INV-RUP911 Seetalstrasse 13, 1539-1540 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RUP911
Signatur Archivplan:RUP911
Titel:Seetalstrasse 13
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2016)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Rupperswil
Adresse:Seetalstrasse 13
Versicherungs-Nr.:123
Parzellen-Nr.:379
Koordinate E:2652142
Koordinate N:1250169
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2652142&y=1250169

Chronologie

Entstehungszeitraum:1539 - 1540
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Ehemaliges Strohdachhaus, das mit einem dendrochronologisch ermittelten Baujahr von 1539/40 zu den ältesten datierten Bauernhäusern im Kanton Aargau gehört. Das Gebäude mit dem charakteristisch abgewalmtem Dach bestand ursprünglich als reiner Holzbau mit eigentümlich eingeschobenem, massiv gemauertem "Stock", der als feuersicheres Gemach und oftmals auch als Altenwohnteil diente. Von besonderem konstruktionsgeschichtlichem Interesse ist die weitgehend intakte, durchgehend rauchgeschwärzte Hochstud-Dachkonstruktion, ist sie doch im Unterschied zu vielen typenähnlichen Bauten überwiegend aus natürlich gekrümmten Eichenhölzern gefertigt. Trotz einer nachträglichen Überprägung der südlichen Stubenfassade und teilweiser Modernisierungen im Hausinnern kommt dem ehemals strohgedeckten "Stockhaus" ein grosser, über die Region ausstrahlender Zeugenwert für den ländlich-bäuerlichen Hausbau im 16. Jahrhundert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss dendrochronologischer Altersbestimmung wurde das ehemalige Strohdachhaus 1539/40 erbaut, womit es sich um eines der ältesten noch bestehenden Hochstudhäuser auf Aargauer Boden handelt [1]. Eine erste schriftliche Erwähnung findet das Gebäude in einem Brandkatastereintrag aus dem frühen 19. Jh. als "Wohnhaus mit Scheune aus Holz und Stein (Stock), mit zwei Tremkellern unter Strohdach" [2]. Zu jener Zeit war das Gebäude unter drei Parteien aufgeteilt; Eigentümer waren Joachim Richner "Jöchelis", Jakob Richner, Schreiner, und Wilhelm Möhlers Witwe. Im Verlauf des 19. Jh. ging die Liegenschaft an die Familie Hediger über.
Als grössere bauliche Veränderung wurde im 19. Jh. die ursprünglich hölzerne südliche Stubenfront durch Fachwerkwände mit Einzelfenstern ersetzt. Die hergebrachte weiche Dacheindeckung aber hatte bis weit hinein ins 20. Jh. Bestand. So ist auf historischen Aufnahmen aus der Zeit um 1900 noch der gesamte Baukörper mit Stroh eingedeckt (vgl. Fotodokumentation). Erst um 1930 wurden die letzten Strohreste entfernt. 1983 hat die westliche Hälfte der Ökonomie eine bauliche Veränderung erfahren. Das zwischenzeitlich in drei Wohnungen aufgeteilte Hausinnere hat im Laufe der Zeit einige Modernisierungen erfahren.
Beschreibung:Der mit Firstrichtung Ost-West quer zur Dorfgasse und zum Bach stehende bäuerliche Vielzweckbau gibt sich mit dem steil aufragenden Vollwalmdach unschwer als ehemaliges Strohdachhaus zu erkennen. Der markante, grossvolumige Baukörper mit östlichem, bachseitigem Wohnteil und westlichem, zur heutigen Seetalstrasse gerichteten Scheunentrakt in der Abfolge Stall-Tenn-Stall-Futtertenn ist das letzte weitgehend intakte Hochstudhaus in Rupperswil.
In der ursprünglichen Ausprägung handelte es sich um einen Holzbau, wobei der nordöstliche Teil seit jeher als auffälliges, massiv gemauertes Geviert ("Stock") ausgebildet war. Es handelt sich hierbei um einen feuersicheren, speicherartigen Bereich, der im abfallenden Gelände gegen den Bach hin zweigeschossig und mit halb eingetieftem Keller ausgebildet ist. Am oberen Geschoss haben sich die spätgotisch gekehlten Steingewänden der originalen Stockbefensterung erhalten (das darunter liegende dreiteilige Fenster mit jüngerem Zementgewände). Die ehemaligen hölzernen Aussenwände der südgerichteten Stubenfront sind im Laufe des 19.Jh. durch verputzte Fachwerkwände mit Einzelfenstern ersetzt worden. Teile des originalen Ständergerüsts mitsamt den eichenen Schwellenhölzern sind im Hausinnern teilweise noch sichtbar. Mächtig dimensionierte Hölzer mit Spuren von breiten verblatteten Kopfhölzern (Blattsassen) machen in den teils roh belassenen Räumen des Obergeschosses das hohe Alter des Hauses spürbar.
Das Kernstück des ehemaligen Strohdachhauses bildet die mächtige, durchgehend rauchgeschwärzte Hochstud-Dachkonstruktion. Sie setzt sich aus vier mächtigen Firstständern (Hochstüden) zusammen, von denen zwei beidseits des Tenns und zwei weitere über dem Wohnteil angeordnet sind. Im Längsverband sind die Hochstüde durch Firstpfette, Unterfirst und schräg überblattete Längsstreben (Windstreben) miteinander verbunden, während Sperrrafen zur Queraussteifung des Gefüges dienen. Die Rafenpaare sind am Kopfende über die Firstpfette und am Fussende fächerartig über das Wandrähm gelegt. Das untere Auflager bilden die durch Büge und Zugbänder gestützten Flugpfetten. Als Indiz für das hohe Alter der Konstruktion gilt der Umstand, dass sowohl die Firstständer als auch die Längs- und Querverstrebungen (Windstreben und Sperrrafen) aus stark gekrümmten Eichenhölzern gefertigt sind. Unter den Hochstudkonstruktionen im Aargau nimmt das Gebäude deshalb eine Sonderstellung ein.
Die innere Raumordnung des Hauses hat im Laufe der Zeit gewisse Veränderungen erfahren. In den heutigen Verhältnissen umfasst die grössere, nach Süden gerichtete Wohnung Stube und Nebenstube, dahinter die Küche als gefangener Raum sowie ein Zimmer mit Ausgang zur stirnseitigen Laube. Die Erschliessung erfolgt über einen quer zum First angelegten Stichgang, an den scheunenseitig ein kleiner Stall anschliesst. Zwei im Kellerbereich sowie im Obergeschoss in den Stock führende Türöffnungen sind vermauert. Die nördliche Wohnung umfasst den in der Nordostecke gelegenen gemauerten Stock sowie drei nach Westen aneinandergereihte Räume (Küche, Esszimmer, Kammer). Die Räume beider Wohnungen wurden im Laufe der Zeit modernisiert und weisen keine nennenswerte historische Ausstattung mehr auf. Der Stock indessen bewahrt im Wesentlichen noch seine ursprüngliche Gestalt. Die Eingänge weisen breit gefaste Segmentbogengewände aus Muschelkalk auf, und auch die kräftigen Deckenbalkenlagen mit darübergelegten Bretterböden dürften noch aus der Bauzeit stammen. Im Keller des Stocks findet sich eine Hourdisdecke aus der Zeit um 1900.
Anmerkungen:[1] Dendrochronologische Analyse durch Raymond Kontic, Basel, April 1999 (Archiv Kantonale Denkmalpflege Aargau). – Eine Zusammenstellung der sicher datierten Hochstudbauten findet sich bei Räber 2002, S. 446-449. In der Zwischenzeit konnten noch zwei weitere Bauten in der Gemeinde Hausen in die Mitte des 16. Jh. datiert werden: das inzwischen abgebrochene "Brunnerhaus" Holzgasse 7-11 (1559) und das "Dahlihaus" Holzgasse 13 (1559/60). Vgl. Gut 2015, S. 92-99.
[2] Zur Besitzergeschichte der drei Hausteile im 19./20.Jh. vgl. Pfister 1968, S.298, Nr.53; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0437-0441: Brandkataster Gemeinde Rupperswil, 1850-1938.
Literatur:- Willy Pfister, Rupperswil, Vom alten zum neuen Dorf seit 1800 (Ortsgeschichte Band III), Rupperswil 1968.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002, S. 96 (Abb. 121), S. 214-215 (Abb. 458, 460), S. 446-449.
- Cecilie Gut, Hausens Hochstudhäuser, in: Brugger Neujahrsblätter 2015, S. 92-99.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 29.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0437-0441: Brandkataster Gemeinde Rupperswil, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-RUP839.003 Bauernhaus Seetalstrasse 13 (=RUP911), 1691 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132019
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds