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Zukunft bauen – Geschichte weiterbauen

Vom Strohfeuer zur grossen Liebe

Die Geschichte des Restaurants zur Linde ist auch eine Liebesgeschichte: 1903 an der Stelle eines abgebrannten Strohdachhauses als Vielzweckgebäude entstanden, wurde es schon bald zum Dorfrestaurant. Jahrzehnte später entdeckte ein Jugendlicher aus Windisch die berühmte Linner Linde am Horizont. Beim Besuch der Linde entdeckte er auch das 140-Seelen-Dorf und sein Restaurant. Beide wuchsen ihm ans Herz und führten ihn sogar zu seinem Beruf: Hier entstand sein Interesse für die Fotografie. Schliesslich konnte er das alte Gebäude übernehmen. Heute ist es wieder ein Vielzweckhaus: Weingut, Schaltzentrale der kreativen Arbeit des Besitzers, Wohn- und Gasthaus.

Ehemaliges Restaurant zur Linde in Linn

Aussenaufnahme des ehemaligen Restaurants zur Linde in Linn.
1903 als spätbiedermeierlicher Vielzweckbau entstanden, wurde das Gebäude wenige Jahre später zum Restaurant zur Linde umfunktioniert. 1998 wurde es geschlossen. 2002 übernahm der heutige Besitzer die "Linde" und sanierte sie.
Die Gaststube ist noch nahe am Originalzustand. Der historische Eichenriemenboden wurde saniert, der Kachelofen in der ursprünglichen Form neu aufgebaut, die Ofenkacheln wurden einzeln restauriert.
Das Obergeschoss war bereits mehrfach umgebaut worden und repräsentierte verschiedene Baustile. Hier wird, wie schon früher, gewohnt.
Auf Basis der bestehenden Raumaufteilung entstand im sanierten Obergeschoss neben Wohn- und Schlafbereich auch das Bad.
Die Küche blieb im Erdgeschoss, ihr wurde der ehemalige Vorratsraum zugeschlagen.
Schaltzentrale der kreativen Arbeit des Besitzers: Das Büro im neu ausgebauten Dachgeschoss.
Die ruhigen geschlossenen Ziegeldächer sind ein typisches Merkmal der bäuerlichen Bauten, die das Linner Ortsbild prägen.

Als die Wirtin der "Linde" 1998 verstarb, setzte Michel Jaussi – inzwischen erwachsen und Fotograf – alle Hebel in Bewegung, um das spätbiedermeierliche Gebäude, das ihm zur zweiten Heimat geworden war, zu erhalten. 2002 konnte er das Haus übernehmen. Für die Sanierung nahm er sich mehrere Jahre Zeit. Er wollte das Gebäude nicht nur weitgehend in den Originalzustand wie vor den Umbauten der 1960er und der 1980er Jahre zurückversetzen, sondern es auch in die Gegenwart führen.

Die Wohnstube im Erdgeschoss wurde wieder zur Gaststube, mit dem alten Aargauer Kachelofen als Herz – offen für private Gäste, aber auch für Vereinsversammlungen und andere Anlässe der kleinen Dorfgemeinschaft. Auch Degustationen der Weine, die der Besitzer produziert, finden hier statt. Vor dem Haus stehen die Weinfässer, im neu ausgebauten Dachgeschoss wurde das Büro untergebracht. Im sanierten Obergeschoss wird, wie schon früher, gewohnt. Das meiste am Haus wurde nach dem historischen Vorbild saniert oder wiederhergestellt, sogar die Waschküche und der Garten, in dem nun wieder alte Obstsorten wachsen. Die modernen Fenster des letzten Umbaus wurden durch neu angefertigte, besonders schlank profilierte Eichenholzfenster mit alten Scheiben ersetzt, die sich wieder stimmig in die historische Fassade einfügen. Obwohl der Bauherr in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton darauf achtete, möglichst viele Originalelemente und -materialien zu verwenden – von der Fassade über die Ofenkacheln, die einzeln restauriert wurden, bis zum Riemenboden und den Türen –, war auch für Neues Platz: etwa bei der Raumaufteilung im Wohngeschoss und dem Neuausbau des Dachgeschosses.

Ein Haus mit viel Geschichte: Abgebranntes Strohdachhaus, Vielzweckgebäude, Dorfrestaurant zur Linde und heute ein Wohnhaus mit Gaststube und Weingut.

Schon immer haben den heutigen Besitzer die klare Struktur des historischen Zweckbaus, seine schlichte Eleganz und die Art, wie er sich in das Strassendorf, ein Ortsbild von nationaler Bedeutung, einfügt, beeindruckt. Wohl auch deshalb musste er bei der Sanierung keine Kompromisse eingehen, denn er hat einen anderen Weg gefunden: Er hat sein Leben so eingerichtet, dass es perfekt zu seinem historischen Haus passt. Und die gegebenen Grundstrukturen des Hauses so genutzt, dass es perfekt zu seinem Leben passt. Da haben sich wohl zwei gefunden.

Das Haus wurde auf Empfehlung der Denkmalpflege und auf meinen Antrag unter kantonalen Schutz gestellt. Das war für mich nie eine Einschränkung. Im Gegenteil: Der Austausch mit der Denkmalpflege war bereichernd und hilfreich. Die zeitgenössische Umsetzung, die ich mir wünschte, war problemlos möglich. Und zudem war die finanzielle Unterstützung vom Kanton viel grösser als erwartet. Ich kann diesen Schritt nur empfehlen!

Michel Jaussi lernte die "Linde" schon als Jugendlicher kennen und schätzen. Sein Ziel war, das Gebäude möglichst als Ganzes zu erhalten. Viele Umbauten jüngerer Zeit machte er rückgängig.
Michel Jaussi Besitzer

Ehemaliges Restaurant zur Linde in Linn

Baujahr 1903
Nutzung Wohnhaus
Renovation Umbau 2002–2008
Realisierung Bysäth & Linke Architekten, Meiringen
Bauherrschaft Michel Jaussi, Linn