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Mit Zaubersprüchen gegen Bauchkrämpfe :
Römische Ärzte zwischen Wissenschaft und Aberglauben

Stellen Sie sich vor: Sie leben vor 2'000 Jahren und werden krank. Haben Sie einen Arzt Ihres Vertrauens? Welche Instrumente setzt er ein und wer übernimmt die Kosten? Diese Fragen beantwortet das Vindonissa-Museum Brugg vom 25. September 2013 bis 11. Mai 2014 in der neuen Ausstellung "Der Arzt, dem alle vertrauen – Medizin in der Römerzeit".

In der Ausstellung werden zahlreiche Instrumente und Geräte von der Pinzette über Wundhaken bis zur Starnadel gezeigt. Sie vermitteln einen Eindruck von den komplizierten Behandlungen und Operationen, die die römischen Ärzte bereits beherrschten. Einige dieser Ärzte entwickelten ein grosses Wissen über Gesundheit und Anatomie des Menschen. Ihre Erkenntnisse und Behandlungsmethoden bildeten lange die Grundlage der westlichen Medizin.

Die Ausstellung beleuchtet das Thema "Medizin in der Römerzeit" von den verschiedensten Seiten. Sie zeigt mit welchen Krankheiten die Menschen zu kämpfen hatten sowie den gesellschaftlichen Umgang mit Medizin.

Der schwere Stand der Wissenschaft

Die wissenschaftliche Medizin spielte in Rom selbst lange eine untergeordnete Rolle. Der Hausherr übernahm üblicherweise selbst die Aufgabe, seine Schutzbefohlenen gesund zu pflegen. Dabei kamen häufig Zaubersprüche sowie einfache Hausrezepte wie Kohlwickel zur Anwendung. Half dies nicht, gab es noch die Möglichkeit die Heilgötter anzurufen. Zahlreiche Weihgaben in Form von nachgebildeten Körperteilen – von einzelnen Füssen über Gebärmütter bis hin zu Augenpaaren – sollten die Gottheiten daran erinnern, wo der Flehende ihre Hilfe benötigte.

Grey’s Anatomy in Vindonissa

Ganz anders sah es seit dem ersten Jahrhundert nach Christus in den Legionslagern der römischen Armee aus. Diese verfügten über ein gut organisiertes Sanitäts- und Spitalwesen. So auch in Vindonissa (heute: Windisch), wo sich das älteste Spital auf dem Gebiet der heutigen Schweiz befand. Da die Ausbildung zum gewöhnlichen Arzt nicht reglementiert war – sie dauerte zwischen sechs Monaten und sechs Jahren –, hatte die Ausbildung zum Legionsarzt einen grossen Stellenwert. Denn hier konnten die jungen Ärzte – wie heute auf einer Notfallstation – viele unterschiedliche Verletzungen und Krankheiten kennen lernen und ihre Fähigkeiten beim Versorgen von Wunden und Richten von Knochenbrüchen unter Beweis stellen.

Wohnungen, die krank machten

Die grösste medizinische Herausforderung in den Städten des römischen Reichs dürften die prekären Wohnverhältnisse der Menschen gebildet haben. Die Wohnungen waren klein, dunkel und stickig und belasteten die Gesundheit der Bewohner stark. Einige Funde zeigen aber auch, dass die Römer häufig von Parasiten geplagt wurden, so etwa Holzkämme, in denen noch die toten Läuse hingen, oder Eier von Spulwürmern in ausgegrabenen Latrinen.

Zahnschmerz – ein täglicher Begleiter

An gefundenen Skeletten lassen sich noch heute viele Krankheiten, Unfälle und Fehlentwicklungen feststellen. So litt fast jeder in römischer Zeit an Zahnproblemen. Die Römer wussten bereits, dass Zähne gereinigt werden sollten. Einige versuchten ihre Zähne denn auch mit edlen Zahnstochern aus Silber zu pflegen. Sogar Rezepte für Zahnpulver sind erhalten und als Zahnbürsten sind Affodill-Wurzeln (Liliengewächs) bekannt. Gelegentlich liess sich das Ziehen der Zähne aber nicht verhindern, wie die Funde von Zahnzangen belegen.

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Das Vindonissa-Museum Brugg

Das Vindonissa-Museum in Brugg wurde im Jahr 1912 für die Ausstellung der Funde aus dem nahegelegenen römischen Legionslager Vindonissa erbaut. Es beherbergt die weltweit bedeutendste Sammlung von hölzernen Schreibtafeln und Lederwaren.

Die Dauerausstellung präsentiert das Leben und den Alltag im Legionslager Vindonissa. Wissenschaftliche Funde werden mit Film, Hörgeschichten und Spielen verbunden und bilden einen Rundgang durch die Museumsräume. Regelmässige Sonderausstellungen präsentieren spezifische Themen und interessante Gegenwartsbezüge.

Das Haus ist im Besitz der Gesellschaft Pro Vindonissa (GPV) und wird von der Kantonsarchäologie Aargau betrieben.

Vindonissa-Museum(öffnet in einem neuen Fenster)

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