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Camping – endlich Ferien!
Ein Stück über Tapetenwechsel und Fernweh. Schauspiel – ab 8 Jahren
Stella hat lange gespart für ihre "all-inclusive"-Ferien in "Bella Vista". Statt auf Palmen und Pool trifft sie auf Paco, der mitten in der Pampa eine kuriose Werkstatt betreibt. Paco bietet Stella nicht nur Unterkunft, er zeigt sich auch als guter Gastgeber: Im Handumdrehen liefert er die perfekte Kulisse für Stellas Ferienwünsche. Gestrandet im Nirgendwo gehen die beiden auf Tauchgang, erkunden die Welt des Campens, schlagen nächtliche Störenfriede in die Flucht und lernen bizarre Pioniere des Tourismus kennen. Auf ihrer Suche nach der Sehnsuchtsdestination "Bella Vista" begegnen Stella und Paco dem Heimweh und merken, dass es für gelungene Ferien gar nicht viel mehr braucht als Zeit und Fantasie. Also ab in die Schlafsäcke, Zeit für Gruselgeschichten, Traumdestinationen und Ferienfiasko!
Details
Dauer | 55 Minuten |
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Sprache | Deutsch, Mundart |
Produktion | Teatro Lata in Partnerschaft mit Fabriktheater Rote Fabrik Zürich |
Spiel | Gustavo Nanez, Julia Sewing |
Musik | Gustavo Nanez |
Webauftritt | www.teatrolata.ch(öffnet in einem neuen Fenster) |
Spielorte
Roter Teppich für Lehrpersonen
Am Roten Teppich wird von der Recherchearbeit für das Stück "Camping" erzählt. Es wird Einblick in den Inhalt des Stücks gegeben und mit den Lehrkräften Möglichkeiten der Vor- und Nachbereitung im Unterricht ausgetauscht.
- Sternensaal Wohlen – Montag, 28. Oktober 2024 – 18:00 Uhr
- ThiK Theater im Kornhaus Baden – Montag, 4. November 2024 – 18:00 Uhr
Hintergrundbericht zum Stück "Camping – endlich Ferien!"
Der Journalist und Autor Matteo Baldi unterhielt sich mit der Dramaturgin Angela Sanders über das neue Stück des Teatro Lata. Weshalb das Thema Ferien für Schulkinder besonders interessant ist, kann in folgendem Hintergrundbericht von Matteo Baldi nachgelesen werden.
Es gibt Bühnenthemen, die sind wie Brühwürfel: Sie entfalten ihre Kraft allmählich über die Zeit und geben so ihren ungeahnten Gehalt preis. Ein solches Thema ist: Urlaub.
Das mag an dieser Stelle überraschend klingen. Ferien? – Ziemlich trivial, kennen wir doch alle bestens. Die Gruppe Teatro Lata schaut mit dem Stück "Camping – endlich Ferien!" aber ein zweites, genaueres Mal hin. "Es gibt kaum ein Thema, welches unter Schulkindern strukturelle Ungleichheit so stark markiert", erklärt Angela Sanders, die Dramaturgin der Produktion.
Ferienerlebnisse machen Schülerinnen und Schüler ungleich – müssten sie aber nicht
"Während die einen Klassenkameradinnen oder Klassenkameraden jeweils weit weg verreisen, sind andere Kinder aufgrund der finanziellen und/oder aufenthaltsrechtlichen Situation ihrer Eltern in den Schulferien immer zuhause im Quartier", sagt Sanders. Ferien als frühes Anzeichen davon, wo man gesellschaftlich steht? Dem mag man aus eigener Erfahrung vielleicht schmerzlich zustimmen. Das klingt so, als sei "Camping" ein schweres Stück. Aber das Gegenteil ist der Fall:
Stella verirrt sich auf der Anreise zu ihrem All-inclusive-Urlaub und landet bei Paco in der Pampa. Sie und der geistreiche Einsiedler verlieren keine Zeit und improvisieren sich das gesuchte "Bella Vista" herbei. Mit viel Leidenschaft, Bewegungsfreude, Gesang und Imaginationskraft wird aus der Einöde ein Ozean, aus einem Grünabfuhr-Container ein Sternerestaurant – sogar selbstzufriedenen Geistern westlicher Ferienpioniere werden ihre faulen Würmer aus der Nase gezogen.
Geteilte Zeit, Fantasie und Zwischenmenschlichkeit entziehen sich dem System Arbeiten-Erholen.
Eindringliches Theater entspringt der Sinneswelt des Publikums
Schule und Ferien sind stark verschränkt. "Die Einteilung in Arbeitszeit und arbeitsfreie Auszeit – man muss es ja nicht Ferien nennen – ist Teil unseres Systems", erklärt Sanders, "erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Wirtschaftsboom der 1960er Jahre wurde sie für immer mehr Menschen in Industrienationen Normalität."
Die Schauspielerin Julia Sewing und der Schauspieler Gustavo Nanez erspielen sich auf der Bühne ihr eigenes Ferienparadies und rücken beschwingt die Fantasie und eigene Vorstellungskraft des Publikums ins Zentrum des Theatererlebnisses. Hier liegen Gewinn fürs Publikum und der Trick des Stücks zugleich verborgen: Geteilte Zeit, Fantasie und Zwischenmenschlichkeit entziehen sich dem System Arbeiten-Erholen. Folglich haben sie in all unseren Lebenssituationen ihren Platz. Und das ist der Trick eines gelungenen Theaterbesuchs: das Eröffnen neuer Perspektiven aufs eigene Dasein.
Autor Hintergrundbericht

Matteo Emilio Baldi hat Journalismus in Winterthur und kreatives Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel studiert. Seine journalistischen Texte wurden bei der WOZ, Watson, der ehemaligen TagesWoche und der Aargauer Zeitung publiziert. Er war Teilnehmer am Dramenprozessor 2020/21. Seine Bühnentexte wurden in Genf und Zofingen inszeniert. Zuletzt übersetze er ein Hörspiel des SRF vom Italienischen ins Deutsche.
www.winkelwiese.ch/zentrumfuerdramatik/personen/matteo-baldi(öffnet in einem neuen Fenster)