Für 93'000 Jugendliche hat ein neues Schuljahr begonnen
:
Die Primarschule Birmenstorf als Beispiel einer integrationsfähigen Schule
Für 93'000 Aargauer Kinder und Jugendliche hat am Montag ein neues Schuljahr begonnen, knapp 6'000 Kinder hatten ihren ersten Schultag. An einer Medienkonferenz zum Schuljahresbeginn betonte Regierungsrat Rainer Huber, dass die Integrationswirkung der Schule Aargau verbessert werden müsse. Die Medienkonferenz fand in Birmenstorf statt – an einer Schule, die sich seit 12 Jahren mit der integrativen Förderung von Schülerinnen und Schülern befasst.
Seit 1980 hat sich die Anzahl anderssprachiger Schülerinnen und Schüler an der Volksschule mehr als verdoppelt. War 1980 im Kanton Aargau noch jedes zehnte Schulkind anderssprachig (durchschnittlicher Anteil betrug 12,2 Prozent), so hat heute bereits jedes vierte Kind (27,1 Prozent) eine andere Muttersprache. Beim Thema Integration gehe es aber nicht nur um anderssprachige Kinder, meinte Bildungsdirektor Rainer Huber: "Kinder mit Lernbehinderungen, Kinder mit besonderen Begabungen, Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und Kinder mit Behinderungen gehören ebenfalls dazu."
Der Kanton Aargau verfügt bereits heute auf Gesetzesebene über differenzierte und modellhafte integrative Konzepte zur Förderung von Kindern und Jugendlichen. Nur sind es erst 16 Schulen, die diese Konzepte bisher umsetzen. Regierungsrat Rainer Huber führt dies einerseits darauf zurück, dass eine integrationsfähige Schule eine gut funktionierende Schulleitung benötigt. In diesem Bereich hat der Aargau mit der flächendeckenden Einführung von Schulleitungen in den letzten Jahren eine gute Basis gelegt. Gleichzeitig räumt der Bildungsdirektor ein, dass "der Glaube an die Aussonderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen schulischen Bedürfnissen immer noch ungebrochen ist". Hier müsse noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Birmenstorf als Beispiel einer integrationsfähigen Schule
Die Schule Birmenstorf hat sich in den letzten zwölf Jahren im Rahmen ihrer internen Qualitätsentwicklung mit der integrativen Förderung der Kinder und Jugendlichen befasst. Schulleiter Stefan Künzi stellte die Meilensteine dieser Entwicklung vor. Kinder und Jugendliche mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten sind in Birmenstorf in den Regelklassen integriert und werden von schulischen Heilpädagoginnen, Heilpädagogen oder Lehrpersonen für Deutsch als Zweitsprache unterstützt. Einige dieser Schülerinnen und Schüler erreichen die Lehrplanziele kaum oder haben eine andere Muttersprache, andere haben eine hohe Begabung mit einem Handicap. Die Schule reagiert auf diese Heterogenität mit verschiedenen unterstützenden Massnahmen im Unterricht.
Bildungsdirektor Rainer Huber setzt auf die Vorbildwirkung solcher modellhaften Schulen und ist überzeugt, "dass dies Schule machen wird".
Medienkonferenz zum Schuljahresbeginn das Wichtigste in Kürze
Leistungsmessung Check 5 weiterhin erfolgreich
Von den insgesamt 378 Lehrerpersonen aller 5. Klassen haben 306 an der freiwilligen Leistungsmessung Check 5 teilgenommen. Christian Aeberli, Leiter der Abteilung Volksschule im Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) freut sich über diese hohe Teilnahmequote und sieht diese als Beleg für die grosse Arbeitsmotivation in der Volksschule. Über 80 Prozent der Lehrpersonen haben zudem aufgrund der Ergebnisrückmeldung von Check 5 Massnahmen zur Optimierung oder zur Förderung einzelner Schülerinnen und Schüler umgesetzt. Die Auswertung der Leistungsmessung zeigt, dass die Lernziele im Deutsch von allen und in der Mathematik von 95 Prozent der Schülerinnen und Schüler erreicht wurden. Einzige Wermutstropfen der Analyse sind gemäss Aeberli die zum Teil sehr grossen Leistungsunterschiede zwischen einzelnen Klassen.
Englisch an der Primarschule
Ab diesem Schuljahr werden in 46 Aargauer Klassen Erfahrungen mit dem Englischunterricht an der Primarschule gesammelt. Der Grosse Rat wird voraussichtlich dieses Jahr über die notwendigen Finanzen für die Fortsetzung des Pilotversuches sowie für eine allfällige flächendeckende Einführung von Primarschulenglisch entscheiden.
Das Fach Englisch soll ab der 3. Primarschulklasse mit drei Lektionen pro Woche in der 3. und 4. und mit zwei wöchentlichen Lektionen in der 5. und 6. Klasse unterrichtet werden. Die 46 Primarklassen mit Englisch befinden sich in 26 Schulgemeinden. Beteiligt am Projekt sind 32 Lehrpersonen; sie verfügen über eine Lehrberechtigung für Englisch an der Primarschule. Diese setzt sich zusammen aus dem Nachweis einer ausreichenden Sprachkompetenz (z.B. Cambridge Advanced), einem erfolgreich abgeschlossenen Didaktikkurs an der Pädagogischen Hochschule und einem mindestens dreiwöchigen Einsatz als Assistant Teacher in einer englischsprachigen Schule bzw. Klasse.
Weniger Schülerinnen und Schüler an der Volksschule
In der Volksschule nehmen die Schülerzahlen weiterhin ab. Kindergarten eingerechnet sind es 73'383 Schülerinnen und Schüler, die zurzeit die Volksschule besuchen. Das sind 1'157 Schülerinnen und Schüler weniger als im Vorjahr (minus 1,5 Prozent).
Alle Vollzeitstellen rechtzeitig besetzt
An der Volksschule konnten alle vakanten Vollzeitstellen rechtzeitig besetzt werden. Am schwierigsten war dies für offene Stellen an der Realschule und an den Kleinklassen der Oberstufe. Geholfen hat, dass insgesamt 174 Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschule der FHNW neu in den Arbeitsmarkt eingetreten sind. Zudem unterrichten neu 24 deutsche Lehrpersonen an Aargauer Schulen.
Virtuelles Schulbüro ersetzt Papierversand
Seit Februar 2006 ist das Virtuelle Schulbüro online. Das Virtuelle Schulbüro ist die neue Kommunikationsplattform zwischen den Volksschulen und dem Bildungsdepartement sowie zwischen den Schulen und Schulbehörden. Es funktioniert als Extranet, der Zugriff ist webbasiert und von überall her möglich. Nach der Einführungsphase wird nun auf Schuljahresbeginn 2006/07 der monatliche Papierversand eingestellt und durch das Virtuelle Schulbüro abgelöst. Lediglich der Versand von Broschüren wird weiterhin in Papierform erfolgen.
Zuwachs am Gymnasium
Kathrin Hunziker, Leiterin der Abteilung Berufsbildung und Mittelschule im BKS, konnte anlässlich der Medienkonferenz einen Zuwachs am Gymnasium bekannt geben. 1003 Schülerinnen und Schüler sind dieses Jahr neu ins Gymnasium eingetreten, im Vorjahr waren es 908.
Neue Angebote an den Mittelschulen
An der Alten Kantonsschule Aarau startet mit dem neuen Schuljahr eine "Nawimat"-Abteilung. In diesem Spezialangebot werden die mathematisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen gezielt gefördert. An der Neuen Kantonsschule Aarau wird neu eine"Infcom.ch"-Abteilung für Schülerinnen und Schüler geführt, die sich in den Informations- und Kommunikationstechnologien überdurchschnittliche Kenntnisse aneignen wollen. Ebenfalls neu ist ein Förderprogramm für musikalisch überdurchschnittlich Begabte. Diese Förderung geschieht innerhalb der Regelklassen mit einer weiteren Lektion Instrumentalunterricht und zusätzlicher Übungszeit. Im Schuljahr 2006/7 sind sechs Schülerinnen und Schüler in diesem Programm.
Grosse Nachfrage bei den Berufsausbildungen Soziales und Gesundheit
Wie schon in den Vorjahren steigt die Nachfrage für die Ausbildung Fachangestellte/r Gesundheit (FAGE) weiter. Vor drei Jahren waren es 96 Personen, die diese Ausbildung besuchten, letztes Jahr 109 im neuen Schuljahr sind es bereits 128 Auszubildende. Auch die neu gestaltete Berufslehre Fachfrau / Fachmann Betreuung (FABE), welche die bisherigen Berufe Behindertenbetreuer/-in, Betagtenbetreuer/-in und Kleinkindererzieher/-in enthält, stösst auf grosses Interesse. Das BKS hat für dieses Jahr mit 60 Auszubildenden gerechnet, jetzt sind es 104 Berufslernende, die ihre Ausbildung neu aufnehmen.
500 zusätzliche Lehrstellen
Auch bei den Lehrstellen konnte nach einem deutlichen Rückgang in den Vorjahren eine markante Zunahme festgestellt werden. 5'541 Lehrverträge wurden dieses Jahr bewilligt, im Vorjahr waren es 5'070. Kathrin Hunziker führt dies auf verschiedene Faktoren zurück: Die Wirtschaft engagiert sich wieder stärker in der Ausbildung, anderseits zeigen die grossen Anstrengungen des Kantons in diesem Bereich erste Auswirkungen. Im Mai 2005 hatten die Departemente Bildung, Kultur und Sport (BKS) sowie Volkswirtschaft und Inneres (DVI) unter dem Label Vitamin L ein Massnahmenpaket gegen Jugendarbeitslosigkeit und Lehrstellenknappheit lanciert. Weitere Informationen: www.VitaminL.ch