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Kulturkonzept

Grundlagen und Rahmeninformationen

Mit seiner langfristigen gesetzlichen Grundlage und dem Aufgaben- und Finanzplan als kurz- bis mittelfristigem Planungsinstrument, erfüllt das kantonale Kulturkonzept einerseits gesetzliche Aufgaben, kann aber auch, immer im Rahmen der formulierten Ziele und Massnahmen, relativ flexibel auf neue Bedürfnisse reagieren.

Die Kantonsverfassung, das Kulturgesetz sowie das Entwicklungsleitbild des Regierungsrats bilden die langfristige Basis für das Kulturkonzept. Der Aufgaben- und Finanzplan ist das kurz- und mittelfristige Planungsinstrument und enthält das Budget für das Folgejahr sowie drei Planjahre. Er verknüpft die Aufgaben mit den Finanzen und legt Schwerpunkte fest.

Grundlagen und Steuerung der gesetzlichen Aufgaben des Kantons im Bereich Kultur

Verschiedene Grundlagen und Instrumente steuern die kantonalen Aufgaben im Bereich Kultur.

Verfassung und Gesetz

Kantonsverfassung und Kulturgesetz legen die langfristigen Ziele der aargauischen Kulturpolitik fest. Zentral sind dabei folgende Paragrafen:

Verfassung
ParagraphText
§ 14Die wissenschaftliche Lehre und Forschung sowie die künstlerische Betätigung sind frei. (…)
§ 361 Der Kanton fördert kulturelles Schaffen und Gemeinschaftsleben.
2 Er sorgt für die Erhaltung der Kulturgüter. Er schützt insbesondere erhaltenswerte Ortsbilder sowie historische Stätten und Baudenkmäler.
3 Er unterhält Einrichtungen für die Pflege der Wissenschaften, der Künste und des Volkstums.
Gesetz
ParagraphText
§ 1Dieses Gesetz regelt
a) die Kulturförderung durch den Kanton,
b) die durch den Kanton geführten Kulturinstitutionen,
c) Erhaltung und Pflege der Kulturgüter durch den Kanton.
§ 2Dieses Gesetz hat zum Zweck,
a) die kulturelle Vielfalt zu stärken,
b) günstige Rahmenbedingungen für Kulturschaffende zu schaffen,
c) das Kulturschaffen und die Kulturvermittlung zu fördern,
d) den kulturellen Austausch zu fördern,
e) das kulturelle Erbe des Kantons zu bewahren,
f) der Bevölkerung den Zugang zu Kultur zu erleichtern.

Entwicklungsleitbild des Regierungsrats 2021–2030

Der Regierungsrat formuliert jeweils zu Beginn der Legislaturperiode seine politischen Schwerpunkte und Ziele unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklungen für die nächsten zehn Jahre. Diese hält er im Entwicklungsleitbild fest. Im aktuellen Entwicklungsleitbild 2021-2030 kommt die Kultur bei der Strategie 2 "Wohnen und Arbeiten stärker verknüpfen" zum Tragen:

Der Kanton ermöglicht der Bevölkerung Zugang zu einem breiten Kulturangebot und schafft weiterhin bedarfsgerechte Voraussetzungen, damit sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf allen Leistungsstufen bestmöglich sportlich betätigen können. Ein vielfältiges Kulturangebot im Kanton Aargau sowie die Möglichkeit der sportlichen Betätigung leisten einen Beitrag zu einem attraktiven Wohnstandort und fördern den gesellschaftlichen Austausch.

Aufgaben- und Finanzplan

Für die konkrete Umsetzung des gesetzlichen Auftrags braucht es adäquate finanzielle Mittel. Der Aufgaben- und Finanzplan ist das kurz- und mittelfristige Planungsinstrument und enthält das Budget für das Folgejahr sowie drei Planjahre. Er verknüpft die Aufgaben mit den Finanzen und legt Schwerpunkte fest. Die Ziele sind auf die ordentlichen Aufgaben der im Kulturgesetz festgelegten Aufgabenfelder ausgerichtet. Die Zielerreichung wird anhand von Indikatoren gemessen.

Der Aufgaben- und Finanzplan wird jährlich vom Regierungsrat erarbeitet und vom Grossen Rat beschlossen (Budgetjahr) beziehungsweise zur Kenntnis genommen (Planjahre).

Ziele des Aufgabenbereichs Kultur

Für den Aufgabenbereich Kultur formuliert der Aufgaben- und Finanzplan 2023-2026 sechs Ziele:

  1. Das kreative Potenzial sowie die Vielfalt und Qualität des kulturellen Angebots im Kanton werden gefördert.
  2. Die kantonalen Museen sind schweizweit positioniert und werden rege besucht.
  3. Das Kulturgut wird gesammelt, erforscht und zugänglich gemacht sowie vor Zerstörung und Verlust geschützt.
  4. Die kantonalen Kulturinstitutionen ermöglichen der Bevölkerung, Vergangenheit und Gegenwart zu erleben und zu reflektieren sowie sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen.
  5. Bibliothek und Archiv Aargau positioniert sich als Wissens- und Lernort.
  6. Kinder und Jugendliche erhalten Zugang zu einem vielfältigen Kulturleben.

Zentrale Aufgabenfelder des Kantons im Bereich Kultur

Aus dem Kulturgesetz leiten sich drei zentrale Aufgabenfelder für den Kanton ab: Kulturförderung, Kulturpflege und Kulturvermittlung.

Schema der drei zentralen Aufgabenfelder des Kantons im Bereich Kultur.

Kulturförderung

Ziel der Kulturförderung ist es, die Vielfalt und Vitalität des Kulturlebens zu stärken und das Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern sowie das Engagement von Veranstaltenden und Institutionen zu unterstützen.

Einzelförderung

Gefördert werden einzelne Kulturschaffende, Ensembles und Formationen, Kulturprojekte, Programme, Kulturinstitutionen, -kommissionen und -veranstaltende sowie Bibliotheken. Mit Beiträgen aus dem Staatshaushalt und aus dem Swisslos-Fonds werden sowohl das professionelle Kulturschaffen als auch Organisationen der Laienkultur unterstützt. Für die Kulturförderung stehen dem Kanton verschiedene Instrumente zur Verfügung, wobei die Ausrichtung von finanziellen Beiträgen an qualitative und kulturpolitische Kriterien gebunden ist.

Einzelne Kulturschaffende werden mit finanziellen Beiträgen unterstützt und erhalten dadurch die Möglichkeit, sich für längere Zeit auf ihr künstlerisches Schaffen zu konzentrieren und ihr Werk zugänglich zu machen. Bestandteile der Einzelförderung sind auch Atelieraufenthalte im Ausland, für deren Dauer der Kanton einen Teil der Lebenshaltungskosten übernimmt. Zuständig für die Einzelförderung ist das Aargauer Kuratorium.

Projektförderung

Förderbeiträge unterstützen Projekte, Programme und Veranstaltungen von Kulturinstitutionen und Ensembles. Solche Beiträge werden einerseits vom Aargauer Kuratorium und andererseits durch den Regierungsrat über den Swisslos-Fonds vergeben.

Zur Sicherung und Förderung von Kulturinstitutionen mit mindestens kantonaler Bedeutung, die jedoch nicht vom Kanton geführt werden, richtet der Kanton Betriebsbeiträge aus. Diese sind mit mehrjährigen Leistungsvereinbarungen verbunden und werden vom Regierungsrat beschlossen.

Impulsgebung

Die Kulturförderung beschränkt sich nicht nur auf die Ausrichtung von finanziellen Beiträgen. Sie kann durch spezielle Aktionen und Programme in der Kulturlandschaft neue Impulse setzen oder Projekte in Partnerschaft mit kommunalen oder privaten Kulturakteurinnen- und akteuren initiieren. Das Kulturgesetz weist dem Kanton dabei eine zweifache Rolle zu: Der Kanton kann eigene Akzente und Entwicklungen in Gang setzen und gleichzeitig nimmt er gegenüber den kommunalen und privaten Kulturakteurinnen und Kulturakteuren eine unterstützende Rolle ein.

Kulturpflege

Das kulturelle Erbe verknüpft die Vergangenheit mit der Gegenwart und verbindet uns mit unserer Herkunft. Im Boden oder unter Wasser sind zahlreiche archäologische Hinterlassenschaften erhalten. In den Dörfern, Städten und auf dem Land gibt es zahlreiche historische Bauten, die unter kommunalem oder kantonalem Schutz stehen. Bild- und Schriftquellen werden in diversen Archiven in Gemeinden, Institutionen und beim Kanton aufbewahrt. Historische Objekte und Werke der bildenden Kunst finden sich in Sammlungen und werden in Museen ausgestellt. Zum immateriellen Kulturerbe gehören mündlich überlieferte Traditionen, gesellschaftliche Praktiken und Rituale sowie kollektives Wissen und Gebräuche. Das materielle und das immaterielle Kulturerbe zusammen repräsentieren die Gesamtheit unserer Geschichte.

Damit künftige Generationen vom Kulturerbe profitieren können, liegt es in unserer Verantwortung und ist es unsere Aufgabe, es zu schützen, zu erhalten und zu pflegen. Dies ist eine gemeinsame, generationenübergreifende Verbundsaufgabe, an der mehrere Institutionen und Fachstellen des Kantons beteiligt sind: die Kantonsarchäologie, die Kantonale Denkmalpflege, Bibliothek und Archiv Aargau (Kantonsbibliothek und Staatsarchiv), Museum Aargau sowie das Aargauer Kunsthaus.

Kulturvermittlung

Kulturvermittlung umfasst zahlreiche Aktivitäten in Zusammenhang mit der Wahrnehmung und Gestaltung künstlerischer und kultureller Inhalte. Sie macht Kunst, Kultur und Geschichte für breite Bevölkerungskreise auf immer wieder neue Art und Weise erfahrbar. Dies umfasst unter anderem das Kennenlernen von künstlerischen Werken und kulturhistorischen Lebenswelten, den direkten Kontakt mit Kulturschaffenden oder die Befähigung zur eigenen künstlerisch-kreativen Tätigkeit.

Als demokratisches Gemeinwesen hat der Kanton ein Interesse und den Anspruch, der breiten Bevölkerung das Erleben des gegenwärtigen Kulturschaffens und die Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte zu ermöglichen. Deshalb ist eine qualitätsvolle, zielgruppenorientierte und für alle zugängliche Kulturvermittlung nicht nur eine der zentralen Aufgaben aller kantonalen Kulturinstitutionen. Auch der Kanton unterstützt im Rahmen der Kulturförderung Projekte der Kulturvermittlung, sei es durch finanzielle Beiträge an Dritte oder durch eigene Programme, wie beispielsweise "Kultur macht Schule".

Übersicht über die Aargauische Kulturlandschaft

Der Kulturkanton Aargau

... historisch

Das historisch begründete Selbstverständnis des Aargaus als Kulturkanton geht auf die Anfänge des Kantons zurück. Im 19. Jahrhundert nahm der Aargau im Schulbereich und in der Kultur eine Vorreiterrolle ein. Treibende Kraft war die 1811 gegründete Gesellschaft für vaterländische Kultur, aus der zahlreiche Vereinigungen und Einrichtungen in den Kleinstädten und auf dem Land hervorgingen, die wissenschaftliche und kulturelle, aber auch ökonomische, erzieherische und fürsorgliche Ziele verfolgten. So entstanden im Aargau schon früh öffentliche Bibliotheken und Lesegesellschaften sowie kulturelle Vereine. Dass sich die künstlich zusammengefügten Landschaften unterschiedlicher historischer Herkunft nach der Kantonsgründung 1803 sukzessive zu einem Kanton formen liessen, war zu einem wesentlichen Teil den Kulturgesellschaften zu verdanken.

Da sich jedoch wegen der dezentralen Struktur des Kantons keine Gesellschaftsschicht mit sehr grossem Vermögen bildete, entstanden im 19. und frühen 20. Jahrhundert keine grossen städtischen Kulturhäuser, welche die Kraft und den Ehrgeiz hatten, sich mit Vorbildern auf nationaler und internationaler Ebene zu messen. Entsprechend sind im Aargau grosse Kulturhäuser wie das Aargauer Kunsthaus und Museum Aargau erst nach der Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden, und typischerweise handelt es sich dabei um kantonale Institutionen.

Mit dem Gesetz über die Förderung des kulturellen Lebens, das 1969 in Kraft trat, schuf sich der Aargau als einer der ersten Kantone der Schweiz ein eigenes Kulturgesetz. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff Kulturkanton wieder aktiv propagiert. Im Jahr 2010 trat ein überarbeitetes Kulturgesetz in Kraft, das bis heute Gültigkeit hat. Im Vorfeld dieser Gesetzesrevision erhielt der Begriff mit dem Slogan "Der Kulturkanton Aargau ist für seine Bevölkerung gelebte Realität und gilt in der Schweiz als Markenzeichen" erneut ein starkes Gewicht.

... heute

Der Begriff Kulturkanton bezieht sich heute insbesondere darauf, dass im Aargau in der Kulturförderung, in der Kulturvermittlung und im zeitgenössischen Kulturschaffen immer wieder Wichtiges, Innovatives und schweizweit Pionierhaftes entsteht. In vielen aargauischen Kleinstädten, insbesondere in den beiden urbanen Zentren Aarau und Baden, gibt es eine aktive und lebendige Kulturszene. Vielerorts entstanden in den vergangenen Jahrzehnten einzigartige Kulturinstitutionen, Festivals und Veranstaltungsreihen mit grosser Nähe zum Publikum, und nicht wenigen davon gelingt es, kantonale, nationale oder gar internationale Strahlkraft zu entwickeln und damit die Identität des Kantons nach innen und aussen zu stärken. Der Kanton besitzt zudem ein aussergewöhnlich reichhaltiges, national und international bedeutendes Kulturerbe, das er auf professionelle Art und Weise und erfolgreich pflegt. Der Kulturvermittlung, insbesondere für ein junges Publikum, wird ein hoher Stellenwert beigemessen. Eine wichtige Rolle kommt in allen Bereichen dem freiwilligen Engagement zu, wobei gerade im regional breit abgestützten Laienkulturbereich engagierte Einzelpersonen und Vereine einen wesentlichen Beitrag leisten.

Kulturelle Sparten

Die einzelnen Bereiche der Aargauer Kultur sind hier kurz porträtiert. Bei namentlichen Erwähnungen von Kulturschaffenden, Institutionen und Organisationen soll keinesfalls der Anspruch auf eine repräsentative Auswahl erhoben, sondern das breite Spektrum und die Vielfalt der einzelnen Bereiche beispielhaft veranschaulicht werden.

Kulturelles Erbe

Das kulturelle Erbe reicht bis in die Frühzeit zurück und ist noch lange nicht abschliessend erforscht. Die Kantonsarchäologie verwaltet die archäologischen Funde und Fundstellen. Frühe Zeugen der Besiedlung des Kantonsgebiets sind die alt- und mittelsteinzeitlichen Funde aus dem unteren Fricktal oder die Pfahlbauten von Beinwil am See und Seengen. Letztere gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es sind die einzigen Welterbestätten im Aargau. Der Aargau verfügt auch über ein reiches und international bedeutendes Erbe an kulturellen Schätzen aus der Römerzeit. Dazu zählen die einstige Koloniestadt Augusta Raurica in Kaiseraugst (AG) und Augst (BL) sowie das Legionslager Vindonissa in Windisch, das mit dem einzigartigen Vermittlungsprojekt "Legionärspfad" ein breites Publikum anspricht. In Baden finden sich Zeugnisse der europäischen Bäderkultur aus einem Zeitraum von über 2000 Jahren. Spannende Zeugen vergangener Zeiten sind auch die gut erhaltenen mittelalterlichen Altstädte, Burgen, Schlösser und Klöster. Viele davon stehen im Zusammenhang mit den Habsburgern, einem der wichtigsten Adelsgeschlechter Europas, die ihre Stammlande im Gebiet des heutigen Aargaus hatten. Die Glasfenster der Klosterkirche Königsfelden mit der berühmten Vogelpredigt des heiligen Franziskus oder die ehemalige Benediktinerabtei Muri zählen zu den Aargauer Kulturdenkmälern von europäischem Rang. Das Staatsarchiv Aargau und die Aargauer Kantonsbibliothek bewahren und vermitteln Bestände vom Hochmittelalter bis in die Gegenwart. Neben wertvollen Urkunden und Zeugnissen aus der Vormoderne bewahrt das Staatsarchiv die systematische Dokumentation der Verwaltungstätigkeit seit der Kantonsgründung 1803.

Museen und Ausstellungshäuser

Im Bereich der bildenden Künste besitzt das Aargauer Kunsthaus eine einzigartige Sammlung von Schweizer Kunst. Nicht von ungefähr wird es deshalb als inoffizielle Nationalgalerie der Schweiz bezeichnet. Dazu gibt es weitere Ausstellungshäuser, unabhängige Kunsträume oder temporäre Formate, die der zeitgenössischen Kunst und der Performance Präsentationsmöglichkeiten, Raum für Experimente und Diskurs bieten. Unter anderem sind dies der Kunstraum und das Forum Schlossplatz in Aarau, der Kunstraum und das Trudelhaus in Baden, das Zimmermannhaus in Brugg sowie das Kunsthaus in Zofingen. Das Museum Aargau gehört mit seinen zehn Standorten zu den meistbesuchten historischen Museen der Schweiz. Mit international erfolgreichen Ausstellungen zu Gegenwartsfragen erreicht das Stapferhaus Lenzburg über die Kantons- und Landesgrenze hinaus grosse Aufmerksamkeit. Zu Recht wurde es im Jahr 2020 zum Europäischen Museum des Jahres gekürt. Daneben gibt es zahlreiche weitere Museen, die von Gemeinden, Stiftungen oder Vereinen getragen werden und sich spezifischen Themen widmen, wie zum Beispiel das Museum Langmatt in Baden mit seiner bedeutenden Sammlung von Werken impressionistischer Kunst, das Kindermuseum in Baden, das Freiämter Strohmuseum Wohlen oder das Schweizerische Festungs- und Militärmuseum Full-Reuenthal. Ein facettenreiches Bild des Aargaus vermitteln schliesslich die zahlreichen städtischen und lokalen Geschichts- und Heimatmuseen.

Theater und Tanz

Der Aargau verfügt über eine lange Theatertradition, die in der Bevölkerung stark verankert ist. Eine Vielzahl an Theatergruppen, Kinder- und Jugendtheatern bringen Volkstheaterstücke, Freilichtspiele oder klassische Theaterstücke zur Aufführung. Oft realisieren sie ihre Produktionen unter professioneller Leitung. Im Theaterbereich sind die Übergänge von der Laienkultur zum professionellen Schaffen fliessend. An verschiedenen Kleintheatern in allen Regionen des Kantons hat sich eine Theaterszene mit einem reichhaltigen, oft auch experimentellen Schaffen herausgebildet. Eine schweizweit einzigartige Tanzplattform ist tanz & kunst königsfelden. Der Kulturbetrieb bringt in der Klosterkirche Königsfelden interdisziplinäre Produktionen und Vermittlungsprojekte zur Aufführung und betreibt in Baden ein Tanzresidenzzentrum. Zudem gibt es eine junge Generation von Tänzerinnen, Tänzern, Choreografinnen und Choreografen, die ihre eigenständigen tänzerischen Ausdrucksformen entwickeln, beispielsweise Elias Kurth, Isabelle Spescha mit InQudrt oder das Badener Tanztheater. Das Kurtheater und das Theater im Kornhaus ThiK in Baden, die Bühne Aarau, das Kellertheater in Brem-garten, das Theater am Bahnhof in Reinach TaB, das Odeon in Brugg, der Sternensaal in Wohlen oder die kleine bühne in Zofingen bieten dem anspruchsvollen Theaterpublikum ein facettenreiches Programm. Das Theater Marie ist ein professionelles Tourneetheater ohne festen Spielort, das für Gastspiele an Theatern und Festivals im In- und Ausland engagiert wird und mit der Jungen Marie ein Nachwuchsensemble führt. Festivals wie die internationale Biennale des Bilder-, Figuren- und Objekttheaters figura oder das ebenfalls auf den Nachwuchs fokussierte Jugend Theater Festival Schweiz fanfaluca bereichern das ganzjährige Angebot auf Bühnen im Aargau.

Film

In einer lebendigen Kinolandschaft finden Cineastinnen und Cineasten im Aargau neben den kommerziellen Kinos eine Reihe von Programmkinos, die Schweizer und internationale Spiel- und Dokumentarfilme jenseits von Blockbustern vorführen. Mit viel Freiwilligenarbeit schaffen die Teams vom Cinema Odeon in Brugg, vom Filmtreff Kino Orient in Wettingen oder vom Filmklub Muri Orte der Begegnung und des Austauschs. Trigon, der wichtigste Filmverleih der Schweiz für Filme aus dem Süden, trägt Lebenswelten aus Afrika, Asien und Lateinamerika aus dem Aargau hinaus in die ganze Schweiz. Viele Spezialistinnen und Spezialisten aus dem Aargau wirken an Schweizer Filmen mit, sei es als Drehbuchautorinnen und -autoren, in der Regie, in der Produktion oder in der Komposition. Das Aargauer Kuratorium unterstützt klassische Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme, aber auch Experimentalfilme und innovative Projekte an der Schnittstelle zu anderen Disziplinen wie zur Literatur oder zu Virtual Reality. Das jährlich in Baden stattfindende Festival für Animationsfilm Fantoche gehört international zu den bedeutenden Festivals in diesem Genre und zu den wichtigsten Filmfestivals der Schweiz.

Musik

Wie beim Theater finden sich in der Musikszene neben renommierten professionellen Formationen eine Vielzahl von Musikgesellschaften, Laienchören, Ensembles von Amateurinnen und Amateuren sowie Bands, die in unterschiedliche Musiksparten von Klassik, Jazz, Blues, Elektronischer Musik, Hip Hop, Rock und Pop bis hin zur traditionellen Volksmusik und der Blasmusik tätig sind. Das Aargauer Symphonie Orchester argovia philharmonic geniesst im professionellen klassischen Musik-schaffen nationale Ausstrahlung. Bedeutend sind Kammermusikformationen wie das Capriccio Barockorchester oder CHAARTS. Das Künstlerhaus Boswil hat sich zu einem Kompetenzzentrum für Musik entwickelt. Am Festival Boswiler Sommer, am Solsberg Festival, beim Pfingstfestival Brunegg oder am Festival Hirzenberg erklingt klassische Musik von internationalem Format. Neben der traditionellen Klassik gibt es eine Vielzahl von Konzerten und Konzertreihen für Neue Musik. Mit dem numu Festival oder den Konzerten in der Stanzerei hat sie sich insbesondere in Baden entwickelt. Fans von Rock, Pop, Hip Hop und Elektronischer Musik finden an mehreren Orten internationale Konzertangebote, namentlich im KIFF in Aarau, dem publikumsstärksten Konzertort im Aargau. Der Jazz ist unter anderem mit der Reihe Musig im Pflegidach in Muri präsent. Zahlreiche Openairs sor-gen im Sommer für Musikgenuss im Freien. Der Kanton Aargau weist eine der grössten Festivaldichten in der Schweiz auf. Dazu zählen zum Beispiel das Heitere Open Air in Zofingen, das One of a Million Festival in Baden, das Open Air Gränichen, das Blues Festival Baden oder das Festival Make the Hood look good in Aarau.

Literatur

Die Aargauer Literatur spiegelt den Lebensraum Aargau als Schauplatz und Kulisse und nutzt ihn als Quelle der Inspiration, so unter anderem im erzählerischen Schaffen von Klaus Merz, Hermann Burger, Christian Haller, Hansjörg Schneider, Claudia Storz oder Andreas Neeser. In der Lyrik, etwa bei Erika Burkart, Silvia Trummer und Nathalie Schmid, bildet der Aargau einen Resonanzraum für das poetische Schaffen. Die Werke von Aargauer Schriftstellerinnen und Schriftstellern sind regelmässig im Programm des Aargauer Literaturhauses in Lenzburg anzutreffen und an vielen Literaturveranstaltungen präsent. Mit dem Seetaler Poesiesommer und dem Lyrikfestival Neonfisch sind zwei Schweizer Kulturfestivals mit sprach- und grenzüberschreitender Ausrichtung im Aargau beheimatet. An den Zofinger Literaturtagen im Oktober steht jeweils das literarische Schaffen des Gastlands der Frankfurter Buchmesse auf dem Programm. Die Brugger Literaturtage ihrerseits präsentieren in zweijährigem Rhythmus deutschsprachige Autorinnen und Autoren. Über 80 öffentliche Bibliotheken bereichern das Kulturleben in den Gemeinden mit vielfältigen Veranstaltungen für die breite Bevölkerung.

Zirkus

Der Kanton Aargau hat eine lange Zirkus-Tradition, die über Jahrzehnte vor allem geprägt war von der Zirkus-Dynastie Nock. Zwar stellte der national bekannte klassische Zirkus Nock im Jahr 2018 seinen Betrieb ein, dafür konnte sich in der Zwischenzeit der zeitgenössische Zirkus ein starkes Standbein im Aargau aufbauen. Neben dem Circus Monti, der ebenfalls auf eine lange Tradition im Aargau zurückblicken darf, sind in diesem Zusammenhang insbesondere das biennale Festival cirqu’Aarau und die Aargauer Gruppe Roikkuva zu erwähnen.

Jugendkultur

Im Bereich Jugendkultur finden sich in den verschiedenen Aargauer Regionen und Gemeinden Jugendkulturhäuser wie das Tomasini in Lenzburg, der Flösserplatz in Aarau, das Piccadilly in Brugg, das Oxil in Zofingen oder das Werkk in Baden. Sie dienen nicht nur als Konzert- und Aufführungsorte, sondern bieten jungen Kunst- und Kulturschaffenden oftmals auch Ateliers und Proberäume. Der Nachwuchsband-Wettbewerb bandXnordwest zeichnet die Früchte des jungen Musikschaffens im Aargau aus und unterstützt die weitere Entwicklung junger Musikkarrieren.

Akteurinnen und Akteure

Der Kulturkanton setzt sich zusammen aus einer breiten und lebendigen Kulturszene, zahlreichen Kulturinstitutionen und -organisationen sowie Kunst- und Kulturschaffenden aus allen Sparten.

Schema Akteurinnen und Akteure

Kunst-/Kulturschaffende und Kulturinstitutionen

Der Kanton Aargau beheimatet eine breite und lebendige Kulturszene, die in den Städten und Gemeinden gut verankert ist und von einer grossen Anzahl engagierter Menschen getragen wird. Gemeinsam mit den zahlreichen Kulturinstitutionen und -organisationen spielen die Kunst- und Kulturschaffenden eine zentrale Rolle. Sie sind es, die den Kulturkanton Aargau ausmachen. Neben einer Vielzahl von professionellen Kunst- und Kulturschaffenden aus den Sparten Literatur, Medienkunst & Film, Musik, Theater & Tanz, Bildende Kunst und Performance prägen die vielen Personen, die im Laienkulturbereich aktiv sind, die Kulturlandschaft des Aargaus. Sie wirken als Produzierende, realisieren gemeinsam mit anderen, innerhalb ihrer Disziplinen oder spartenübergreifend Projekte, engagieren sich in Institutionen und setzen sich in vielfältiger Weise für die Kultur und die Gesellschaft ein.

Kanton

Der Bereich der Kultur ist im Departement Bildung, Kultur und Sport angesiedelt. Dabei sind die Abteilung Kultur sowie das Aargauer Kuratorium für die Umsetzung des gesetzlichen Auftrags verantwortlich.

Abteilung Kultur (Departement Bildung, Kultur und Sport)

In der Abteilung Kultur sind alle kantonalen Institutionen und Fachstellen der Kulturförderung, Kulturpflege und Kulturvermittlung organisatorisch zusammengefasst.

Museum Aargau

Das Museum Aargau gehört zu den grössten historischen Museen der Schweiz. Unter dem Slogan "Geschichte am Schauplatz erleben" führt es zehn Standorte: die Schlösser Lenzburg, Hallwyl, Wildegg und Habsburg, die Klöster Königsfelden und Wettingen, den Legionärspfad und das Vindonissa-Museum, den digitalen Lehrpfad IndustriekulTOUR Aabach sowie das Sammlungszentrum Egliswil. Die Kernaufgaben der zehn Standorte sind die Geschichtsvermittlung und die Pflege der historischen Sammlung des Kantons Aargau.

Aargauer Kunsthaus

Das Aargauer Kunsthaus beherbergt eine der umfassendsten öffentlichen Sammlungen der Schweizer Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. In grösseren und kleineren Ausstellungen werden regelmässig bedeutende nationale und internationale Werke zeitgenössischer Kunst kontextualisiert, präsentiert und vermittelt. Zu den Aufgaben des Kunsthauses gehören zudem die Dokumentation, Erforschung und Pflege des ihm anvertrauten Kunstguts sowie fachspezifische Beratungen. Der Kanton trägt den Betrieb und die Infrastruktur des Kunsthauses und ist für die Pflege und Präsentation der Sammlung verantwortlich. Der privatrechtlich organisierte Aargauische Kunstverein, einer der ältesten und grössten Kunstvereine der Schweiz, ist für die Sonderausstellungen im Kunsthaus zuständig.

Kantonsarchäologie

Die Kantonsarchäologie erfasst, schützt und verwaltet die archäologischen Fundstellen und Funde im Kanton Aargau. Wo eine Zerstörung der archäologischen Hinterlassenschaft unabwendbar ist, führt sie Ausgrabungen durch. Sie dokumentiert und sichert die zu Tage kommenden Befunde und Funde, bearbeitet diese wissenschaftlich, archiviert das archäologische Quellenmaterial und unterhält die archäologische Sammlung.

Kantonale Denkmalpflege

Die Kantonale Denkmalpflege betreut die unter kantonalem Schutz stehenden Denkmäler und stellt durch qualifizierte Bauberatung eine langfristige und fachgerechte Erhaltung des Kulturguts sicher. Für die denkmalpflegerischen Mehrkosten richtet der Kanton finanzielle Beiträge an die Eigentümer aus. Eine wichtige Grundlage für die Tätigkeit der Kantonalen Denkmalpflege sind die Inventare schützenswerter Bauten, in denen sie das Wissen über den historischen Baubestand im Kanton sichert und laufend aktualisiert.

Bibliothek und Archiv Aargau

Unter der Dachorganisation Bibliothek und Archiv Aargau nehmen die Aargauer Kantonsbibliothek, das Staatsarchiv und die Bibliotheksförderung ihre Aufgaben koordiniert wahr. Sie ermöglichen der Bevölkerung den Zugang zu Quellen und Beständen sowie den elektronischen Zugang zu Archiven, Bibliotheken und historischen Informationen weltweit.

  • Aargauer Kantonsbibliothek: Die Aargauer Kantonsbibliothek sammelt, erschliesst und bewahrt gedruckte und digitale Informationen mit Bezug zum Kanton Aargau. Als wissenschaftlich-öffentliche Bibliothek richtet sie ihr Angebot nach den neusten technologischen Entwicklungen aus. Sie koordiniert die Bibliotheken der kantonalen Verwaltung und Schulen.
  • Staatsarchiv: Das Staatsarchiv des Kantons Aargau ist das zentrale Archiv des Kantons und seiner Rechtsvorgänger. Zu seinen Aufgaben gehören die Übernahme, Bewertung, Erschliessung und Aufbewahrung von amtlichem Archivgut. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag zur Informations- und Rechtssicherheit für Behörden und Öffentlichkeit. Ausserdem verfügt es über Sammlungen und Nachlässe von Personen, kantonalen Organisationen sowie Unternehmen, die für die Geschichte des Kantons Aargau von Bedeutung sind.
  • Bibliotheksförderung: Die Bibliotheksförderung unterstützt die öffentlichen Gemeindebibliotheken und kombinierten Gemeinde- und Schulbibliotheken in ihrer Weiterentwicklung durch Aus- und Weiterbildungskurse für die Bibliotheksmitarbeitenden sowie durch Beratung und finanzielle Beiträge für Projekte und Programme.

Stabsdienste/Kulturförderung

Neben diversen Supportaufgaben für die gesamte Abteilung Kultur unterstützen die Stabsdienste wichtige Förderaufgaben, namentlich im Bereich des Swisslos-Fonds und der Betriebsbeiträge an Kulturinstitutionen von mindestens kantonaler Bedeutung.

  • Swisslos-Fonds: Mit Beiträgen aus dem Swisslos-Fonds kann der Kanton Kulturprojekte unter-stützen, sofern sie gemeinnützig, das heisst nicht gewinnorientiert, der Öffentlichkeit zugänglich sowie von mindestens regionaler Bedeutung sind. Im Unterschied zum Aargauer Kuratorium fördert der Swisslos-Fonds nicht das zeitgenössische Kulturschaffen.
  • Betriebsbeiträge an Kulturinstitutionen von mindestens kantonaler Bedeutung: Zur Sicherung der betrieblichen Kontinuität leistet der Kanton Betriebsbeiträge an nicht vom Kanton getragene Kulturinstitutionen, wenn sie von mindestens kantonaler Bedeutung sind und verschiedene qualitative Kriterien erfüllen.

Über Förderbeiträge aus dem Swisslos-Fonds und die Ausrichtung von Betriebsbeiträgen zugunsten kantonal bedeutender Kunstinstitutionen entscheidet abschliessend der Regierungsrat.

Fachstelle Kulturvermittlung

Die Fachstelle Kulturvermittlung setzt einen besonderen Schwerpunkt in der Kulturvermittlung für Schülerinnen und Schüler vom Kindergarten bis zur Berufs- und Kantonsschule. Das Programm "Kultur macht Schule" ermöglicht jährlich rund 80'000 Aargauer Kindern und Jugendlichen kulturelle Erlebnisse und Erfahrungen. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit kulturellen Themen und mit der künstlerischen Praxis. Ausserdem berät und unterstützt die Fachstelle Kulturvermittlung kantonseigene und externe Kulturinstitutionen bei ihrer Vermittlungstätigkeit und lanciert Programme und Aktionen, wie das Programm DigiCulture und die Sonderaktion Eingeladen.

Geschäftsstelle Aargauer Kuratorium

Die Geschäftsstelle des Aargauer Kuratoriums ist organisatorisch in der Abteilung Kultur ange-siedelt. Sie unterstützt das Aargauer Kuratorium administrativ und operativ in seiner Fördertätigkeit.

Für die verschiedenen Aufgabenfelder stehen den verantwortlichen kantonalen Einrichtungen und Stellen Fachkommissionen beratend zur Seite: die Kommission Museum Aargau, die Kantonale Kommission für Denkmalpflege und Archäologie, die Bibliothekskommission und die Archivkommission.

Eine Sonderrolle hat die Kommission für Kulturfragen. Sie berät den Regierungsrat in wichtigen kulturellen und kulturpolitischen Fragen. Zudem prüft sie Gesuche um Betriebsbeiträge für Kulturinstitutionen und gibt dazu Empfehlungen ab. Die Mitglieder der Kommission werden durch den Regierungsrat gewählt.

Aargauer Kuratorium

Als der Aargau 1969 als einer der ersten Kantone ein Kulturgesetz erliess, bestimmte er für die Aufgabe der Förderung des kulturellen Lebens ein Gremium von Fachpersonen unter der Bezeichnung Aargauer Kuratorium. Dabei orientierte er sich am Modell von Pro Helvetia, der Kulturstiftung des Bundes und ging vom liberalen Grundgedanken aus, dass die öffentliche Förderung der Künste durch ein ehrenamtlich arbeitendes Gremium, unabhängig von Politik und Verwaltung erfolgen soll. Dieses fortschrittliche kantonale Modell ist bis heute schweizweit einmalig.

Das Aargauer Kuratorium fördert auf der Basis seines gesetzlichen Auftrags die Vielfalt, Qualität und Lebendigkeit des aktuellen künstlerischen Schaffens. Es unterstützt die Entstehung herausragender Werke und die Auseinandersetzung mit ihnen, schafft Freiräume für kreative Prozesse und den Austausch zwischen Künstlerinnen, Künstlern und Publikum sowie unter Kunstschaffenden. Das Aargauer Kuratorium sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Ansprüche und Belange der Kunst sowie für die Erhaltung und Weiterentwicklung einer vielfältigen künstlerischen Landschaft im Kanton Aargau.

Der Grosse Rat und der Regierungsrat wählen die elf Mitglieder des Aargauer Kuratoriums, beste-hend aus zehn Experten verschiedener Kunstsparten und der Präsidentin oder des Präsidenten. Eine der kantonalen Verwaltung angegliederte Geschäftsstelle unterstützt das Gremium in seiner Fördertätigkeit.

Das Aargauer Kuratorium ist inhaltlich in sieben Fachbereiche unterteilt. Jedes Kuratoriumsmitglied ist in mindestens zwei Fachbereichen tätig: Bildende Kunst und Performance, Film, Jazz und Rock/Pop, Klassik, Literatur, Theater und Tanz. Die Mitglieder der Geschäftsstelle bilden den siebten Fachbereich Regionale Kulturveranstalter. Jährlich bereiten die sieben Fachbereiche rund 750 Gesuche für das Plenum vor. Dieses entscheidet abschliessend über:

  • Beiträge an zeitgenössisches künstlerisches Schaffen, an Projekte, Distribution, Programme und Veranstaltungen,
  • Unterstützung von Kulturinstitutionen,
  • Vergabe von Kunst- und Anerkennungspreisen,
  • Atelieraufenthalte für kreative Prozesse.

Gemeinden

Der Kulturkanton Aargau ist geprägt durch das Zusammenspiel von Kanton, Gemeinden und Privaten. Die Gemeinden – Einwohner- und Ortsbürgergemeinden – haben eine eigenständige Verantwortung für die Kulturförderung, die Kulturpflege und die Kulturvermittlung. Häufig nehmen lokale oder regionale Kulturkommissionen diese Aufgaben im Auftrag des Gemeinderats wahr. Für die Umsetzung des Schutzes kommunal bedeutender Denkmalobjekte sind die kommunalen Bauverwaltungen zuständig. Daneben widmen sich zahlreiche Vereine und Kulturgesellschaften der Förderung kultureller Aktivitäten vor Ort. Die meisten Gemeinden führen eigene Kulturinstitutionen. Das gilt auch für kleine Gemeinden, wenn man etwa an die öffentlichen Gemeindebibliotheken denkt. Grosse Gemeinden betreiben Kulturhäuser mit überregionaler Ausstrahlung wie beispielsweise das Stadtmuseum Aarau, das Kunsthaus Zofingen, den Kunstraum Baden oder das Historische Museum Baden. Je nach Grösse, Tradition und gewachsenen Strukturen sind die Gemeinden auf unterschiedliche Art und Weise bestrebt, für ihre Bevölkerung ein attraktives Kulturangebot bereitzustellen oder durch die Unterstützung privater Aktivitäten möglich zu machen. Damit einher geht oft die Förderung von Kulturschaffenden in ihrer Gemeinde oder Region.

Vereine, Stiftungen, Gönner, Mäzene und Sponsoren

Neben dem öffentlichen Sektor sind vor allem Stiftungen und Vereine als Förderer zu nennen, die entweder mittels Beitragsleistungen kulturelle Vorhaben ermöglichen, oder selbst als Träger bedeutender Kulturinstitutionen auftreten, oft mit kommunaler und/oder kantonaler Unterstützung. Beispiele sind die Kulturstiftung Pro Argovia, die in unterschiedlichen Bereichen Kultur fördert, die Stiftung Stapferhaus Lenzburg, die Stiftung Künstlerhaus Boswil, die Theaterstiftung Baden, der Verein Kulturraum Hirzenberg in Zofingen oder die Stiftung Murikultur. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen spartenspezifischen Kulturvereine, die namentlich in der Nachwuchsförderung eine wichtige Rolle spielen. Auch gemeinnützige Stiftungen und private Gönner können das Kulturleben massgeblich mitprägen. Zwar ist die Stiftungsdichte im Aargau nachweislich geringer und das private Mäzenaten-tum weniger stark verankert als in anderen Kantonen. Trotzdem sind auch im Aargau Stiftungen und Mäzene mitunter bereit, für aussergewöhnliche Vorhaben hohe Beträge zur Verfügung zu stellen. Eine wichtige finanzielle Stütze der Kulturszene sind zudem Sponsorenbeiträge von Unternehmen. Im Unterschied zu Spenden sind diese immer an eine Gegenleistung gebunden.

Kreativwirtschaft

An der Schnittstelle von Kunst, Wirtschaft und Technologie hat sich die Kreativwirtschaft etabliert, z.B. Design, Werbung und interaktive digitale Medien (Mobile Applikationen, Computerspiele). In ihr verbinden sich schöpferische Tätigkeit mit unternehmerischem Anspruch und Marktorientierung. Zwar liegen für den Kanton Aargau keine Daten vor, doch dürfte auch hier gelten, was internationale und nationale Studien zeigen: Dass sich die Kreativwirtschaft zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber entwickelt hat. Gleichzeitig gibt es grosse Überschneidungen, respektive fliessende Übergänge zwischen dem Kunst- und Kulturschaffen und der Kreativwirtschaft. Entsprechend befruchten sich die beiden Bereiche gegenseitig. Obwohl für das kulturelle Umfeld im Kanton von grosser Bedeutung, ist die Kreativwirtschaft nicht Gegenstand des vorliegenden Kulturkonzepts, weil sie grundsätzlich der wirtschaftlichen Domäne angehört.

Finanzielle Ressourcen des Kantons

Für die Erfüllung der Aufgaben stehen der Abteilung Kultur und dem Aargauer Kuratorium Mittel aus dem Staatshaushalt und dem Swisslos-Fonds zur Verfügung.

Aufgewendete Mittel des Kantons Aargau für Kultur

Für die Jahre 2016 bis 2020 bewegte sich der finanzielle Nettoaufwand für den Aufgabenbereich Kultur zwischen 56,4 Millionen und 68,1 Millionen Franken. Die Mittel stammen dabei zu rund zwei Dritteln aus dem Staatshaushalt sowie zu rund einem Drittel aus dem Swisslos-Fonds. Die Mittel aus dem Staatshaushalt variierten nur wenig zwischen 2016 bis 2019. Im Jahr 2020 gab es allerdings eine deutliche Erhöhung, die namentlich auf ausserordentliche Covid-19-Entschädigungen im Umfang von 3,2 Millionen Franken zurückzuführen ist.

Die Höhe der für die Kultur verwendeten Swisslos-Fonds Gelder ist abhängig von den eingereichten Gesuchen und unterliegt damit jährlichen Schwankungen.

Aufgewendete Mittel des Kantons Aargau für Kultur und Herkunft der Mittel, 2010–2020, in Tausend Franken.
Ausgaben im Aufgabenbereich Kultur (Staatshaushalt) für die Jahre 2010 bis 2020, aufgeteilt in die drei Aufgabenfelder Kulturförderung, Kulturpflege und Kulturvermittlung.

Die Grafik zeigt die Ausgaben im Aufgabenbereich Kultur (Staatshaushalt) für die Jahre 2010 bis 2020, aufgeteilt in die drei Aufgabenfelder Kulturförderung, Kulturpflege und Kulturvermittlung. Das Total in den drei Aufgabenfeldern lag zwischen 2010 und 2014 auf einem leicht höheren Niveau als in den Jahren 2015 bis 2019. Diese Entwicklung zeigt sich auch in den zentralen Aufgabenfeldern der Kulturförderung und Kulturpflege, nicht aber in der Kulturvermittlung. Im Jahr 2020 erhöhten sich die Ausgaben, wobei diese Erhöhung auf das Aufgabenfeld der Kulturförderung und die erwähnten Covid-19-Entschädigungen zurückzuführen ist. Innerhalb der Aufgabenfelder werden für die Kulturförderung verhältnismässig am meisten Mittel aufgewendet. Im Unterschied zur Kulturpflege und zur Kulturvermittlung, wo der Mitteleinsatz ausschliesslich im Aargau erfolgt, fliesst jedoch ein Teil dieser Kulturfördermittel (aktuell 5,3 Millionen Franken jährlich) in den Kulturlastenausgleich und damit in die Kantone Zürich und Luzern.

Ausgaben im Aufgabenbereich Kultur nach Aufgabenfeldern

Total in den drei Aufgabenfeldern Kulturförderung, Kulturpflege und Kulturvermittlung lag zwischen 2010 und 2014 auf einem leicht höheren Niveau als in den Jahren 2015 bis 2019. Diese Entwicklung zeigt sich auch in den zentralen Aufgabenfeldern der Kulturförderung und Kulturpflege, nicht aber in der Kulturvermittlung.

Im Jahr 2020 erhöhten sich die Ausgaben, wobei diese Erhöhung auf das Aufgabenfeld der Kulturförderung und die erwähnten Covid-19-Entschädigungen zurückzuführen ist.

Innerhalb der Aufgabenfelder werden für die Kulturförderung verhältnismässig am meisten Mittel aufgewendet. Im Unterschied zur Kulturpflege und zur Kulturvermittlung, wo der Mitteleinsatz ausschliesslich im Aargau erfolgt, fliesst jedoch ein Teil dieser Kulturfördermittel (aktuell 5,3 Millionen Franken jährlich) in den Kulturlastenausgleich und damit in die Kantone Zürich und Luzern.

Zweckbestimmung der Finanzmittel

Leistungserbringung durch den Kanton

  • Museum Aargau
  • Aargauer Kunsthaus
  • Kantonsarchäologie
  • Kantonale Denkmalpflege
  • Bibliothek und Archiv Aargau
  • Kulturförderung / Kulturvermittlung (Gesuchsbearbeitung und Administration)

Förderbeiträge an Dritte

  • Beiträge des Aargauer Kuratoriums
  • Betriebsbeiträge Kulturinstitutionen mit kantonaler Bedeutung
  • Projektbeiträge aus dem Swisslos-Fonds
  • Beiträge an Eigentümer denkmalgeschützter Liegenschaften
  • Betriebsbeitrag Naturama
  • Förderung öffentlicher kommunaler Bibliotheken und kombinierter Schul- und Gemeindebibliotheken
  • Kulturlastenausgleich an die Kantone Zürich und Luzern
Nettoaufwand Leistungserbringung durch den Kanton zulasten Staatsrechnung: Anteile Institutionen/Fachstellen (Durchschnitt 2016–2020, pro Jahr).
Förderbeiträge an Dritte: Anteile (Durchschnitt 2016–2020, pro Jahr)

Interkantonaler Vergleich

Mit Blick auf die absoluten jährlichen Kulturausgaben ist der Aargau der Kanton mit den sechsthöchsten Kulturausgaben der Schweiz. Werden die Gelder aus dem Swisslos-Fonds mitberücksichtigt, befindet sich der Kanton Aargau auf dem siebten Platz.

Betrachtet man allerdings die Pro-Kopf-Ausgaben für die Kultur, das heisst die Gesamtausgaben gemessen an der ständigen Wohnbevölkerung, liegt der Kanton Aargau im hinteren Drittel der Kantone. Diese betragen im Aargau für die Jahre 2016 bis 2018 rund 95 bis 100 Franken, ohne die Swisslos-Fonds-Gelder, und liegen damit unter dem Mittelwert der Pro-Kopf-Ausgaben, respektive an 21. Stelle, aller Kantone (Mittelwert Pro-Kopf-Ausgaben 2016–2018).

Jährliche Kulturausgaben pro Kanton (ohne Swisslos-Fonds), 2016–2018, in Tausend Franken. Ausgabenperspektive: Inklusive Transferzahlungen von anderen Staatsebenen. Quelle: 2. Wirkungsbericht zum Kulturgesetz; Bundesamt für Statistik (2020).
Jährliche Pro-Kopf-Ausgaben für die Kultur pro Kanton (ohne Swisslos-Fonds), 2016–2018, in Tausend Franken, gemessen an der ständigen Wohnbevölkerung, Stand 31. Dezember des entsprechenden Jahres. Ausgabenperspektive: Inklusive Transferzahlungen von anderen Staatsebenen. Quelle: econcept 2021; Bundesamt für Statistik (2020).

Ausgabenverteilung im Kanton

Im Aargau werden knapp zwei Drittel der Ausgaben für Kultur im ganzen Kanton vom Kanton selbst getragen, den Rest wenden die aargauischen Gemeinden auf. Mit diesem Anteil entspricht der Kanton Aargau dem Medianwert aller Kantone. Im Verhältnis zu den Kulturausgaben des Kantons und der Gemeinde zusammen machen die Swisslos-Fonds-Gelder im Kanton Aargau rund 20 % aus. Dies ist im interkantonalen Vergleich ein relativ hoher Anteil, und bedeutet, dass aus dem Staatshaushalt ein vergleichsweise geringer Anteil an finanziellen Mitteln für die Kultur aufgewendet wird. Noch akzentuierter ist dieses Verhältnis im Aufgabenbereich Kulturförderung.