Der römische Silberschatz von Kaiseraugst
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Neue Funde - neue Forschungen
18 Silbergefässe, die vor acht Jahren aus Privatbesitz auftauchten, werfen ein neues Licht auf den Silberschatz von Kaiseraugst. Mit einem Gesamtgewicht von nunmehr 58,6 kg ist er nicht nur einer der grössten, sondern zugleich auch einer der kulturhistorisch bedeutendsten Schatzfunde der Spätantike.
Die Überraschung war gross, als im Frühjahr 1995 aus einem privaten Nachlass 18 Silbergefässe dem Kanton Aargau übergeben wurden, die - wie anpassende Fragmente sofort zeigten - zum spätantiken Silberschatz von Kaiseraugst gehörten. Offenbar waren sie im Zuge der turbulenten Entdeckung des Schatzes 1962 unbemerkt entwendet worden.
Versteckt - wiederentdeckt
Dass der Schatz nicht vollständig war, war längst bekannt; dass jedoch der fehlende Teil so umfangreich sein würde, konnte niemand vorausahnen. Noch grös-ser als die Bedeutung des materiellen Zuwachses ist jedoch der Umstand, dass es dank der neuen Teile nun möglich ist, den Schatz in seiner gesellschaftlichen und politischen Dimension neu bzw. besser zu verstehen.
In Anschluss an eine erste Präsentation der "Neufunde" im Aargauer Kunsthaus, hat sich - finanziert durch den Kanton Aargau - ein neunköpfiges Forschungs-team um die wissenschaftliche Erschliessung der Silbergefässe bemüht. Die Ergebnisse des dreijährigen Projektes sind jetzt in der Reihe "Forschungen in Augst" erschienen.
Geschenke des Kaisers in Zeiten der Krise
Schlüsselstück für das Verständnis des gesamten Fundes ist die sogenannte Constans-Platte. Sie ist durch eine prunkvolle Inschrift als Geschenk des römischen Kaisers Constans (337-350 n. Chr.) ausgewiesen und wurde - wie in der Inschrift weiter festgehalten ist - aus Anlass des zehnten Regierungsjubiläums des Kaisers hergestellt. Der Empfänger der Gabe war vermutlich ein hoher Offizier im Hofstaat des Herrschers. Ihm gehörte auch die Mehrzahl der übrigen Silberge-fässe, die er im Laufe seiner militärischen Karriere erworben und aus Furcht vor einem Alemannenangriff in den Jahren 351/352 n. Chr. im Kastell von Kaiseraugst versteckt hat.
Eine Platte wird weiterhin vermisst
Rätsel gibt weiterhin der auf einem der Silbertabletts sichtbare Abdruck einer grossen Platte auf, die unter den vorhandenen Gefässen nicht nachzuweisen ist. Wurde sie bei der Bergung des Fundes übersehen und zerstört, oder wird auch sie dereinst den Weg aus ihrem zweiten Versteck zurück in die Öffentlichkeit finden?
In einer Sonderausstellung des Römermuseums Augst wird der Schatz ab Ende November erstmals seit seiner Vergrabung vollständig im Original zu sehen sein.
Angaben zum Buch:Martin A. Guggisberg (Hrsg.), Der spätrömische Silberschatz von Kaiseraugst. Die neuen Funde. Silber im Spannungsfeld von Geschichte, Politik und Gesellschaft der Spätantike. Augst 2003. 434 Seiten, 311 Abbildungen, 9 Tabellen und 53 Tafeln, CHF 150.- ISBN 3-7151-0034-6