INV-UEK901 St. Antonius-Kapelle, 1705 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-UEK901
Signatur Archivplan:UEK901
Titel:St. Antonius-Kapelle
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Ueken
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterueken
Adresse:Unterdorfstrasse
Versicherungs-Nr.:61
Parzellen-Nr.:247
Koordinate E:2645596
Koordinate N:1259680
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2645596&y=1259680

Chronologie

Entstehungszeitraum:1705
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kapelle

Dokumentation

Inschriften:1705 (Türsturz)
Würdigung:Im frühen 18. Jahrhundert erbaute und 1929 erweiterte Kapelle an ortsbaulich bedeutender Stelle in Unterueken. Der unmittelbar bei der Mühle gelegene Sakralbau war eigentumsmässig lange Zeit an die Betreiber der Mühle gekoppelt. Das schlichte Gebäude zeichnet sich durch eine intakte äussere Erscheinung und eine wertvolle historische Ausstattung aus, welche anlässlich der jüngsten Renovation fachgerecht restauriert wurde.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Inschrift am Scheitel des Eingangsportals wurde die Kapelle 1705 erbaut. Als Stifter sind die Müllersleute Jakob und Maria Herde überliefert, welche "auf aigenthümlich Grundt undt Boden eine Capellen erbauet" [1]. 1734 gingen Mühle und Kapelle an die Familie Ursprung über, welche die Ueker Mühle bis 1906 betrieb.
In den 1920er Jahren drängte sich eine umfassende Renovation der baufällig gewordenen Kapelle auf. Der alte, morsche Dachstuhl müsste gänzlich erneuert werden, weshalb der Pfarrer die Ortsgemeinde um sieben Kubikmeter Bauholz anfragte. Das Gebäude wurde bachseitig um einen Drittel verlängert, ostwärts zur Mühle hin mit einem Sakristeianbau versehen und mit einem neuen Dachreiter ausgestattet. Das verlängerte Schiff erhielt zwei zusätzliche Fenster, während das alte Portal mit der Jahrzahl 1705 an der ursprünglichen Stelle belassen werden konnte. Am 6. Juli 1930 erfolgte die Einweihung der renovierten Kapelle und der neuen Glocke statt.
In den 1970er Jahren unterzog man die Kapelle einer umfassenden Renovation. Im Innern wurden die alten Sitzbänke durch Stühle und der Holzboden durch Steinplatten ersetzt. Die teilweise übermalten barocken Wandfresken wurden durch den österreichischen Restaurator Fritz Walek freigelegt und fachgerecht rekonstruiert.
Beschreibung:Die St. Antonius-Kapelle steht unmittelbar westlich der ehemaligen Mühle von Unterueken. Das rechteckige Schiff unter leicht geknicktem Satteldach schliesst gegen Süden, zum Staffeleggbach hin, mit einem polygonalen Chor mit drei Walmen ab. Der Dachreiter verfügt über eine Zwiebelhaube und ist mit einem filigranen Metallkreuz bekrönt. An die östliche Schiffwand schliesst eine kleine Seitenkapelle unter niedrigerem, abgewalmtem Dach an (ehem. Sakristei). Der gesamte Baukörper ist mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt. Die nördliche Eingangsfront ziert ein Fluggespärre mit kräftig beschnitzten Bügen, Stichbalken und Hängesäulen. Das rundbogige Eingangsportal zeigt am Scheitel das Baujahr 1705. Schiff und Chor werden von insgesamt vier Rundbogenfenstern erhellt, welche bleigefasste Wappenscheiben und Glasmalereien aufweisen.
Das Gotteshaus besitzt eine weiss gestrichene Gipsdecke mit umlaufendem Profilstab. Diverse historische Ausstattungsstücke schmücken den Innenraum. Im Zentrum steht der gemauerte und oben mit einer Holzmensa versehende Blockaltar. Das spätbarocke, rötlich und blau marmorierte Altarretabel zeigt als Hauptmotiv in einem geohrten Rahmen ein Ölbild auf Holz, mit der Darstellung von Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin (am unteren Bildrand ist eine Signatur "P.. J.." sichtbar). Den von reichem Schnitzwerk gefassten Altaraufbau bekrönt ein kleines Bildnis des Hl. Antonius. Das Retabel flankieren zwei vollplastische Holzskulpturen. Die rechte, in eine schwarze Benediktinertracht gekleidete Figur verkörpert den Hl. Fridolin, der mit der rechten Hand ein Skelett am Handgelenk fasst [2]. In der linken Figur erkennt man den Hl. Wendelin, Patron der Hirten und Herden. Er ist als junger, bärtiger Mann mit einem kurzen grünen Kleid, einem roten Umhang mit gelbem Futter und mit kniehohen Stiefeln wiedergegeben. In der rechten Hand hält er eine Hirtenschippe. Zu beiden Seiten des Altars befinden sich zwei Reliquienvitrinen mit jeweils fünf Wachsmedaillons und acht Knochenreliquien von verschiedenen Heiligen. Die Kästchen stammen aus der gleichen Werkstatt wie der Altaraufsatz.
An den beiden Seitenwänden des Schiffs sind zwei qualitativ hochstehende Wandmalereien wohl aus der ersten Hälfte des 18. Jh. erhalten. Auf der Ostseite dargestellt ist die Hl. Maria in Form einer Mondsichel- bzw. Strahlenkranzmadonna. Ihr gegenüber findet sich die Darstellung von Jakobus des Älteren als bärtiger Mann. Er trägt einen gelben Rock mit rotem Umhang, grüne Beinlinge und braune, kniehohe Stiefel. Sowohl auf dem Hut als auch auf der Schulterpartie des Mantels sind Muscheln eingezeichnet. Als Attribute sind ihm ein Pilgerstab, ein Buch und ein Beutel beigegeben.
Zur künstlerischen Ausstattung der Kapelle gehören ferner sechs farbig gestaltete Glasfenster, welche aus der Werkstatt des bekannten Künstlers Arthur Nüscheler stammen [3]. In der Seitenkapelle finden wir zwei Wappendarstellungen, im Schiff Illustrationen des Hl. Antonius und des Hl. Paulus sowie das Wappen der Gemeinde Ueken. Am hinteren Fenster der östlichen Schiffwand ist die Renovation und Vergrösserung der Kapelle im Jahre 1929 vermerkt. Auf drei Scheiben findet man die Künstlersignatur "R. A. Nüscheler / R.A.N". Es ist anzunehmen, dass die meisten oder sogar alle Scheiben anlässlich der Kapellenrestaurierung von 1929 eingesetzt wurden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Zur Bau- und Nutzungsgeschichte der St. Antonius-Kapelle vgl. Hüsser 1999, S. 67-72.
[2] Die Legende erzählt, dass Fridolin einen Toten mit Namen Ursus auferweckt habe, um mit dessen Aussage einen gerechten Urteilsspruch in einem Rechtsstreit zu bewirken.
[3] Mit Arthur Nüscheler (1877-1950) konnte ein ausgezeichneter Künstler für die Ausschmückung der kleinen Kapelle verpflichtet werden. Nüscheler hatte sich durch seine Renovationsarbeiten an den Glasfenstern des Klosters Königsfelden einen hervorragenden Ruf erworben und erhielt immer wieder interessante Aufträge aus dem Ausland, so etwa für die Krypta des Klosters Monte Cassino in Italien oder die Glasfenster der Kathedrale von Indiana in den USA (Schweizerisches Künstler-Lexikon, Nendeln 1967; Biographisches Lexikon des Aargaus 1803-1957, Aarau 1958).
Literatur:- Linus Hüsser, Die Antoniuskapelle von Ueken, in: Vom Jura zum Schwarzwald 1999, S. 67-72.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=15344
 

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