Diesen eintägigen Workshop mit der Schauspielerin und Sprechkünstlerin Sandra Löwe könnte als "Musikunterricht mit der Sprache" bezeichnet werden – ein variationsreiches Entdecken und Erarbeiten künstlerischer Mittel des Sprechens. Oft wollen Worte nicht aus dem Mund, wie man sie hört. Einen Text vorzutragen, braucht Fantasie, Konzentration, deutlich sprechen, Variationen in Stimmungen und Figuren, Silben, Satzbögen, Betonungen und Lautstärken. Ob die Schülerinnen und Schüler Gedichte und Prosa von Autorinnen und Autoren oder eigene Texten sprechen, ist frei. Auf jeden Fall erfahrt die Schulklasse gemeinsame und individuelle Sprechzeit. Lebendig, freudig, verspielt.
Bezug zum Aargauer Lehrplan Volksschule
Die Schülerinnen und Schüler können ihre Sprechmotorik, Artikulation, Stimmführung angemessen nutzen. Sie können ihren produktiven Wortschatz und Satzmuster aktivieren, um angemessen flüssig zu sprechen. (D.3.A.1)
Die Schülerinnen und Schüler können ihr Sprech-, Präsentations- und Gesprächsverhalten reflektieren. (D.3.D.1)
Die Schülerinnen und Schüler können spielerisch und kreativ gestaltend mit literarischen Texten umgehen. (D.6.A.1)
Selbst der genialste Text langweilt uns, wenn er nicht richtig vorgetragen wird. Spricht jemand zu leise oder zu schnell, verstehen wir kein Wort. Wenn an den falschen Stellen betont wird oder die Körperhaltung nicht zum Gesprochen passt, verlieren wir schnell einmal den Faden.
Aus diesem Grund wurde im Rahmen der Begabungsförderung zum kreativen Schreiben im Kanton Aargau (Atelier Litera) ein Modul zur "Auftrittskompetenz" erarbeitet. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler ihren Text auf eine professionelle Weise vorzutragen. Ab diesem Jahr kann der Workshop von allen Klassen des Kantons gebucht werden.
Der Kurs wird von der Sprecherin und Schauspielerin Sandra Löwe geleitet. "Sprechtraining schafft Raum für Begegnungen mit Literatur", erklärt sie, "es gibt Worten eine Stimme und lässt Ohren aufhorchen."
Beim Sprechen lernen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Klangfarben kennen und können so bald mit ihrer Stimme Stimmung erzeugen. Aber auch die Sprechpausen müssen erst hörbar gemacht werden.
"Jetzt werden Kommas, Punkte, Satzbögen, Rhythmen, Nuancen, Gefühle und Dramatik betrachtet", sagt Sandra Löwe, "Man wird gehört, gefördert und gefordert – und das spüren die teilnehmenden Kinder oder Jugendlichen. Hier gibt man Einsatz, denn es geht auch um einen selbst – und das ist wichtig." Anhand von Sprachspielen lernen die Schülerinnen und Schüler das bewusste Sprechen, später tragen sie längere Texte der ganzen Gruppe vor. Geübt wird frei oder mit Mikrofon.
Sprechen können bedeutet Integrität, Ausdrucksvermögen und Selbstbestimmung
Für alle zukünftigen Berufe wichtig
Der Workshop wird ausschliesslich im Aargauer Literaturhaus Lenzburg durchgeführt, wo die entsprechenden Räume und die technische Ausrüstung zur Verfügung stehen. Mit dem "Sprechtraining" erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler wichtige Kompetenzen, etwa um später im Berufsleben Gespräche zu führen oder Präsentationen zu halten. So ist auch Sandra Löwe überzeugt: "Sprechen können bedeutet Integrität, Ausdrucksvermögen und Selbstbestimmung."
Hinweis:Kurzbiografie
Sandra Löwe (geboren 1969 in Deutschland) liess sich zur Schauspielerin und Sprecherin ausbilden. Sie arbeitet heute als Stimme für Lyrik-Performances und Lesungen und als Regisseurin für Literarisches Theater und Jugendtheater. Des Weiteren gibt sie ihr Können als Coach, Mentorin und Begabungsförderin weiter. 2005 hat sie das Label "Sprachhaus M" begründet.