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Artenreiche Blumenwiesen dank regionalem Saatgut

Um extensiv genutzte Wiesen auf die Qualitätsstufe II zu bringen, ist oft eine Neuansaat nötig. Das Saatgut ist im Rahmen des Programms Labiola in drei Varianten verfügbar: Die Labiola-Saatmischung mit für den Aargau passenden Arten, die Übertragung von Schnittgut von artenreichen Wiesen aus der Region sowie regionales Saatgut aus Heudrusch. Die beiden letztgenannten Varianten sind noch wenig verbreitet. Interessierte Landwirtinnen und Landwirte konnten sich anlässlich eines Kurses in Wölflinswil von deren Vorteilen überzeugen.

Landwirtinnen und Landwirte lassen sich die Vorteile des regionalen Saatgutes zeigen.
Daniel Kuster erklärt das Innenleben seiner Wiesendreschmaschine eBeetle®. Mit dieser wird das Saatgut für die Heudruschsaat gewonnen.

Artenreiche extensiv genutzte Wiesen produzieren um ein Vielfaches mehr Samen als für die Erhaltung des Bestandes notwendig sind. Dieses Samenpotenzial lässt sich nutzen, um auf anderen Flächen in der Region artenreiche Wiesenbestände anzulegen. Übertragen werden die Samen entweder direkt mit dem Schnittgut oder mittels Heudruschsaat: Bei der Schnittgutübertragung erfolgt die Ansaat direkt mit dem Ausbringen des Schnittgutes einer artenreiche Spenderfläche an Stelle von Saatgut aus dem Sack. Bei der Heudruschsaat hingegen werden die Samen einer solchen Spenderfläche vorgängig maschinell geernet und dann ausgesät. Landwirte aus dem Fricktal haben mit diesen Methoden 2014 und 2015 über 6 ha artenreiche Blumenwiesen erfolgreich angelegt. Anlässlich einer Flurbegehung des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg am 13. Juni 2017 in Wölflinswil konnten sich interessierte Aargauer Landwirtinnen und Landwirte ein Bild von den Vorteilen des regionalen Saatgutes machen. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der IG Natur & Landwirtschaft und dem Büro Ö+L durchgeführt.

Saatbett ist entscheidend

Etwas vorneweg: Ein sauberes, gut abgesetztes Saatbett ist auch bei der Schnittgutübertragung und der Heudruschsaat die Grundvoraussetzung für optimale Ergebnisse. Übersaaten hingegen haben nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn sie über viele Jahre wiederholt werden und der Ausgangsbestand bereits mager und lückig ist. Weitere Erfolgsfaktoren einer Neuansaat sind die Auswahl der Fläche, von der das Saatgut gewonnen wird, sowie der richtige Zeitpunkt für die Übertragung. Als Spenderflächen eignen sich extensiv genutzte Wiesen mit einem ursprünglichen, besonders artenreichen Gräser- und Blumenbestand. Mindestens zehn QII-Zeigerarten sollten häufig vorkommen. Zum Zeitpunkt der Übertragung müssen die Samen der Leitgräser teigreif sein. Neophyten und andere Problempflanzen dürfen nicht vorkommen.

Hohe Erfolgsquote

Die Ansaaten im Fricktal wurden durch Andreas Bosshard und Daniel Kuster vom Büro Ö+L fachlich begleitet. Am Flurgang beeindruckte Kuster mit den Ergebnissen seiner Untersuchungen: Von den elf Ansaaten im Fricktal erreichten nach einem Jahr zehn die Qualitätsstufe II. Vergleichende Versuche ergaben, dass Heudruschsaaten tendenziell artenreichere Bestände ergeben als solche mit Standardsaatgut aus dem Handel. Die Erklärung ist naheliegend: Der Aufwuchs aus regionalem Saatgut ist optimal an Boden und Klima angepasst, während es Ökotypen anderer Herkunft schwerer haben, am neuen Standort Fuss zu fassen. Kommt hinzu, dass bei der Schnittgutübertragung nicht nur die Flora, sondern auch Kleintiere übertragen werden, wodurch in der neuen Wiese rasch vielfältige Lebensgemeinschaften entstehen.

Wertschöpfung in der Region

Ausserdem haben Heudruschsaat und Schnittgutübertragung einen praktischen Vorteil: Die Wertschöpfung aus der Saatgutgewinnung bleibt in der Region. Im Fricktal jedenfalls setzen laufend neue Landwirte auf regionales Saatgut. Das Programm Labiola bietet interessierten Betrieben im ganzen Kanton Aargau Beratung und eine Kostenbeteiligung für die Saatgutgewinnung an.