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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1648 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Speichereingang) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Speicher |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1648 HANS AMAN" (Speichereingang) |
Würdigung: | Als Bohlenständerbau errichteter zweigeschossiger Kornspeicher mit rundum geführter Obergeschosslaube, der nachträglich unterkellert und durch seitliche sowie rückwärtige Remisenanbauten erweitert wurde. Mit dem am Türsturz eingekerbten Erstellungsdatum von 1648 kommt dem weitgehend im Originalzustand erhaltenen Kernbau ein erheblicher kultur- und konstruktionsgeschichtlicher Zeugenwert von überregionaler Bedeutung zu. Nebst dem Wandaufbau mit Schwellen, Ständern, Bohlenfüllungen und verblatteten Kopfhölzern bewahrt das Gebäude mit den Treppenaufgängen, den Türen und den alten, hölzernen Türschlössern auch wertvolle Ausstattungselemente aus der Bauzeit. Obschon renovationsbedürftig, ist der massgebliche Kernbau durchaus als schutzfähig einzuschätzen. Die jüngeren Anbauten müssen nicht zwingend erhalten werden. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Mit einer Türinschrift von „1648 HANS AMAN“ gehört das Gebäude zu den ältesten Ständerbauspeichern im Aargau. Nach dem heutigen Kenntnisstand existiert auf Kantonsgebiet lediglich noch ein älterer datierter Ständerbauspeicher in der Gemeinde Lupfig (1583), wobei dieser im Laufe der Zeit grössere bauliche Veränderungen erfahren hat [1]. Ein ähnlich hohes Alter besitzt ein nach Seon versetzter Speicher mit ursprünglichem Standort in Beinwil am See (dendrochronologische Datierung 1652). Etwas jünger ist ein 1669 datierter, typenähnlicher Speicher in Murgenthal, Glashütten (kommunales Schutzobjekt MUT921). Die Mehrzahl der im Kanton erhaltenen Ständerbauspeicher stammt indessen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, was dem vorliegenden, doch wesentlich älteren Gebäude im kantonalen Vergleich einen besonderen Stellenwert verleiht. Als originale Bausubstanz von 1648 ist der zweigeschossige, stockwerkweise abgebundene Kernbau – mit vollständig erhaltener Wandkonstruktion sowie teilweise erhaltener Obergeschosslaube und Dachkonstruktion – zu bezeichnen. Vermutlich war der Speicher ursprünglich nicht unterkellert; der Schwellenkranz lag wohl lediglich auf einem kleinen Mauersockel auf. Glaubhafte Hinweise hierfür liefern Inschriften am Kellertürsturz (1890) und am Verputz des Mauersockels (1901) sowie wiederverwendete Bauhölzer an der Deckenbalkenkonstruktion des Kellerraums. Ebenfalls ins 19. oder frühe 20. Jahrhundert sind die seitlichen und rückwärtigen Erweiterungen einzuschätzen, als im Zuge der Mechanisierung in der Landwirtschaft zusätzlicher Unterstellraum für Maschinen und Arbeitsgeräte benötigt wurde. Der Speicher ist Teil einer ehemaligen Bauerngehöfts, dessen Hauptgebäude – ein bäuerlicher Vielzweckbau mit zusammengebautem Wohn- und Scheunentrakt – 1998 durch einen Wohnhausneubau im gleichen Volumen ersetzt wurde. |
Beschreibung: | Beim Speicher-Kernbau von 1648 handelt es sich um eine zweigeschossige Ständerkonstruktion von ca. 5 x 5 m Grundfläche, mit ringsum geführter Obergeschosslaube. Die Basis bildet ein kräftiger Schwellenkranz, welcher auf den vermutlich jüngeren Kellermauern aufliegt. Das Wandgerüst besteht aus vier stockwerkweise abgebundenen Eckständern, in welche breite liegende Bohlen eingefügt sind. Zur Versteifung des Wandgerüstes dienen verblattete Kopfhölzer und Büge mit schwalbenschwanzartiger Kontur. Der stellenweise schadhafte Laubenumgang besitzt teils noch die alte, mit Kerbschnitt verzierte und mit handgeschmiedeten Nägeln befestigte Bretterverschalung. Von der ursprünglichen Dachkonstruktion haben sich die in die Giebelwände eingelassenen Firstständer sowie eine Zwischenpfette erhalten, während die Firstpfette und die Rafen jüngeren Datums sind. Den unteren Speichereingang an der östlichen Schaufront begrenzen zwei kräftige Ständer, welche zwischen Schwelle und Geschossrähm eingefügt sind. Am Sturzholz sind mit schlichten Schriftzügen die Jahreszahl „1648“ und der Name „HANS AMAN“ eingekerbt, welcher sich wohl auf den Bauherrn oder den Zimmermann bezieht. Seitlich führt eine original erhaltene Wangentreppe auf die Laube, von wo man südseitig den oberen Speicherraum betritt. Hier führt eine interne Wangentreppe mit eingeschobenen Brettstufen hinauf ins Dachgeschoss. Sowohl der untere wie auch der obere Speichereingang haben das alte hölzerne Türschloss mit von aussen durch eine Wandöffnung zu bedienendem Schieberiegel-Mechanismus bewahrt [2]. Vom östlichen Eingangspodest führt eine jüngere Treppe hinunter zum Kellereingang, an dessen Eichensturz die Inschrift „AO 1890 PPR“ zu lesen ist. Eine weitere Inschrift „A.1901“ findet sich am Mauerputz. Die Deckenbalken des Kellerraums weisen zum Teil Blattsassen auf, welche auf eine Wiederverwendung der Hölzer rückschliessen lassen. Die seitlichen Schopfanbauten wie auch die rückwärtige Erweiterung sind in schlichter Gerüstbauweise mit Bretterschalung ausgeführt. Den Gesamtbaukörper überfängt ein ausladendes Gehrschilddach. |
Anmerkungen: | [1] Vgl. Zusammenstellung der datierten Speicherbauten in Räber 2002, S. 394. [2] Detaillierte Beschreibung des Schliessmechanismus bei Brunner 1977, S. 137, 146 (Abb. 280). |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002. - Ernst Brunner, Die Bauernhäuser im Kanton Luzern, Luzern 1977. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128383 |
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