Grossbaustellen 2020
Dank Schutzkonzepten für den Baustellenbetrieb konnten 2020 trotz der Pandemie verschiedene grosse Restaurierungsprojekte abgeschlossen werden. Exemplarisch hierfür stehen das Knappenhaus von Schloss Rued und das Kurtheater in Baden.
Knappenhaus und Kurtheater widerspiegeln die Vielfalt des baulichen Erbes im Aargau. Individuell auf den jeweiligen Bau zugeschnittene Massnahmen machen sie für die Zukunft fit.
Das Knappenhaus von Schloss Rued
Nach der Eröffnung von Schloss Rued als Tagungszentrum 2018 konnte mit der Sanierung von Knappenhaus und Waschaus eine weitere bauliche Etappe innerhalb der malerisch gelegenen und kulturhistorisch bedeutenden Schlossanlage von Rued abgeschlossen werden. Das Knappenhaus liegt auf dem gleichen Felsplateau wie Schloss Rued und zeigt sich heute als langgestreckter, zweigeschossiger Mauerbau unter einem Krüppelwalmdach.
Als Besonderheit hat das Gebäude grosse Teile seiner Ausstattung aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert bewahrt. Gemäss schriftlicher Quellen wurde der Bau in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Wohnhaus für den Verwalter von Schloss Rued errichtet. Dies konnte durch die Kantonsarchäologie Aargau im Zuge der aktuellen Restaurierungsarbeiten bestätigt werden, wonach die Bauhölzer im Winterhalbjahr 1667/68d geschlagen wurden. Nach dem Schlossbrand von 1775 wurde das Knappenhaus wohl zum Wohnhaus («Neuhaus») für den Schlossherrn Johann Friedrich Rudolf May ausgebaut, wodurch sich die gehobene und handwerklich hochwertig gefertigte Ausstattung des Baus zu erklären vermag. Das nordwestlich angrenzende Waschhaus stammt wohl aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Nach einer intensiven und konstruktiven Planungsphase konnte zusammen mit der EROWA AG als Eigentümerschaft und dem im Bereich Denkmalpflege versierten Büro Castor Huser Architekten aus Baden für die beiden Bauten ein Konzept entwickelt werden, das die vorhandene Bausubstanz vorbildhaft respektiert. Mit der Nutzung als Gästezimmer konnte die historische Raumeinteilung bewahrt werden. Die historischen Oberflächen wurden aufgefrischt, restauriert und wo notwendig in hochwertiger Weise ergänzt. Die für die Hotelnutzung notwendigen Nasszellen wurden als losgelöste Raumboxen sensibel in die historische Raumhülle eingefügt.
Der erforderliche Raum für die Küche und die Haustechnik wurde in einem hochwertig gestalteten neuen Baukörper integriert, der sich als zeitgemässe Ergänzung gut zwischen Knappenhaus und Waschhaus in das bauliche Ensemble einfügt. Das äussere Erscheinungsbild des Knappenhauses entstand auf Basis der Befundlage am Bau und im Vergleich mit anderen Bauten des 18. Jahrhunderts. Gesamthaft ist ein historisches Gebäudeensemble entstanden, das über eine hohe atmosphärische Qualität, historische Authentizität und über eine hochwertige Qualität in der Bauausführung besticht. So ist dem Neuhaus in seiner neuen Nutzung eine Vielzahl an Gästen und Besuchern zu wünschen, die in den stilvoll eingerichteten Zimmern in die Geschichte des Ruedertals eintauchen können.
Das Kurtheater in Baden
Das 1952 eingeweihte Kurtheater in Baden ist nicht nur das erste neu errichtete Nachkriegstheater der Schweiz, sondern auch ein bemerkenswerter Bau der Architektin Lisbeth Sachs (1914-2002). Die ebenso bemerkenswerte Instandsetzung und Erweiterung von Elisabeth und Martin Boesch konnte 2020 nach langer Planungs- und Bauzeit abgeschlossen werden. Kantonal geschützt sind seit 2012 die Garderobenhalle, das sog. Sachs-Foyer mit dem vorgelagerten Freilichttheater und der Zuschauerraum. Sie bilden eine promenade architecturale, die im gläsernen Sachs-Foyer den Blick ebenso in den Kurpark wie auf sein Pendant, das neue Foyer öffnet. Das neue Foyer, das die Strassenfront mitprägt, stellt die Transformation des 1965 von den Architekten Bölsterli & Weidmann angebauten Foyers dar. Es erlaubte nicht nur die gewünschte Erweiterung, sondern tritt durch die sorgfältige Gestaltung nun in Dialog mit dem Sachs-Foyer. Die rückseitige Erweiterung, die Alt und Neu bewusst verschleift und sich dadurch selbstverständlich einfügt, beherbergt Hinterbühne, Künstlergarderoben, Büroräume und eine Probebühne.
Architektonisches Herzstück des Ursprungsbaus ist wohl das Sachs-Foyer, dieses gläserne Polygon mit seinem in den Aussenbereich laufenden Quarzit-Boden und seinem Flugdach. Auf dem Weg vom Sommertheater zum Ganzjahresbetrieb veränderten sich gerade für dieses Bauteil die Ansprüche, denen nun u. a. mit einer energetischen Ertüchtigung begegnet wurde, welche den Schauwert und auch einen Teil der Substanz wahrt. Dazu gehört auch, dass das von Lisbeth Sachs entworfene bewegliche Barmöbel restauriert wurde und sich nun wieder problemlos ein- und ausfahren lässt. Dem Kurtheater und uns allen sind damit jetzt nur noch Zeiten zu wünschen, in denen sich wieder zahlreiche Besucher im Theater und seinen beiden Foyers tummeln können.
Jenseits von K + K
Die Denkmallandschaft des Aargaus hat nicht nur Knappenhaus und Kurtheater zu bieten, sondern überrascht von Altstadthäusern bis zu Zehntenscheunen mit baulichen Zeugnissen vergangener Epochen. Wir hoffen, dass es die Situation in diesem Jahr wieder erlauben wird, das eine oder andere Baudenkmal gemeinsam mit Ihnen zu erkunden und zu entdecken.
- DSI-SRU007 Schlosshügel, Knappenhaus und Waschhaus Schloss Rued(öffnet in einem neuen Fenster)
- Webseite Schloss Rued, Zimmerbuchung(öffnet in einem neuen Fenster)
- DSI-BAD070 Parkstrasse 20, Kurtheater(öffnet in einem neuen Fenster)
- Bericht im Badener Tagblatt zur Eröffnungsfeier, 15.10.2020(öffnet in einem neuen Fenster)