Keltische Befestigung und römisches Offiziershaus entdeckt
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Spektakulärer Fund in Windisch
Die Kantonsarchäologie Aargau hat neben dem alten Dorfschulhaus in Windisch eine mächtige keltische Befestigung und ein luxuriös ausgestattetes römisches Offiziershaus ans Tageslicht gebracht. Für die Kelten- und Römerforschung hat dieser Fund ohne Zweifel internationale Bedeutung. Am 28. Juni kann die Grabung besichtigt werden.
Erstmalig in der über 100jährigen Forschungstätigkeit in Vindonissa gibt der Fund Einblick in das grosse keltische Befestigungswerk, das aus einem 20 Meter breiten und bis sieben Meter tiefen Grabenhindernis und einem mehrere Meter hohen mit baumstarken Pfosten verstärkten Erdwall bestanden hat. Der Feldherr und Staatsmann C. Iulius Caesar hat in seinem Bericht über den Krieg in Gallien voller Bewunderung für die einheimischen Baumeister die massive Konstruktion der gegnerischen Stadtbefestigungen beschrieben. Was geschieht mit dieser Anlage bei der Stationierung römischer Truppen im späten 1. Jh. v. Chr.? Die noch bis September laufende Ausgrabung wird zu dieser wichtigen Frage sicherlich neue und spannende Erkenntnisse liefern.
Bereits seit langem ist bekannt, dass die Legionäre den Keltengraben während rund 30 Jahren als Abfalldeponie benutzt haben. Später wurden über dem aufgefüllten Graben Militärbauten erstellt. Dank einer starken Terrainabsenkung in diesem Bereich blieb das Haus eines hohen Offiziers der XI. Legion in ausgezeichnetem Zustand erhalten. Als sensationelle Entdeckung gilt ein Küchenraum mit verschiedenen Einbauten, darunter eine rund zehn Quadratmeter grosse Herdstelle. Der um 100 n.Chr. begangene Küchenboden blieb während fast 2000 Jahren intakt. Er war noch geschwärzt von eingetrampelter Holzkohle und Asche der Herdfeuer. In diesem Raum hat man sehr wahrscheinlich für einen der ranghöchsten Centurionen der Legion aufwändige Menus zubereitet, die unter anderem mit Austern serviert wurden. Ähnliche Funde bezüglich Ausstattung und Erhaltung dieser römischen Küche finden sich in Pompej und Herculaneum, die beide im Jahr 79 n. Chr. bei einem Ausbruch des Vesuvs zerstört worden sind.
Tag der offenen Grabung am 28. Juni 2003
Um diese besonders anschaulichen Bauzeugen von Vindonissa einem möglichst grossen Publikum zeigen zu können, führt die Kantonsarchäologie am 28. Juni 2003 von 10 bis 17 Uhr einen Tag der offenen Grabung durch. Die Grabung befindet sich in Windisch an der Dorfstrasse 23. Neben stündlichen Führungen werden an mehreren Stationen interessante Themen präsentiert, wie beispielsweise mediterrane Kochkunst und keltische Befestigungstechnik. Als Ergänzung zu den archäologischen Ausgrabungen stellen Mitglieder der "Vicani Vindonissenses" in römische Tracht gewandet verschiedene Bereiche des damaligen Alltags dar.