DSI-GRA002 Ev.-ref. Pfarrkirche, 1661-1663 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:DSI-GRA002
Signatur Archivplan:GRA002
Titel:Ev.-ref. Pfarrkirche
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Gränichen
Versicherungs-Nr.:80
Parzellen-Nr.:224
Grundbuch-Nr.:127
Koordinate E:2650129
Koordinate N:1245280
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2650129&y=1245280

Objekt-Infos

Autorschaft:Dünz, Abraham I (1630-1688)

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)

Schutz / Status

Unterschutzstellung Bund:9/22/1972
Kantonale Unterschutzstellung (DSI):5/17/1946
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz:A (nationale Bedeutung)
Kantonaler Schutzumfang:Integral

Dokumentation

Entstehungszeitraum:1661 - 1663
Bau- und Nutzungsgeschichte:Ausgrabungen aus den Jahren 1958-1960 haben die Fundamente von drei Vorgängerbauten der heutigen Pfarrkirche Gränichens zu Tage gebracht: Auf eine Kapelle mit Altar aus dem 9. Jahrhundert folgte wahrscheinlich im 11. Jahrhundert eine romanische Kirche, die um 1473 spätgotisch umgebaut wurde. 1645 wurde der Kirchturm erhöht. Der Einsturz des Turmes am 26. Mai 1661 machte schliesslich ein umfassendes Neubauprojekt erforderlich. Hierzu wurden zunächst der bernische Werkmeister Abraham Edelstein und der an der Festung Aarburg beschäftigte Werkmeister Simon Erismann herangezogen sowie schliesslich der Berner Münsterwerkmeister Abraham I. Dünz (1630-1688). Dünz beschloss aufgrund der schlechten Fundierungsverhältnisse die Verlegung des Bauplatzes um rund 200m Richtung Südwesten an den heutigen Standort und änderte das Neubauprojekt nach seinen Entwürfen ab. Nun wurde ein Werkvertrag mit Meister Michel Meyer (Lenzburg) und Abraham Zinsmeister abgeschlossen. Die Geldmittel wurden durch freiwillige Steuern beschafft sowie mit namhaften Zuschüssen Berns. Als Bauherr amtete der bernische Seckelmeister A. von Werdt. Unter der Bauleitung von Dünz dauerte der Bau vom Sommer 1661 bis zum Herbst 1663. Mit der Ausmalung des Innenraums wurde der Aarauer Glasmaler Hans Ulrich Fisch II. beauftragt. Am 1. November 1663 konnte die Einweihung des Neubaus vollzogen werden.
Im Zuge einer puritanisch-klassizistischen Umgestaltung 1818 wurden die Grisaille-Malereien übertüncht und eine flache Gipsdecke eingezogen. 1905 wurde eine Empore eingebaut, die 1963 ersetzt wurde. 1943 musste der Oberteil des Turmes renoviert werden, wobei die noch aus dem 16. Jahrhundert stammende mechanische Turmuhr durch ein modernes Uhrwerk ersetzt und neue Zifferblätter angebracht wurden. Während der Renovierung von 1978/79 wurden die zugedeckten Grisaille-Malereien entdeckt und zusammen mit der korbbogigen Holztonne freigelegt. Bei dieser verzichtete man allerdings darauf, den ursprünglich aufgemalten blau-goldenen Sternenhimmel wiederherzustellen.
Beschreibung:Die ev.-ref. Pfarrkirche ist eine Saalkirche über einem längsrechteckigen Grundriss mit Eckpfeilern. Die beiden Längsseiten sind jeweils durch drei Rundbogenfenster mit zweiteiligem spätgotischem Fischblasen-Masswerk gegliedert und verfügen zwischen dem mittleren und östlichen Fenster über von Walmdächern geschützte Seiteneingänge. Überdacht ist das Langhaus mit einem ostseitig abgewalmten Satteldach, das beidseitig je eine kleine Gaube mit steilem Walmdach aufweist. Die Aussenmauern des Kirchenschiffes sind oberhalb des steinsichtigen Sockels mit Quadermalerei verziert. Im Westen ist ein Glockenturm vorgelagert, der durch kräftige Gesimse in vier Geschosse unterteilt ist: Das untere umfasst den Haupteingang zur Kirche, der mit einem Vorzeichen ausgestattet ist; die beiden mittleren sind durch schmale Rechteckfenster belichtet und das obere weist spitzbogige Schallöffnungen auf, denen im Westen und Osten auf der Höhe des Masswerks Zifferblätter vorgelagert sind. Den oberen Abschluss des Glockenturms bildet ein Satteldach, dessen Traufseiten parallel zur Westfassade verlaufen (sog. "Käsbissen") und auf dessen First ein schlanker, hoher Dachreiter mit Nadelhelm thront. Auf der Nord-Süd-Achse bekrönen den Turm zwei barocke Uhrgiebel mit Voluten und Obelisken. Während die Ecksteine des Turms sowie der Eckverband der Rechteckfenster aus Mägenwiler Muschelkalk sind, wurde für das übrige Mauerwerk teilweise Tuffstein verwendet.
Im Innern überspannt eine hölzerne Tonne den Saal während das Turmerdgeschoss von einem Kreuzrippengewölbe überdeckt ist. Die Wände und Fensterlaibungen sind durch barocke Grisaille-Malereien mit Scheinarchitektur und Kartuschen für Bibelzitate verziert. In den Fenstern des Chors befinden sich fünf Wappenscheiben, die anlässlich des Kirchenneubaus von 1663 gestiftet wurden (1. Standesscheibe von Bern; 2. Wappenscheibe von Werdt; 3. Wappenscheibe von Diesbach, 4. Wappenscheibe Im Hof; 5. Wappenscheibe Graviseth). Sowohl die Wappenscheiben wie auch die Wandmalereien wurden vom Aarauer Glasmaler Hans Ulrich Fisch II. ausgeführt. Der Innenraum ist dabei ganz auf die zwischen zwei Fenstern liegende Kanzel in der Mitte der Ostwand ausgerichtet. Sie ist aus weissem Marmor gearbeitet und besteht aus einem Polygonkorpus mit massiver Brüstung sowie einem Treppenaufstieg mit durchbrochener Balustrade. Als Träger fungiert eine Mittelsäule mit Volutenkonsolen. Ebenfalls auf der Mittelachse befindet sich im Chor der barocke Taufstein in Form eines Kelchs. Kanzel und Taufstein sind beides Werke des Aarauer Bildhauers Hans Henz. Im Westen erhebt sich eine 1905 eingebaute geschweifte hölzerne Empore, die von zwei Säulen gestützt wird. In ihre von Balustern gegliederte Brüstung ist das Rückpositiv der Orgel eingelassen, bei dem es sich um einen wiederverwendeten Prospekt von ca. 1730 handelt.
Literatur:- Michael Stettler. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau I. Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen. Basel 1948, S. 146–153.
- Klaus Speich. Die Künstlerfamilie Dünz aus Brugg. Brugg 1984, S. 207-211.
- Hans Maurer. Reformierte Kirche Gränichen AG. Schweizerische Kunstführer. Bern 1988.
- Markus Widmer-Dean. Dorfgeschichte Gränichen. Die Geschichte des Dorfes Gränichen von den Anfängen bis heute. Gränichen 2003, S. 253-264, 429-431.
- André Holenstein (Hg.). Berns mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahrhundert neu entdeckt. Bern 2006, S. 237f.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=22494
 

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