INV-LEN906 Aavorstadt 29, 1864-1865 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN906
Signatur Archivplan:LEN906
Titel:Aavorstadt 29
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Aavorstadt
Adresse:Aavorstadt 29
Versicherungs-Nr.:426
Parzellen-Nr.:379
Koordinate E:2655805
Koordinate N:1248626

Chronologie

Entstehungszeitraum:1864 - 1865
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:LEN907-909
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mehrfamilienhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Würdigung:Mehrfamilienhaus in spätklassizistischen Formen, das 1864/65 an der Aavorstadt für Friedrich und Rudolf Kieser erbaut wurde. Der annähernd würfelförmige, von einem flachen Walmdach abgeschlossene Mauerbau besticht durch die sorgfältige Instrumentierung der Fassaden und die qualitätvolle Hausteinarbeit der Fenster- und Türrahmungen, die bereits historistische Formen zeigen. Rund zwanzig Jahre jünger als seine noch biedermeierlich geprägten Nachbarhäuser Aavorstadt (Bauinventarobjekte LEN907-909), nimmt das Gebäude damit bereits jüngere Stilelemente auf. Es ist in seiner äusseren Erscheinung samt dem zeittypischen, ostseitig anstossenden Vorgarten intakt erhalten. Zusammen mit seinen Nachbarhäusern an der Südseite der Aavorstadt dokumentiert das Gebäude die Vorstadtbebauung des mittleren 19. Jahrhunderts. Als Teil dieses fast vollständig erhaltenen Ensembles an der westlichen Ausfallstrasse kommt ihm ein überaus hoher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Mehrfamilienhaus wurde gemäss der Jahrzahl auf dem Türsturz sowie der Angabe im Brandkataster 1864/65 für Friedrich und Rudolf Kieser erbaut, in deren Familie es im weiteren Verlauf des 19. Jh. auch verblieb [1]. Es entstand somit rund 20 Jahre nach den übrigen Häusern an der Südseite der Aavorstadt (Bauinventarobjekte LEN907-909) und wurde direkt an das Nachbarhaus Aavorstadt 31 angebaut, das 1845/46 vom Vater der beiden Erbauer errichtet worden war, sich 1864 aber bereits in anderen Händen befand.
1973 erfolgte ein Ausbau des Dachgeschosses [2]. Um das Jahr 2000 wurde eine schonende Fassadenrenovation vorgenommen.
Beschreibung:Das Gebäude ist zusammen mit dem westseitig angebauten Doppelwohnhaus Bestandteil einer weitgehend intakten biedermeierlich-spätklassizistischen Bebauung auf der Südseite der Aavorstadt und entspricht als jüngstes, gut zwanzig Jahre nach den übrigen Häusern errichtetes Glied, bereits einer etwas jüngeren, spätklassizistischen Stilphase. Seinen heutigen Verlauf hatte der Strassenzeug wenige Jahre vor dem Bau des Hauses 1856 nach einem Projekt des Ingenieurs Alois von Negrelli erhalten [3]. Der dreigeschossige, annähernd würfelförmige Mauerbau wird von vier auf drei Achsen streng regelmässig gegliedert und über einem Kniestock von einem flach geneigten Walmdach abgeschlossen. Die Obergeschosse des verputzten Baukörpers sind durch ein umlaufendes Sohlbankgesims vom Erdgeschoss abgesetzt, das ein feines, in den Putz eingeritztes Fugenbild zeigt und seinerseits auf einem Sockel mit Muschelkalkverkleidung aufsetzt. Die ausgesprochen sorgfältig gearbeiteten Fenstergewände aus Sandstein entsprechen im Unterschied zu den Nachbarhäusern bereits den Formen des Historismus. Sie besitzen am Erdgeschoss stichbogige Form und reich instrumentierte Brüstungsfelder in Täfermanier, die gestemmte Holzfüllungen nachempfinden und von kannelierten Pilastern gerahmt werden. Die oberen Etagen weisen rechteckige Lichter auf, wobei jene des ersten Stocks durch profilierte gerade Verdachungen und Volutenkonsolen unter dem Sohlbankgesims ausgezeichnet sind. Der Kniestock ist mit liegenden Mezzaninfenstern belichtet. Zum alten Bestand gehören auch die aus dem späteren 19. Jh. stammenden dekorativen Lambrequins (Rolladenabdeckungen) aus getriebenem Blech.
Der Hauseingang besetzt die Mittelachse der seitlich zum schmalen Mühleweg gerichteten Ostfassade und liegt damit anders als bei den benachbarten Häusern nicht an der Strassenfront. Über die spätklassizistische Türrahmung spannt sich eine stark profilierte Verdachung auf geschuppten Volutenkonsolen. Am Sturz ist das Baudatum 1864 in römischen Ziffern abzulesen, dazwischen wohl das Familienwappen Kieser. Das bauzeitliche Türblatt bewahrt die originale gusseiserne Vergitterung. Zum Eingang führt ein dreiseitiges Treppenpodest (erneuert). Die Rückfassade des Hauses ist durch Balkone verändert. (Inneres nicht gesehen.)
Als einziges an der Aavorstadt bewahrt das Gebäude noch den zeittypischen, seitlich gelagerten Vorgarten samt Baumbestand. Der Vorgarten und der analog dem Nachbarhaus gestaltete, terrassenartige Vorbereich zur Aavorstadt werden von einem durchlaufenden Eisenzaun umfriedet, in dem sich ostseitig, axial auf den Hauseingang bezogen, ein zweiflügliges Tor öffnet.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Stadt Lenzburg. Inventar der kommunal schutzwürdigen Gebäude, 1997 (BNO 1997, Anhang 1, Inventarliste), Nr. 16a.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
[2] Pläne im Baugesuchsarchiv.
[3] Die Korrektur umfasste neben der Höherlegung eines Strassenstücks der Aavorstadt auch die Verlegung des Stadtbachs sowie die Tieferlegung der Rathausgasse. Vgl. Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 89; Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. 19. und 20. Jahrhundert [Geschichte der Stadt Lenzburg, Bd. III], Aarau 1994 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 106/1), S. 44-48. – Zu Alois von Negrelli (1799-1858) vgl. Isabelle Rucki / Dorothee Huber, Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 398.
Literatur:- Liebes altes Lenzburg, Fotos von anno dazumal, hrsg. von der Ortsbürger-Kommission Lenzburg und der Stiftung Pro Museum Burghalde Lenzburg, Lenzburg 1986, S. 92-94 (histor. Aufnahmen).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
- Stadt Lenzburg, Baugesuchsarchiv: Umbau 1973.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39342
 

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