INV-RUP910 Dorfmuseum Alter Schulweg 11, 1700 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RUP910
Signatur Archivplan:RUP910
Titel:Dorfmuseum Alter Schulweg 11
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht südliche Schaufront (2016)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Rupperswil
Adresse:Alter Schulweg 11
Versicherungs-Nr.:64
Parzellen-Nr.:367
Koordinate E:2652202
Koordinate N:1250237
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2652202&y=1250237

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1700
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:RUP912
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Das 1984 als Dorfmuseum eingerichtete "Wiederkehr-Haus" wurde im frühen 18. Jahrhundert als strohgedeckter bäuerlicher Vielzweckbau mit Bohlenständerwänden und Firstständerkonstruktion (Hochstud) erstellt. Seine heutige Konstellation erhielt es um 1800 durch den westseitigen Wohnhausanbau aus Mauer- und Fachwerk, welcher wohl von Beginn weg ein Ziegeldach besass. Mit Ausnahme der 1927 bei der Umdeckung auf Ziegel erneuerten Dachkonstruktion über dem alten Kernbau bewahrt das Bauernhaus weitgehend noch sein ursprüngliches Erscheinungsbild. Im Innern ist die angestammte Raumordnung vollständig erhalten, und eine umfangreiche Ausstattung – teils aus dem Haus selbst, teils von andernorts übernommen – vermittelt ein anschauliches Bild der ländlich-bäuerlichen Wohnkultur.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das heutige Dorfmuseum ist in zwei Phasen entstanden. Der östliche Kernbau, welcher bis 1927 noch zu zwei Dritteln mit Stroh eingedeckt war, dürfte aus der Zeit um 1700 datieren. Wohl kurz nach 1800 wurde der westliche Wohnteil aus Bruchstein und Fachwerk angefügt, wobei dieser wohl von Beginn weg über ein Ziegeldach verfügte. Als Eigentümer sind um 1800 Joachim Hediger, Krämer, für den östlichen Hausteil und Jakob Hediger, alt Vogt, für den westlichen Hausteil überliefert [1]. Im Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als "Wohnhaus samt Scheune von Mauer, Wickel und Holz, mit drei gewölbten Kellern unter Ziegel- und Strohdach", in den Händen von Jakob und Rudolf Hediger, "Hansjoggelis", bezeichnet [2]. Eine Fotoaufnahme aus dem frühen 20. Jh. zeigt anschaulich die damaligen Verhältnisse mit dem ziegelgedeckten, damals noch vollumfänglich verputzten östlichen Hausteil und dem westlich anschliessenden älteren Gebäudetrakt mit Strohbedachung (vgl. Bilddokumentation).
Als grösserer baulicher Eingriff wurde 1927 anlässlich der Umdeckung auf Ziegel die alte Hochstudkonstruktion des westlichen Kernbaus gekappt und durch eine neue Konstruktion mit Dachstuhl ersetzt. Im Übrigen blieben die historischen Verhältnisse weitgehend bestehen. Dank einer grossherzigen Stiftung der letzten Eigentümerin, Emma Wiederkehr, konnte das Bauernhaus 1984 als Dorfmuseum eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Beschreibung:Der etwas niedrigere östliche Kernbau präsentiert sich als rundum hölzerner Ständerbau. Auf einem niedrigen Mauersockel liegt ein kräftiger eichener Schwellenkranz, dessen Schwellenschlösser an der Südfassade noch sichtbar sind. Den Oberbau bildet ein zweigeschossig hochgeführtes Ständergerüst mit liegenden Füllungen und teils wohl jüngerer vertikaler Bretterschalung. Die südseitige Stubenfront besass am Erdgeschoss immer schon ein Reihenfenster, wovon ein durchlaufender Brüstungsbalken zeugt. Die heutigen, recht grossformatigen Fenster mit achtteiliger Sprossierung dürften indessen aus dem 19.Jh. stammen. Die Südfassade der Ökonomie mit Tenn, Stall und Futtertenn ist weitgehend noch in ihrer hölzernen Ausprägung erhalten. Besonders anschaulich kommt die originale Ständerkonstruktion mit breiten liegenden Bohlenfüllungen und verblatteten Kopfhölzern noch im Hausinnern – im Bereich des Hausgangs und in den Obergeschosskammern – zur Geltung. Die für Strohdachhäuser typische Hochstud-Dachkonstruktion wurde 1927 anlässlich der Umdeckung auf Ziegel auf Höhe des Obergeschosses gekappt und durch eine neue Konstruktion mit etwas geringerer Neigung ersetzt.
Der Kernbau weist im Grundriss eine gängige Viererteilung mit Stube und Nebenstube im südgerichteten Vorderhaus sowie Küche und Kammer im rückwärtigen Bereich auf. Nicht der Norm entspricht der asymmetrische Querschnitt des Hauses, indem das Erdgeschoss auf der Hausrückseite deutlich über die Wandflucht des Obergadens hinausreicht. Diese Verhältnisse dürften das Ergebnis einer nachträglichen rückwärtigen Hauserweiterung sein. Die interne Erschliessung der Räume erfolgt über einen quer zum First verlaufenden Korridor. Die geräumige Küche war ursprünglich als offene zweigeschossige Rauchküche ausgebildet. Der Rauch wurde durch einen Funkenfang in den Dachraum geleitet, wo er die gesamte Dachkonstruktion samt der mit Stroh-Lehm-Wickeln gefüllten westlichen Giebelwand schwärzte [3]. Ein Kamin wurde in diesem Hausteil erst 1890 eingebaut. Das Prunkstück der Stubenausstattung bildet ein grüner Kachelofen mit hellem Zierfries, welcher illusionistische Landschaftsbilder mit Staffagefiguren in einem Rahmen aus Rocaillen, Blüten- und Blättergirlanden zeigen [4]. An der Aussenwand der Küche findet sich ein alter Schüttstein mit Ausgussnase ins Freie. Im Gang verschliesst ein Klappdeckel den internen Abgang zu zwei tonnengewölbten Kellern, die in Längsrichtung des Hauses unter der Küche und einem Teil der Stube angeordnet sind.

Der westlich an den Kernbau anschliessende Wohnteil dürfte aus der Zeit kurz nach 1800 stammen. Er trägt ein für Ziegeleindeckung konzipiertes Steildach mit Halbwalm und verfügt rückwärtig über eine Obergeschosslaube. Mit Ausnahme der massiven Stirnmauer mit Fenstergewänden aus Muschelkalk sind die Wände als Fachwerkkonstruktion mit Stroh-Lehm-Wickeln und Lehmverstrich aufgeführt. Anlässlich der jüngsten Restaurierung entfernte man den alten Fassadenputz, so dass der Hausteil heute als schlichter Fachwerkbau in Erscheinung tritt.
Die Erschliessung des westlichen Hausteils erfolgt von Süden her in einen Stichgang, der in die rückwärtig gelegene Küche führt. Das Vorderhaus umfasst die Stube und eine Nebenstube, das Hinterhaus eine zusätzliche Kammer nebst der Küche. in der Stube ist ein grüner Kachelofen mit Sitzkunst aus der Zeit um 1800 erhalten. Unter der Küche und einem Teil des Flurs erstreckt sich quer zum First ein dritter tonnengewölbter Keller, welcher über einen internen Abgang von der Küche erreichbar ist (Inneres gemäss Kurzinventar von 1997).
Anmerkungen:[1] Eigentumsverhältnisse gemäss Pfister 1968, S. 309 (Nr. 16).
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0437-0441: Brandkataster Gemeinde Rupperswil, 1850-1938.
[3] Die "Chemihutte" musste leider wegen feuerpolizeilicher Bedenken entfernt werden.
[4] Der Kachelofen stammt aus dem "Berner-Iseli-Haus" am Bachrain. Die Zierkacheln zeigen grosse stilistische Ähnlichkeit mit dem 1793 datierten Kachelofen in der Liegenschaft Heuweg 1, welcher aus der Werkstatt des Aarauer Hafners Johann Jakob Fischer (1746-1809) und des Zürcher Ofenmalers Conrad Kuhn (1767-1827) stammt (Kantonales Denkmalschutzobjekt RUP004). Vgl. hierzu Räber 2002, S. 198, 199.
Literatur:- Willy Pfister, Rupperswil, Vom alten zum neuen Dorf seit 1800 (Ortsgeschichte Band III), Rupperswil 1968.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 29.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0437-0441: Brandkataster Gemeinde Rupperswil, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132018
 

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