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DSI-BRG015 Kirchgasse, Röm.-kath. Stadtkirche, 11. Jh.- (Dossier (Denkmalschutzinventar))
Ansichtsbild: |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kirche (röm.-kath.) |
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Schutz / Status |
Unterschutzstellung Bund: | 4/2/1974 |
Kantonale Unterschutzstellung (DSI): | 11/16/1951 |
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz: | A (nationale Bedeutung) |
Kantonaler Schutzumfang: | Integral |
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Dokumentation |
Entstehungszeitraum: | from 11th cent. |
Grundlage Datierung: | Jahreszahl 1343 am Wendelstein im Turminneren (?), 1575 an der Sakristeiaufstockung (?) |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Den archäologischen Grabungen von 1982–83 zufolge war das erste fassbare Gotteshaus ein gemauertes rechteckiges Bauwerk von 20,7 x 14 m [Bauphase I]; seine Breite entsprach somit jener des heutigen Hauptschiffs. Diese erste Kirche – eine Pfarrkirche mit Taufrecht – wird ins 11. Jh. datiert, geht also auf die vorstädtische Zeit zurück [Stadtwerdung um 1230/1240]. Nach einem Umbau um die Mitte des 13. Jh. im Chorbereich [Bauphase II] und einer Verlängerung nach Westen [Bauphase III] wurde die Kirche 1300 neu geweiht (Patrozinium Maria Magdalena; seit 1532 Nikolaus von Myra und Maria Magdalena). Nach Brandzerstörung begann der mehrere Jahre andauernder Neubau der heutigen Kirche 1343 mit der Errichtung der Turms, gefolgt vom Polygonalchor mit der Chorbogenwand. [Die alte, bis auf die Umfassungsmauern ausgebrannte Kirche wurde zwischenzeitlich mit einem auf Holzstützen abgefangenen Notdach versehen und für den Gottesdienst weiterhin genutzt.] Die brandgeschädigte südliche Schiffsmauer musste anschliessend neu aufgeführt werden (bis aus einen Rest im SW) und erhielt ein hochgotisches Punktportal (vgl. Rekonstruktionszeichnung; Portal 1617 ersetzt). Um 1400/1420 wurde – ev. in der Folge des Stadtbrands von 1382 die Nord- und die Südwand des Schiffs aufgestockt und die Westwand gänzlich erneuert; wenig später erfolgte der Anbau eines quer geteilten Kapellentrakts («nova Capella») an der Nordseite des Langhauses. 1434 beschädigte ein weiterer Stadtbrand das Gotteshaus stark. Dach, Böden und Ausstattung wurden in der Folge wiederhergestellt (Neuweihe 1435). Der Kapellentrakt wurde um 1450 nach S zum Langhaus hin geöffnet und wirkt seitdem als Seitenschiff (seit Erwerb von Gebeinen des hl. Synesius, «Synesiusschiff»). Für eine bessere Sicht aus diesem Seitenschiff auf den Hochaltar verschob man den Chorbogen asymmetrisch nach Norden; Ausmalung der Kirche im got. Stil [Reste im Chor erhalten]. Nach dem reformatorischen Bilderstrum 1529 Rekonziliierung von acht Altären im Oktober 1532. Mit dem Bau der Sakristei im Winkel zwischen Chor und Turm (um 1550, Aufstockung um einen Archivraum 1575) erhielt die Kirche ihr endgültiges Bauvolumen. 1617 neues Südportal von Viktor Martin. 1629/30 Ausschmückung der Kirche mit Wandmalereien durch Paul Widerkehr, Bremgarten [1983 entdeckt, im Chor durch den Brand von 1984 komplett zerstört, in Schiff teilweise erhalten, aber stark beschädigt]. Um die Mitte des 17. Jh. Erstellung der frühbarocken Ausstattung: Kanzel 1630/40, 1653 Altar für den Katakombenheiligen Synesius, Taufstein 1650/1660 (heute in der St. Annakapelle BRG016). 1697 neuer Hochaltar. Erhöhung des Turms um obere Glockenstube und Spitzhelm 1742–43. Gleichzeitig Beginn einer spätbarocke Ausstattungsphase ab: 1746/47 Ratsherrengestühl, um 1760 Erneuerung der drei Altäre im Seitenschiff, 1778–1782 Erneuerung der vier Nebenaltäre im Hauptschiff, gleichzeitig Übertünchung der Wandmalereien und wohl auch Entfernung der spätgotischen Fenstermasswerke. Klassizistisches Hauptportal und Vorzeichen 1804 von Franz Joseph Rey. Gesamtrestaurierung 1983–89, ab 1984 z. T. rekonstruierender Wiederaufbau nach verheerendem Brand. |
Beschreibung: | Die Stadtkirche St. Nikolaus liegt mitten in der Unterstadt. Der einst als Gottesacker genutzte Kirchhof wird im Südosten von der St. Annakapelle (BRG016) und der Muttergotteskapelle (BRG017) begleitet. Die umliegenden Gassen (Pfarrgasse, Schodolergasse, Kirchgasse) werden von der St. Klarakapelle (BRG018) sowie von weiteren wichtigen Sakral- und Profanbauten gesäumt. Die Stadtkirche ist ein vielschichtiges gotisches Bauwerk, dessen historisch gewachsene zweischiffige Anlage sich in der ungewohnten asymmetrischen Eingangsfront widerspiegelt. Der Baukörper besteht aus Langhaus mit nordseitigem Seitenschiff sowie Polygonalchor und mächtigem Turm, zwischen denen sich die doppelstöckige Sakristei mit Schneggen erhebt. Das hallenartige Langhausinnere öffnet sich mit drei weitgespannten Spitzbogenarkaden auf das Seitenschiff (Synesiusschiff) im Norden. – Im Chor ein fragmentarischer Apostelfries in einer Masswerk-Arkade. Die überlebensgross dargestellten Apostel halten ihre Attribute in den Händen und sind durch ein Schriftband mit dem Apostolisches Glaubensbekenntnis (Credo) verbunden. Die Chormalerei im gotischen Stil könnte nach dem Brand von 1434 entstanden sein. Im Langhaus sowie im Seitenschiff wird die Architektur von einer Spätrenaissance-Ausmalung (1629/30) betont. Sie wird dem einheimischen Maler Paul Widerkehr (1580–1649) zugeschrieben (vgl. Stiftskirche Schönenwerd). Über den Arkaden und in den Zwickeln buntfarbige Scheinarchitekturen und Beschlagwerkornamentik, bevölkert von Engel, die mit den Passionswerkzeugen an den Leidensweg Christi erinnern. In den Fensterrahmungen auf halber Höhe Apostelfiguren mit Attributen; an der Chorbogenwand eine monumentale Verkündigung (Maria und Engel freigelegt, der Rest ergänzt). – Ausstattung. Barocker Hochaltar in der Art des Kaiserstuhler Bildhauers Johann Friedrich Buol um 1697/1700, mit Bildern von Franz Karl Stauder. Chorgestühl 1820 von Felix Anton Hediger, Schwyz, die Rückwandfüllungen gegliedert von gediegenen Nussbaumholz-Fournieren (?). Im Hauptschiff vier Stuckmarmoraltäre 1778–82 des Konstanzers Meisters Lorenz Schmid (von Norden nach Süden: Hll. Michael, Muttergottes, Joseph und Agatha; nach 1984 rekonstruiert), mit Bildern von Franz Ludwig Herrmann. Geschnitzte Spätrenaissancekanzel um 1635, Heinrich und Melchior Fischer, zugeschrieben; in den Muschelnischen Statuette des Salvator Mundi und der vier Evangelisten, reiche Beschlag- und Rollwerkornamentik. Im Seitenschiff (Synesiusschiff) drei Rokokoaltäre um 1760 (ev. von Stuckateur Christian Scharpf) mit Bildern von Josef Anton Schuler; die frühbarocke Schreinfigur des hl. Synesius sowie vier Statuen von Gregor Allhelg, Baden, wiederverwendet. [2800 Z.] – Im Synesiusschiff frühbarocker Taufstein, gearbeitet aus schwarzem, weissgeädertem Unterwaldner Marmor, um 1650/1660, zugeschreiben an Gregor Allhelg (vgl. Taufstein Allhelgs, 1647 in der Stanser Pfarrkirche). Über geschweiftem Fuss und balusterförmigem Schaft ein sechseckiger Kelch, gegliedert von alternierenden Rippen und Rillen. Auf dem mit Rollwerkkartuschen verzierten Holzdeckel gipfelt ein zierlicher Zentralbau mit einer plastischen Täufergruppe. |
Literatur: | Aargauischer Heimatführer (5), 1959, S. 42-52. Peter Felder. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band IV. Der Bezirk Bremgarten. Basel 1967, S. 41–77. Peter Felder, «Zur Restaurierung der Bremgarter Kirchenfresken von Paul Widerkehr». In: Das Denkmal und die Zeit. Alfred A. Schmid zum 70. Geburtstag gewidmet von Schülerinnen und Schülern, Freunden und Kollegen (Hg. Bernhard Anderes et al.). Luzern 1990, S. 95–103. Peter Frey, Cornel Doswald. Die Ausgrabungen in der Stadtkirche Bremgarten, Baugeschichtliche und siedlungsgeschichtliche Ergebnisse. In: Bremgarter Neujahrsblätter 1986, S. 27–42. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=21306 |
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