DSI-KLL009 Hauptstrasse 42, Villa Clara mit Gärtnerhaus und Pavillon, 1879 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-KLL009
Signatur Archivplan:KLL009
Titel:Hauptstrasse 42, Villa Clara mit Gärtnerhaus und Pavillon
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Kölliken
Adresse:Hauptstrasse 42
Versicherungs-Nr.:86; Villa
326; Gärtnerhaus
354; Pavillon
Parzellen-Nr.:289
Koordinate E:2644233
Koordinate N:1242893
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2644233&y=1242893

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):4/16/2019
Kantonaler Schutzumfang:integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:1879

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa Clara wurde 1879 für den Textilfabrikanten Jakob Matter-Hüssy (1840–1921) erbaut. Der Bauherr Jakob Matter-Hüssy entstammt einer bedeutenden Aargauer Industriellendynastie, deren Gründer Rudolf Matter im späten 18. Jh. Strümpfe fabrizierte. Seine Söhne gründeten 1802 die Firma Gebrüder Rudolf & Daniel Matter (ab 1883 Gebr. Matter, ab 1947 Gebr. Matter AG, später: FAMA Gebr. Matter AG, geschlossen 1989). Jakob Matter-Hüssy, der sich im Ausland Kenntnisse zur Herstellung von Eisengarn bzw. Glanzgarn aneignen konnte, nahm 1862 die Produktion dieses modernen Garns auf und erzielte damit grossen Erfolg, so dass er sich 1879 eine repräsentative Fabrikantenvilla erbauen konnte. Die Villa erlebte zwei Umbauphasen. Noch im späten 19. Jh. wurde an der südwestlichen Gebäudeecke, die ursprünglich eine zweigeschossige, mit Glasfenstern geschlossene Veranda im Schweizer Holzstil besetzte, ein zweistöckiger, halbgeschossig versetzter Turm errichtet. In den 1920er Jahren erfolgte eine zweite Umbauphase.
Bereits 1900 liess der Bauherr an der nordwestlichen Grundstücksgrenze ein Gewächshaus mit Treibhaus errichten. Laut Brandkataster erfuhr das Gebäude 1916 eine grosse Wertsteigerung durch Baumassnahmen und diente fortan auch als Autogarage. 1906 entstand gemäss Brandkataster der Pavillon im südöstlichen Gartenteil. Die Villa Clara mit ihren Nebenbauten befindet sich heute im Eigentum der Einwohnergemeinde Kölliken und wird öffentlich genutzt.
Beschreibung:Die Villa Clara ist ein streng gegliederter zweigeschossiger Mauerbau unter flachem Walmdach mit im Prinzip 2 mal 3 Fensterachsen. Das erhöhte Sockelgeschoss, das mit aufgeputzten Steinfugen gestaltete Erdgeschoss und das Obergeschoss sind durch profilierte Sockel- und Gurtgesimse voneinander geschieden. Den Übergang der Aussenwand zum Dach bildet ein aufwändiges Kranzgesims aus Holz. Die östliche, zur Strasse orientierte Schaufassade mit drei Fensterachsen zeichnet ein leicht vorspringender Mittelrisalit aus, der das Dach durchstösst. Er zeigt vom Sockelgeschoss bis ins Obergeschoss eine reiche Schmuckgliederung. Innerhalb des Mittelrisalits bilden die besonders reich geschmückten und speziell ausgestalteten Fenster einen weiteren geschossübergreifenden Akzent: Das gekuppelte Fenster im Erdgeschoss wird im Obergeschoss mit einem von Pilastern flankierten Ädikulafenster mit Segmentbogenbekrönung zu einer gestalterischen Einheit verbunden. Ein wichtiges Gestaltungselement bei allen Fassaden sind die Fenster, die mit sandsteinernen Brüstungen, profilierten Bänken und Gesimsbekrönungen geschmückt sind. Die historischen Holzfenster haben sich erhalten. Mit diesen Bauformen ist die Villa ein charakteristisches Beispiel für die Wiederaufnahme von Renaissance-Formen im späten 19. Jh. Die Neurenaissance ist ein Baustil der im 19. Jh. in der Schweiz in der Architekturlehre am neugegründeten Polytechnikum bei Professoren wie Gottfried Semper und Alfred Friedrich Bluntschli eine grosse Rolle spielte und der sich für den repräsentativen Villenbau anbot. Die westliche Eingangsseite der Villa Clara ist stärker von den späteren Umbauten geprägt. Die südwestliche Ecke des Gebäudes bildete ursprünglich eine zweigeschossige Veranda im Schweizer Holzstil mit Glasfenstern. Sie wurde jedoch bereits im 19. Jh. durch einen zweigeschossigen Turmbau ersetzt, der auch den Eingang beherbergt.
Ebenso klar wie der Aussenbau ist auch die innere Struktur des Hauses angelegt, das mit einem Treppenhaus durch einen mittigen Korridor sowohl die repräsentativen, eher zur Strassenseite orientierten Räume als auch die nach Westen orientierten Räume erschliesst. Die Villa Clara zeichnet sich im Inneren durch die gut erhaltene und reichhaltige Bausubstanz aus ihren wichtigen drei Bauphasen zwischen 1879 und den 1920er Jahren aus. Dazu gehören u. a. die Bodenbeläge von Parkett bis zu Fliesen, Wandtäfer sowie Einbaukästen und Füllungstüren. Zu nennen sind u. a. auch die Öfen im Obergeschoss: ein weisser Turmofen mit biedermeierlicher Bekrönung und ein marmorgefasstes Cheminée. Aus der Umbauphase der 1920er Jahre datieren u. a. im Erdgeschoss ein mit Art-Deco-Motiven versehenes Eckgesims sowie ein Art-Deco-Ofen im Obergeschoss. Zudem sind zwei neubarocke Öfen erhalten.
Charakteristisch für Villen mit Garten ist, dass sie Nebengebäude besitzen. Diese befinden sich wie bei der Villa Clara oftmals an der Grundstücksgrenze und markieren so die Grenzen der Gesamtanlage. Nebengebäude sind typischerweise kleiner und einfacher gestaltet als der Hauptbau. Dies gilt auch für den eingeschossigen Gartenpavillon unter Walmdach und das eingeschossige Gärtnerhaus mit Garage, das auf gemauertem L-förmigen Grundriss mit einem Glasbau (Treibhaus) kombiniert ist. Der laut Brandkataster 1906 erbaute Pavillon im südlichen Gartenteil stellt hier den strassenseitigen Auftakt zur Gesamtanlage dar. Er korrespondierte wie historische Luftbilder zeigen mit einem entsprechend als Ziergarten gestalteten Gartenbereich.
Den nordwestlichen Gartenbereich begrenzt das 1900 errichtete Gewächshaus mit Treibhaus. Die im Jahre 1916 erfolgten Baumassnahmen, die wie dem Brandkataster zu entnehmen ist, eine grosse Wertsteigerung mit sich brachten, prägen bis heute das Erscheinungsbild des sog. Gärtnerhauses mit Garage und Treibhaus in der Formensprache des Heimatstils. Der verputzte, eingeschossige Baukörper zeigt eine malerische Dachgestaltung, welche die westliche Ecke der Parzelle auszeichnet. Rundbogentore und segmentbogenförmige Fenster akzentuieren die Fassade. Den muralen Gebäudeteil ergänzte ursprünglich das gläserne Treibhaus, dessen Grundkonstruktion erhalten und dessen Glasteile heute weitgehend zerstört, bzw. rückgebaut worden sind.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=125101
 

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