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Ausgrabungen & Untersuchungen

Ein römisches Privatbad am Rhein

Das Grabungsteam links im Bild an der Arbeit, rechts ist noch eine Baggerschaufel beim Abtrag zu erkennen.
© Kanton Aargau

Im Vorfeld eines Bauprojektes untersuchte die Kantonsarchäologie Mitte Oktober 2025 ein Bad im römischen Gutshof von Wallbach.

Im Zusammenhang mit dem Neubau eines vollständig unterkellerten Doppeleinfamilienhauses begleitete die Kantonsarchäologie Mitte Oktober 2025 die Aushubarbeiten. Aufgrund von Ausgrabungsarbeiten durch den Basler Juristen, Kunsthistoriker und Archäologen Karl Stehlin (1859–1934) in den Jahren 1911 und 1912 war bekannt, dass das betreffende Areal im Bereich eines römischen Gutshofes liegt. Stehlin benannte den Befund damals als "villa in der rothen Gasse". Die betreffende Flur Bündten liegt auf einer kleinen, plateauartigen Erhebung, rund 100 m westlich vom Rheinufer entfernt.

Ein römischer Badetrakt

Das vollständig freigelegte Gebäude. Teilweise sind die Sondiergräben der Grabungen von 1911 und 1912 entlang der Mauern zu erkennen. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Tatsächlich konnten die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie nach dem Abtrag des Oberbodens Stein- und Kalkmörtelkonzentrationen feststellen, die sich als Mauerkronen eines römischen Steinbaus herausstellten. Die auf einer Fläche von rund 8 x 12 Meter beobachteten Mauerbefunde zeigen einen verschachtelten, kleinräumigen Gebäudetrakt. Gewisse Mauern weisen als statische Massnahmen Verstrebungen auf, was auf das Abtragen grösserer Auflasten hindeutet. Mehrere Ziegelplatten von Hypokaustanlagen (Bodenheizung) sowie zahlreichen Fragmente von Ziegelschrotmörtel deuten zusammen mit der erkannten Raumdisposition auf einen Badetrakt hin.

Frischwasser fürs Bad

Plan 1911/12 von Stehlin. Eingezeichnet die kleinflächigen Sondiergräben entlang der Mauern. Weiss: Grabungsfläche 2025. Plan: Staatsarchiv Basel-Stadt, Planarchiv 513 I G 8 Nr. 53

Der dokumentierte Teil des Gutshofes wurde also mutmasslich als Bad genutzt. Dazu passt auch der Fund eines eisernen Teuchelrings. Er stammt vermutlich von einer Druckwasserleitung aus ausgehölten Baumstämmen (Teucheln), die Frischwasser heranführte. Offenkundig waren die einzelnen Leitungen mit eisernen Ringen verbunden.

Weitere Funde, die Hinweise zur Datierung des Gebäudeteils geben könnten, kamen in der aktuellen Untersuchung nicht zutage. Allerdings deuten die Funde aus den Untersuchungen von Karl Stehlin an, dass das Gebäude wohl im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurde.

Direkt am Rhein

Drohnenaufnahme von Wallbach, in der Mitte die Grabungsfläche und im Hintergrund der Rhein.
Übersichtsaufnahme mit Grabungsfläche in der Bildmitte. Dahinter der Rhein mit dem deutschen Rheinufer (D-Wallbach und Säckingen mit dem Eggberg). Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Abgesehen vom nahegelegenen Rhein als Wasserweg dürfte der Gutshof an eine Überlandstrasse angebunden gewesen sein, welche wohl südlich zurückversetzt, zwischen Stein, Mumpf und Möhlin verlief und nach rund 13 Kilometer Augusta Raurica erreichte.

Ab dem späten 3. Jahrhundert änderte sich die Besiedlung und nach der Mitte des 4. Jahrhunderts wurden Wachtürme entlang des sogenannten Hochrhein-Limes angelegt. Auch auf dem Ortsgebiet von Wallbach standen drei solche Türme: Wallbach-Stelli, Wallbach-Unter der Halde und Wallbach-Dorf. Wie Funde, die 1911 und 1912 im Gutshof geborgen wurden, vermuten lassen, reichte die Nutzung desselben vermutlich bis in das 4. Jahrhundert und damit in die Zeit der römischen Grenzbefestigung.