des Risalits mit WC und Bad. Das Entrée wurde um 1950 in damals modernen Formen umgestaltet wurde und zeigt einen Solnhofer Plattenbelag sowie ein damaliges Eisengeländer. Die erdgeschossigen Wohnräume zeigen mehrheitlich noch die Bausubstanz aus der Entstehungszeit mit schönen, plattenförmig verlegten Parkettböden, hölzernen Fenstereinfassungen und einfachen gegipsten Hohlkehlen. Die Obergeschossräume verfügen über Fischgratparkett, knappere Gipshohlkehlen und bauzeitliche Einbauschränke. Die bauzeitlichen Fenster sowie Fenstertüren sind mit Espagnolettenverschlüssen versehen. Das Dachgeschoss umfasst zwei holzvertäferte Mansarden. Im Keller wurde nachträglich ein Kaminzimmer eingebaut.
Der grosse, parkartig angelegte Garten ist auf der Talseite des Hauses durch zwei Stützmauern in Terrassen unterteilt. Er besitzt einen schönen alten Baumbestand. Von der ursprünglichen Umfriedigung sind noch die beiden Mauerpfosten der Toreinfahrt in der Achse des Hauseingangs erhalten, während das Tor und der anschliessende Lattenzaun erneuert sind.
Anmerkungen:[1] Pläne im Baugesuchsarchiv.
[2] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Aargauer Heimatschutz AHS / Aargauer Landschaftsarchitekten BSLA, Inventar der Historischen Gärten und Anlagen des Kantons Aargau, Stadt Lenzburg, LEN-G-019.
Quellen:- Stadt Lenzburg, Baugesuchsarchiv: Baupläne 1922.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132660
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds