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Evelyn Hofer - Fotografien seit 1950 :
Neue Ausstellung im Graphischen Kabinett des Aargauer Kunsthauses

Vom 18. September bis 5. Dezember 2004 zeigt das Aargauer Kunsthaus im graphischen Kabinett Städtebilder, Portraits und Stillleben der Fotografin Evelyn Hofer. Ihre Arbeiten waren bisher erst in wenigen Ausstellungen zu sehen.

Evelyn Hofers Fotografien sind in Europa weitgehend unbekannt geblieben. Das Aargauer Kunsthaus zeigt im graphischen Kabinett ihr einzigartiges Werk, dessen Suggestionskraft sich die Betrachterin oder der Betrachter kaum entziehen kann: Das gilt sowohl für die Aufnahmen der 1960-Jahre (Dublin/New York) wie auch für die Stillleben der 1990er-Jahre.

Evelyn Hofer (*1922 in Marfurt an der Lahn) verbrachte nach der Ausreise ihrer Eltern aus Deutschland 1933 einen Teil ihrer Jugend in der Schweiz, wo sie in verschiedenen Foto-Studios in Zürich und Basel eine kurze Lehre absolvierte, und in Spanien. 1942 floh die Familie nach Mexiko, hier begann sie ihre Karriere als unabhängige Fotografin. 1947 übersiedelte sie nach New York, wo sie heute noch lebt. Sie verbringt zwar die Sommermonate oft in Soglio im Bündnerland, ihre Arbeit ist hier und in Europa aber weitgehend unbekannt geblieben. Während sie zusammen mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern seit den späten 50er-Jahren eine Reihe von Länder- und Städtebüchern publizierte, konnte sie ihre Arbeit bis anhin nur in sehr wenigen Ausstellungen präsentieren.

Lichtbildnerin par excellence

Evelyn Hofer, die ausschliesslich mit einer 4x5 inch-Kamera arbeitet, ist eine Fotografin im besten "altmodischen" Sinn, eine Licht-Bildnerin, die ihre Gegenstände - seien es Landschaften, Städte oder Porträts - zu ausdrucksstarken Bildkompositionen arrangiert. Ihre Fotografien zeigen die Gegenstände in einer fast magischen Farbigkeit und Lichthaftigkeit. Daraus resultiert eine fast körperliche Qualität; die Fotografien erreichen eine suggestive Wirkung: Die Gegenstände wirken unglaublich präsent. Die Aufnahmen spielen mit dem ureigenen Medium der Fotografie: Licht und Schatten. Jede Aufnahme zeigt den Willen zur Reduktion auf das Wesentliche. Nichts Erzählerisches oder gar Anekdotisches soll von der Komposition ablenken, der Schnappschuss liegt Evelyn Hofer fern.

Magische Stillleben

Das Aargauer Kunsthaus präsentiert Fotografien aus verschiedenen Werkgruppen: Als Beispiel seien "Dublin" (1966/67), "New York" (1964/65) oder "Portraits" genannt. Dazu kommen acht farbige Stillleben mit Früchten und Gemüsen, die zwischen 1996 und 1997 entstanden sind. Es handelt sich dabei, unter dem Aspekt des Motivischen gesehen, um die engste Werkgruppe innerhalb eines reichen Lebenswerkes. Sie steht in ihrem Anspruch und in ihrer Präzision des Farb- und Formwillens ausserhalb des gesamten Werks.

Diese Stillleben provozieren den Vergleich mit der spanischen Stilllebenmalerei des goldenen Zeitalters des frühen 17. Jahrhunderts: Evelyn Hofer bezieht sich bewusst auf die alten Meister, beispielsweise im "Stillleben Nr.6", das den Untertitel "Hommage à Zurbaran" trägt. Die Fotografin hat das von Zurbaran 1633 gemalte "Stillleben mit Zitrone, Orangen und einer Rose" exakt aber mit eigener Interpretation nachgestellt. Und wie die spanischen Meister die Gegenstände in einem weichen "sfumato" schimmern lassen, gelingt es Evelyn Hofer mittels spezieller Beleuchtung, das von Malern so geschätzte weiche und diffuse "Maler-Nordlicht" zu erreichen: Sie fotografiert die Stillleben-Arrangements mit ganz weichem Blitzlicht, dem sie durch einen weissen Vorhang die grelle Schärfe nimmt.

Gleichzeitig zur Ausstellung erscheint eine Monographie zu Evelyn Hofer: Evelyn Hofer. Das fotografische Werk. Hg. von Susanne Breidenbach. Mit Essays von Evelyn Hofer, Christoph Ribbat, Kim Sichel und Beat Wismer. Ca. 200 Seiten, ca. 150 ganzseitige Abbildungen. Steidl Verlag 2004. CHF 58.- (während der Ausstellung)

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