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Bibliothek als Raum

Bibliothek für alle! Neue Kundschaft durch interkulturelle Bibliotheksarbeit

"Öffentliche Bibliotheken sind Orte, wo alle willkommen sind." Aus dieser Vision von Interbiblio, dem Kompetenzzentrum für interkulturelle Bibliotheksarbeit, ist die Weiterbildung "Bibliothek für alle! Neue Kundschaft durch interkulturelle Öffnung in Bibliotheken" entstanden. Im Herbst findet die Weiterbildung erstmals für die Bibliotheken im Kanton Aargau statt. In dieser Weiterbildung stärken die Teilnehmenden ihre inter- und transkulturellen Kompetenzen für die Bibliotheksarbeit. Die Teilnehmenden nähern sich dem Thema zum einen auf einer bibliothekarischen Ebene. Sie reflektieren die inter- und transkulturelle Bibliotheksarbeit in der eigenen Bibliothek und entwickeln niederschwellige Massnahmen. Zum anderen setzen sie sich auf persönlicher Ebene mit dem Thema auseinander und lernen, eine diskriminierungskritische und vorurteilsbewusste Perspektive einzunehmen.

Im folgenden Interview erläutern die beiden Kursleiterinnen und Co-Leiterinnen von Interbiblio, Ilena Spinedi und Cristina Vega, das Thema interkulturelle Bibliotheksarbeit näher und geben einen Einblick, was die Teilnehmenden in der Weiterbildung erwartet.

Ein Portraitbild zweier Frauen, die sich seitlich umarmen. Die Frau links hat dunkles, gelocktes Haar, das zu einem wilden Dutt hochgebunden wurde, sie recht hat schulterlanges, blondes Haar. Beide Frauen lächeln sympathisch in die Kamera.
© Interbiblio Links: Cristina Vega, rechts: Ilena Spinedi

An wen richtet sich die Weiterbildung "Neue Kundschaft durch interkulturelle Öffnung in Bibliotheken"?

Die Weiterbildung richtet sich an Bibliotheksmitarbeitende in allen Funktionen. Wir wenden uns insbesondere auch an kleinere Bibliotheken mit geringen finanziellen und personellen Ressourcen. Wir betonen immer wieder: Man kann klein anfangen! Es gibt viele kleinere und niederschwellige Massnahmen, die wirkungsvoll sind wie zum Beispiel: Eine zweisprachige Vorleseaktion in der Landessprache und in einer Migrationssprache, die neue Leute in die Bibliothek bringt; die Organisation von Sprachcafés oder Sprachkursen; die Zusammenarbeit mit einem Migrantenverein, um gemeinsam eine Aktivität zu organisieren.

Woran erkennt man gute inter- und transkulturelle Bibliotheksarbeit?

Interkulturelle Arbeit wird immer häufiger auch als transkulturelle Arbeit bezeichnet. Im Kern sind das aber zwei verschiedene Ansätze.

Interkulturalität legt den Fokus auf die Unterschiede zwischen Kulturen und auf die Dynamiken, welche im zwischenmenschlichen Kontakt wirken. Im Zentrum steht das Brückenschlagen zwischen verschiedenen Lebenswelten.

Transkulturalität legt den Fokus auf die Gemeinsamkeiten und das Verbindende zwischen den Menschen. Im zwischenmenschlichen Kontakt rückt das Individuum mit seinen Erfahrungen, Geschichten, Ressourcen und Haltungen ins Zentrum.

Beide Konzepte sind nicht eindeutig voneinander abgrenzbar und können gleichzeitig oder nebeneinander zur Anwendung kommen. Beide Ansätze sind wichtig und notwendig für die Öffnung der Bibliotheken; sowohl lebenspraktische Vereinfachungen (Interkulturalität) wie auch das Bewusstsein um menschliche Komplexität und Individualität (Transkulturalität). Dies ist übrigens grundsätzlich für eine diversitätsorientierte Bibliotheksarbeit wichtig.

Grundsätzlich ist inter- und transkulturelle Bibliotheksarbeit am wirkungsvollsten und nachhaltigsten, wenn sie auf allen drei Ebenen einer Bibliothek stattfindet: Publikum, Programm, Personal.

Betritt man eine interkulturell ausgerichtete Bibliothek, ist man sofort von verschiedenen Sprachen umgeben. Die Raumgestaltung ist so konzipiert, dass sie die sprachliche und kulturelle Vielfalt der Bevölkerung widerspiegelt. Auch das Team setzt sich aus Menschen mit unterschiedlichen Migrationsgeschichten zusammen. Ausserdem arbeiten sie eng mit Schlüsselpersonen zusammen, d.h. Personen, die die Bibliothek bei sprachlichen und kulturellen Fragen unterstützen können.

Diese drei Ebenen Publikum, Programm und Personal werden wir auch in der Weiterbildung näher beleuchten.

Welche Lernergebnisse können die Teilnehmenden erwarten?

Nach der Weiterbildung kennen die Teilnehmenden die zentralen Aufgaben, Ziele und Akteurinnen und Akteure interkultureller Bibliotheksarbeit. Sie sind in der Lage, die Arbeit der eigenen Institution im Bereich der interkulturellen Bibliotheksarbeit zu analysieren und formulieren eine Strategie für die Netzwerkarbeit der eigenen Bibliothek sowie Zusammenarbeit mit Schlüsselpersonen und Freiwilligen. Darüber hinaus erarbeiten sie niederschwellige, praxis- und handlungsorientierte Massnahmen zur inklusiven Raumgestaltung und entwickeln den mehrsprachigen Bestand in ihrer Institution weiter. Nicht zuletzt lernen sie, inter- und transkulturell kompetent zu denken und zu handeln.

Hinweis:

Die Weiterbildung "Neue Kundschaft durch interkulturelle Öffnung in Bibliotheken" findet am Donnerstag, 31. Oktober 2024, in Präsenz statt und an zwei Dienstagvormittagen für je zwei Stunden online (17. September & 19. November).

Mir persönlich hat die Weiterbildung die Augen für Vieles geöffnet. Dank dieser Erkenntnis können wir in der Bibliothek nun Rücksicht darauf nehmen und sogar gewisse Elemente umgestalten. Danke für die abwechslungsreichen und tollen Kursstunden.

Kursteilnehmerin Kanton St. Gallen

Die Sichtbarkeit und auch die Möglichkeiten, einfach einmal intensiv über das Thema Mehrsprachigkeit zu diskutieren hat mir sehr gefallen. Auch die zuletzt abgegebene Checkliste finde ich super und ich werde Sie bestimmt mit meinem Team anschauen. Mit kleinen Schritten möchte ich etwas verändern.

Kursteilnehmerin Kanton St. Gallen

Über die Kursleiterinnen

Cristina Vega arbeitet seit September 2022 als Co-Leiterin von Interbiblio und ist aktives Vorstandsmitglied vom Institut Neue Schweiz INES. Ihr Schwerpunkt liegt auf Themen an den Schnittstellen zwischen (Post-)Migration, soziale Herkunft, Bildung und Kultur.

Ilena Spinedi ist seit April 2020 Co-Leiterin von Interbiblio. Sie ist zertifizierte SVEB-Ausbilderin und ist seit mehreren Jahren im Asylbereich und in verschiedenen Projekten als soziokulturelle Animatorin tätig.

Interbiblio fördert, berät, informiert, sensibilisiert und vernetzt Bibliotheken und weitere Institutionen in der inter- und transkulturellen Bibliotheksarbeit sowie im Bereich der Förderung von Erst- und Familiensprache(n). Das Kompetenzzentrum setzt sich für den chancengerechten Zugang zu Sprache und Literatur ein.

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