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Ausgrabungen & Untersuchungen

Unter dem Asphalt liegen vier Jahrhunderte

Blick auf die Grabungsfläche.

An der Zürcherstrasse in Windisch geht es per Spaten von der Gegenwart rückwärts in die Vergangenheit: Unter dem Asphalt von heute liegen die Überreste aus vier Jahrhunderten römischer Besiedlung. Ein Grabungsteam legt die Schichten frei.

Drei Meter unter dem Asphalt, an der Zürcherstrasse in Windisch, liegen Überreste aus vier Jahrhunderten römischer Besiedlung. Die Wehrmauer des Legionslagers verlief vor 2'000 Jahren etwa dort, wo heute die Zürcherstrasse liegt. Davor erstreckten sich mehrere Spitzgräben, das Verteidigungssystem des Militärlagers, und eine Kiesstrasse, an die sich die zivile Siedlung anschloss.

Südfront des Legionslagers Vindonissa zur Zeit der 11. Legion (ca. 69/72-101 n.Chr.) Grafik: Kantonsarchäologie Aargau

Hier lebten und arbeiteten viele Menschen. Noch weiter südlich, am Hang hinauf zur Oberburg, bestatteten sie vom 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. ihre Verstorbenen in einem Gräberfeld. Was von der zivilen Siedlung im Boden erhalten blieb, gräbt derzeit ein Team der Kantonsarchäologie aus.

Befunde und Funde aus vier Jahrhunderten

Das Grabungsteam legt an der Zürcherstrasse in Windisch Überreste aus vier Jarhunderten frei. Foto: Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau.

Nötig macht die Ausgrabungen ein Neubauprojekt mit Tiefgarage, das derzeit an der Zürcherstrasse entsteht. Deshalb untersuchte bereits 2013 und 2016 ein Grabungsteam das Areal mit der ehemaligen Wirtschaft "Linde" und einen Teil der Liegenschaft "Moto Urech". Bis Frühjahr 2018 gräbt das Team nun den östlichen Bereich des Neubauprojektes vorgängig aus. Das Team gräbt von der Oberfläche her quasi in der Zeit rückwärts, von der letzten Besiedlung bis zu den ersten Spuren.

Ein Knochenschnitzer aus dem 1. Jahrhundert

Die Balken der ältesten Holzgebäude sind vergangen und nur noch als Verfärbungen erkennbar. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Von der ersten Besiedlung haben sich nur wenige Spuren im Boden erhalten. Denn die ersten Häuser bestanden im 1. Jahrhundert n. Chr. aus Holz, das bekanntlich im Boden vergeht. Übrig bleiben nur schwach erkennbare Gräbchen. Obwohl nur als Verfärbungen im Boden sichtbar, geben sie dennoch Anhaltspunkte, wie die Gebäudegrundrisse verliefen. Was hier damals verarbeitet wurde, zeigen zahlreiche bearbeitete Knochen: Offenbar lebte hier jemand mit einem handwerklichen Betrieb, spezialisiert auf Knochenschnitzereien.

Metallverarbeitung im 3. und 4. Jahrhundert

Ein kleiner Ofen (links im Bild) diente der Metallverarbeitung. Foto: Kantonsarchäologie Aargau; © Kanton Aargau

Nur wenige Zentimeter unter dem modernen Kiesplatz kamen die jüngsten Spuren zum Vorschein. Es ist ein Steingebäude aus dem 3. oder 4. Jahrhundert, das das Grabungsteam bereits 2016 teilweise freigelegt hat. Ausserhalb des Baus befand sich eine Feuerstelle mit einer Ansammlung von Keramik – eine Abfalldeponie. Ausserdem kamen zwei Öfen zum Vorschein, wovon einer der Metallbearbeitung diente.

Eine Strasse mit Bestand

Die römische Strasse bestand aus mehreren übereinanderliegenden Kiesschichten (links im Bild). Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau.

Am östlichen Rand der Grabungsfläche stiess das Team auf eine Strasse. Sie verläuft aus südwestlicher Richtung auf das Südtor des Legionslagers zu und trifft dort auf die Strasse, die entlang der Wehrmauer verlief. Die freigelegte Strasse besteht aus mehreren übereinander liegenden Kiesschichten, die von der langen Benutzungszeit der Strasse zeugen.

Neue Erkenntnisse

In der Erde stecken die Überreste der römischen Besiedlung: Ausgräber legt Keramikgefäss frei. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau.

Bisher war der Bereich südlich des Legionslagers schlecht erforscht. Die aktuellen Ausgrabungen erlauben in diesem Areal nun einen grossflächigen Einblick in den Boden und vervollständigen damit das Bild der Zivilsiedlung von Vindonissa.

Hinweis:Grabung abgeschlossen

Die Grabung dauerte vom 2. August 2017 bis 16. Februar 2018 und wurde termingerecht abgeschlossen.