Hinweis:Hochstudscheune Kölliken gerettet
Am 6. März 2018 wurde bekannt, dass die Hochstudscheune in Kölliken gerettet wird. Eine Erfolgsgeschichte im Kulturerbejahr 2018.
Der Bauboom fordert Opfer: Im Aargau werden zahlreiche alte Häuser abgerissen. Das Mittelalter-Team der Kantonsarchäologie dokumentiert diese jeweils vor dem Abriss. So erweist das Team den Bauten sozusagen die letzte Ehre und bewahrt mit der Dokumentation auch ein Stück Baukultur.
Der Kanton Aargau zeichnet sich durch seine Hochstudhäuser aus. Doch nur wenige stehen unter kantonalem Schutz. Die anderen können mit dem Einverständnis der Gemeinde abgerissen werden. Das Hochstudhaus in Oberentfelden, die Trotte in Wittnau und das Riegelhaus in Möhlin sind nur drei Beispiele von alten Häusern, die in den vergangenen Jahren abgerissen wurden.
Anfang Juli 2017 untersuchten Cecilie Gut und Theo Frey des Fachbereichs Mittelalter das Hochstudhaus an der Iseligüetlistrasse 11 in Oberentfelden. Bei Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert modernisierte man das Hochstudhaus. Dieser Haustyp war einst das typische Aargauer Bauernhaus. Der Unterschied zu anderen Ständerbauten bilden die namengebenden Hochstüde, die die Hauptlast des Daches tragen. Dieses war traditionell mit Stroh gedeckt. Auch das Haus in Oberentfelden war ursprünglich strohgedeckt, Ende der 1930er-Jahre erhielt es aber ein Ziegeldach.
Am Tennstor ist das Baudatum des Hauses aufgemalt, von einer Kartusche umrahmt, zwischen Zimmermannswerkzeugen, wohl einem Winkel, einer Breitaxt, einem Bohrer und einer Stichaxt steht es da: 1744. Während der dreitägigen Untersuchung dokumentierte das Team den Zustand des Hauses, damit die Informationen zum Gebäude nicht durch den Abriss verloren gehen.
Bis vor kurzem stand in Wittnau die einzige im Aargau bekannte Trotte, die vollständig aus Holz gebaut war. In der Trotte fanden die sogenannten Trottbäume Platz, mit denen die Wittnauer ihre Trauben pressten. Während 166 Jahren kelterte man in der 125 Quadratmeter grossen und 3,5 Meter hohen Halle.
Sie wurde frühestens 1720 erbaut und zeugte vom Können der damaligen Zimmerleute. Denn das hölzerne Ständergerüst war so konstruiert, dass die ganze Dachlast auf die Seitenwände abgeleitet wurde. Sämtliche Streben der Wände und des Dachstuhls waren nur ineinander verzapft und mit Holznägeln fixiert. Eine Verbretterung schützte das Gerüst. Ein Walmdach überdeckte die Trotte noch bis ins 19. Jahrhundert. Dann wurde es abgebaut, weil es unmodern geworden war.
Im Jahre 1886 wurde die Kelterei aufgegeben und die Trottbäume aus dem Gebäude entfernt. Fortan nutzte die Familie Fricker, die im Bauernhaus nebenan lebte, die ehemalige Trotte als Scheune weiter. Am 13. August 2015 wurde die Trotte abgerissen.
Am Heidenweg 12 in Möhlin wurde 2013 ein schadhafter Riegelbau abgerissen. Jahrelang war durch das Ziegeldach Wasser eingetreten, welches das Gebälk verfaulen liess. So brach in der Folge das Dach über dem Wohntrakt zusammen und eine Riegelfassade stürzte ein.
Der Aufbau des Gebäudes folgte der klassischen Dreiteilung von Wohntrakt-Tenne-Stall, wie sie für die ländlichen Wohnbauten sehr typisch ist. Der Konstruktionstyp folgt dem jüngeren Typus des "Alemannischen" Riegelbaus, wie er im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges neu entstanden ist und im Dreiländereck sehr geläufig war.
Die Datierung des Hauses, das heisst seines Kernbaus, gelang über die dendrochronologische Datierung einer Schwelle. So ist davon auszugehen, dass das Riegelhaus um 1740 erbaut worden ist. Das Team der Kantonsarchäologie untersuchte und dokumentierte an vier Tagen im Juli 2013 das Haus am Heidenweg. Am 10. Dezember 2013 wurde das Riegelhaus abgerissen.
Ort | Objekt | Baujahr | Abbruch |
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Menziken, Neumattstrasse 1 | Hochstudhaus | 18. Jh. | Februar 2017 |
Obersiggenthal, Kirchdorf, Brühlstrasse 7/9 | Altes Pfarrhaus mit Anbau | 1. Hälfte 16. Jh. | noch nicht erfolgt |
Hausen, Haupstrasse 28−30 | Hochstudhaus | 1706/07 | April/Mai 2017 |
Oberentfelden, Iseligüetlistrasse 11 | Hochstudhaus | 1744 | Juli 2017 |
Herznach, Kirchgasse 3 | Hochstudhaus | 1569 | August 2017 |
Döttingen, Hauptstrasse 70 | Hochstudhaus | 1. Hälfte 16. Jh. (frühestens 1526) | Oktober 2017 |
Muri, Bachstrasse 28 | Hochstudhaus | 1716/17 | Oktober 2017 |
Buttwil, Seetalstrasse 12 | Tätschdachhaus | 1753/54 | November 2017 |
Sie ist die letzte Ihrer Art: Die Hochstudscheune an der Scheidgasse 24 in Kölliken. Doch das Gebäude soll ebenfalls abgerissen werden. Das will eine Initiativgruppe verhindern und startete deshalb eine Petition, die in der Folge 191 Personen unterschrieben.
Die Scheune besteht aus einem Kernbau von 1818/19 und einem späteren Anbau von 1829. Insgesamt hatte die Scheune eine Fläche von 185 Quadratmetern, der Kernbau war allerdings nur ein Drittel so gross wie der spätere Scheunenkomplex. Bis 1909 war die Scheune mit Stroh eingedeckt.
Auffallend war das Fehlen jeglicher Futterkrippen und Spuren tierischer Ausscheidungen im Anbau. Offenbar wurde er nicht als Stallung genutzt, sondern für eine Tätigkeit, die viel Platz und ein Büro brauchte. Die Brandassekuranzen berichten von einer "Zettelstube", einem Ort, wo die Kettfäden für die Webrahmen vorbereitet wurden. Wir dürfen also annehmen, dass in der Kölliker Scheune Vorbereitungen für die Heimweberei getroffen wurden, eventuell sogar auch gewoben wurde.
Am 6. März 2018 wurde bekannt, dass die Hochstudscheune in Kölliken gerettet wird. Eine Erfolgsgeschichte im Kulturerbejahr 2018.
Im restaurierten Hochstudhaus befindet sich das Dorfmuseum. Die Ausstellung zeigt das bäuerliche Wohnen, Leben und Arbeiten.
Restauriertes Hochstudhaus mit kleiner Ausstellung über das Handwerk der Strohdachdecker.
Ein Hochstudhaus aus Oberentfelden wurde vor 30 Jahren im Freilichmuseum Ballenberg wiedererstellt.