Passionsfenster in Köngisfelden restauriert
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Drittletzte Etappe der 13 Jahre dauernden Arbeit abgeschlossen
Im Dezember konnte nach rund zweijähriger Arbeit die Restaurierung des Passionsfensters in der ehemaligen Klosterkirche Königsfelden abgeschlossen werden. Es handelt sich um das Hauptfenster des ganzen Zyklus', der seit 1987 restauriert wird. Die Arbeiten sollen voraussichtlich im Jahr 2000 beendet sein. Der Gesamtaufwand wird auf 5,5 Mio Franken geschätzt.
Zwei Jahre lang arbeiteten die Glasrestauratoren Fritz Dold und Urs Wohlgemuth am mittleren Chorfenster, dem Hauptfenster des europäisch bedeutungsvollen Fensterzyklus. Das Passionsfenster wurde wie der ganze Zyklus letztmals 1896 - 1900 vom Glasmaler Richard Nüscheler in für die damalige Zeit vorbildlicher Art restauriert. Es enthält als einziges noch Ergänzungen einer älteren Restaurierung von 1872/73 durch Johann Heinrich Müller. Die neuste Restauration des Fensterzyklus' begann 1987 und soll mit den beiden noch ausstehenden Klara- und Nikolaus-Fenster bis im Jahr 2000 abgeschlossen werden.
Flickenteppich geordnet
Die mit Fragmenten aus dem Langhaus immer wieder ausgebesserten Chorscheiben glichen einem Flickenteppich, als Nüscheler daran ging, die richtige Ord-nung wieder herzustellen, die Glasmalereien zu restaurieren und die Fehlstellen zu ergänzen. Dementsprechend begegnen die Restauratoren dem Werk Nüschelers mit grossem Respekt und nehmen höchstens punktuell geringfügige Änderungen vor. Im wesentlichen werden die Scheiben lediglich gereinigt, stellenweise Sprungbleie entfernt und die Glasteile geklebt, wo dies technisch möglich ist. Nur die Figurenszenen werden konsequent mit schmäleren, dem ursprünglichen Mass entsprechenden Bleiru-ten neu gefasst (4 mm statt 6 mm breit).
Archäologische Rekonstruktion
Bei zwei zentralen Feldern des Passionsfensters, der Geisselung und der Kreuzigung, entschloss man sich, basierend auf den originalen Teilen, Fotografien vor 1896 und neuen ikonographischen Erkenntnissen zu einer archäologischen Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes. Danach steht Christus nicht vor der Martersäule, was stets als isoliert vorkommende Sonderform gesehen wurde, sondern umklammert diese gemäss der üblichen Darstellungsweise. Beim Christus der Kreuzigung, wo Oberkörper, Arme und Kopf verloren sind, hatte Nüscheler eine gestrecktere Körperform angenommen und die Beine gegenüber dem Vorzustand tiefer gesetzt. Bei der Restau-rierung konnte dies nun rückgängig gemacht und die obere Körperpartie aus den Umrissen der originalen, umgebenden Glasteile rekonstruiert werden. Der ausführende Restaurator Fritz Dold aus Zürich hat hier ein Meisterstück seines Könnens abgelegt. Die originalen Gläser wurden anschliessend kopiert und mit den Ergänzungen Nüschelers wieder zu einem Ganzen gefügt. Die Massnahme könnte so jederzeit wieder rück-gängig gemacht werden, womit eine Grundforderung in der Denkmalpflege erfüllt ist. Die gesamten Arbeiten stehen unter der Aufsicht der kantonalen und eid-genössischen Denkmalpflegeinstanzen.
Klosterkirche Königsfelden: Passionsfenster, Kreuzigung um 1330, vor der Restaurierung | Klosterkirche Königsfelden: Passionsfenster, Kreuzigung um 1330, nach der Restaurierung |
Besichtigungsmöglichkeit
Es ist vorgesehen, dem Publikum später den direkten Vergleich beider Varianten an Ort zu ermöglichen. Die Klosterkirche ist vom 1. Nov. - 31. März ausser montags täglich von 10 -12 und von 14 - 16 Uhr geöffnet. Vom 24.12.1998 - 4.1.1999 ist die Kirche geschlossen. Im Internet ist Königsfelden unter www.ag.ch/klosterkk/ zu finden.