Hauptmenü

Best Practices

Energieeffizienz Gebäude

In der Überbauung Lanzenberg in Magden wurde bis zum letzten Winter eine Ölheizung aus dem Jahr 1994 betrieben. Diese versorgte 48 Wohnhäuser mit Wärme und bereitete das Warmwasser auf. Der durchschnittliche Verbrauch lag bei 109'000 Litern Heizöl pro Jahr. Nach einer Betriebsdauer von 30 Jahren war die technische Lebensdauer der Heiz-anlage erreicht, und ein Ersatz stand bevor. Auf Initiative von Christof Stalder, Leiter Liegenschaftsunterhalt der Gemeinde Magden und selbst Bewohner der Überbauung, wurde das Thema an der Miteigentümerver-sammlung zur Diskussion gestellt. Für die Eigentümerschaft war schnell klar, dass die neue Lösung erneuerbar sein soll. Doch wie setzt man ein solch grossangelegtes Projekt um?

Geht nicht gibt’s nicht: Fortschrittlicher Heizungsersatz in der Überbauung Lanzenberg

Die Miteigentümerschaft stand vor vielen Herausforderungen, offenen Fragen und Unsicherheiten. Für ein gutes Gelingen musste das Projekt also strukturiert und ganzheitlich angegangen werden. Den Auftakt dafür bildete eine durch den Kanton geförderte "Grobberatung Stockwerkeigentümergemeinschaft". Durchgeführt wurde diese von Raffael Mäder, Energie- und Effizienzberater der Nova Energie Impuls AG und akkreditiertes Mit-glied der energieberatungAARGAU, einem Netzwerk des Kantons Aargau von neutralen und unabhängigen Energieberaterinnen und Energieberatern.
Raffael Mäder zeigte der Arbeitsgruppe verschiedene Varianten auf und erläuterte deren erwartete Investitions- und Betriebskosten. Im Laufe der Analyse stellte sich heraus, dass eine Grundwassernutzung vor Ort nicht realisierbar war und eine Erdsondenlösung aufgrund der erforderlichen Anzahl Bohrungen aus Platzgründen ausschied. Zudem wollte die Eigentümerschaft Rauchentwicklung im Sommer verhindern, da dies die Bewohner in den Gärten oder auf den Terrassen stören könnte. Somit war eine Holzschnitzelheizung für die Warmwasseraufbereitung ebenfalls keine Option.

Überbauung an Steillage vor Rebbergen.

Die Wahl der optimalen Heizlösung

Drei mögliche Varianten wurden detailliert geprüft:

  • 1. Der Ersatz der bestehenden Ölheizung mit einer neuen Ölheizung für den Heizbetrieb und den Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe für die Warmwasseraufbereitung.
  • 2. Eine bivalente Lösung mit einer Kombination aus Ölheizung und Luft-Wasser-Wärmepumpe für Heizung und Warmwasser.
  • 3. Eine bivalente Variante mit einer Pelletfeuerung und einer Luft-Wasser-Wärme-pumpe sowohl für den Heizbetrieb als auch für die Warmwasseraufbereitung.

Die Eigentümerschaft entschied sich für die dritte vollständig erneuerbare Variante. Im Sommer und bei Aussentemperaturen über 14 °C übernimmt die 70 kW starke Wärmepumpe die Warmwasseraufbereitung und den Heizbetrieb. Sinkt die Temperatur unter 14 °C, übernimmt die 350 kW Pelletheizung.

Abbildung einer Pelletheizung.

Herausforderungen und innovative Lösungen

Bei der Umsetzung des Projekts traten einige Herausforderungen auf. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe dieser Leistungsklasse benötigt beispielsweise mehrere grosse Ventilatoren, welche die Aussenluft zu den Verdampfern leiten. Die ringhörige Betonbauweise der Überbauung machte eine Aufstellung im Aussenbereich somit lärmtechnisch problematisch.

Hier war eine kreative Lösung gefragt: Die Ventilatoren, die Pelletheizung und die Wärmepumpe wurden im Heizungsraum installiert. Damit ausreichend Luft angesaugt wer-den kann, wurde der Raum mit einer Gitterwand und -tür versehen. Die Abluftführung erfolgte über den bestehenden Kamin: Die alten Kaminrohre der Ölheizung wurden entfernt und stattdessen wird nun die Abluft der Wärmepumpe nach aussen geleitet. In der Mitte des Kamins, dort wo früher der Aufstieg für den Kaminfeger war, wurde das Rauchrohr für die Pelletheizung integriert. Abschliessend wurde die Konstruktion mit Photovoltaikmodulen ergänzt.

Abluft Wärmepumpe und Rauchrohr für Pelletheizung.

Finanzierung und Realisierung

Die Finanzierung des Projekts erfolgte über den Erneuerungsfonds der Miteigentümergemeinschaft. Um die Umsetzung zu ermöglichen, war zudem eine ausserordentliche Einzahlung der Eigentümer erforderlich. Für den Grossteil der Eigentümerinnen und Eigen-tümer war dies tragbar; in wenigen Fällen wurde eine Ratenrückzahlung innerhalb der Miteigentümerschaft vereinbart. Der Kanton Aargau unterstützt den Ersatz der Gebäudetechnik mit Fördergeldern – mehr dazu ist im Förderprogramm des Kantons Aargau zu finden.

Erfolgreiche Umsetzung trotz anfänglicher Skepsis

Die Anlage ist nun seit einiger Zeit in Betrieb, und erste wertvolle Erfahrungen konnten gesammelt werden. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass das Konzept funktioniert und die gesamte Überbauung zuverlässig mit erneuerbarer Energie versorgt wird. Massgeblich zum Erfolg beigetragen hat Christof Stalder, der sich mit großem Engage-ment und selbst erworbenem Fachwissen diesem Projekt widmete – und nun auch für den Unterhalt der Anlage verantwortlich ist. Als Bewohner der Überbauung ist er täglich vor Ort und kann sofort eingreifen, falls einmal etwas nicht wie geplant funktioniert.

Anfangs gab es einige kritische Stimmen und Bedenken. Doch dank des proaktiven Engagements der Miteigentümerschaft, der vorausschauenden Planung und der fachkundigen Unterstützung konnte das Projekt nicht nur erfolgreich umgesetzt, sondern auch nachhaltig in den Alltag integriert werden.

Planen Sie ebenfalls einen Heizungsersatz?

Falls auch in Ihrer Überbauung ein Heizungsersatz ansteht, empfiehlt es sich, frühzeitig mit der energieberatungAARGAU Kontakt aufzunehmen. Die Energiefachpersonen stehen Ihnen telefonisch kostenlos und neutral zur Verfügung, um eine sorgfältige und zukunftstaugliche Planung zu ermöglichen.

Kontaktinformationen für Energieberatung Aargau.