STC-MUR002 Kloster Muri, 1696-1707 (Dossier (Spezialinventare))

Archive plan context


Signatur:STC-MUR002
Signatur Archivplan:MUR002
Titel:Kloster Muri
Ansichtsbild:
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Bildlegende:1- Kuppeloktogon Klosterkirche.
2- Kuppeloktogon Klosterkirche, Detail.
3- Kuppeloktogon Klosterkirche, Detail.
4- Klosterkirche, eine der vier Logen.
5- Kreuzgang, Westflügel.
6- Sakristei.
7- Südflügel des Konventgebäudes, 1. OG, Korridor (heute Gemeindeschule).
8- Bibliothek, Nebenraum, Zugang vom Nordturm.
9- 1889 abgebrannte Abtskapelle, aus: Archiv DP AG, 1952, Negativnummer MO1573.
Darin:Am 31. Mai 1694 soll der Abt Placidius Zurlauben dem Kapitel den Plan für den teilweisen Neubau der Klosterkirche vorgelegt haben, der vom Stuckateur Giovanni Bettini stammte (Archiv Koll. Sarnen, Kapitelsakten III, S. 132 f.)
Kirche - Die Eingangstüre der Klosterkirche Muri enthält Stuckaturen von drei Stilepochen. Leibungen, Bogen und Konsole sind das Werk des Steinmetzen Hans Dub (1575) aus Luzern, die Figuren hat der Murenser Bildschnitzer Simon Bachmann 1650 geschaffen, und die korinthischen Pilaster, das aufgebogene Gebälk, die Rundgiebelsegmente, Voluten, Festons und Bänder, wie auch die stuckbekränzten Okuli über den Seitenportalen stammen vom Stuckateur Giovanni Battista Bettini (1696). Er ist es auch, der das Kuppeloktogon der Klosterkirche 1695-97 stuckiert hat, als das Langhaus der ehemals dreischiffigen romanischen Basilika umgebaut wurde. Sie gilt als Bettinis Hauptwerk. 1685-93 fand unter dem Abt Placidius Zurlauben der Neubau des Klosters statt. Wie im Schlössli Schneisingen wurde er zusammen mit dem Freskanten Francesco Antonio Giorgioli mit der Gestaltung der neuen, vollständig zu stuckierenden Kuppel beauftragt. Die Stuckaturen zielen auf eine illusionistische Wirkung ab, was sie als Werk des 17. Jh. kennzeichnet, wobei der Schwung der Figuren deutlich ins nahe 18. Jh. voraus weisen. Über Pilastern mit Blättern, Girlanden und Engelsköpfen öffnen sich stuckierte Eckzwickel mit Ranken. Darüber ist ein Rankenband mit Putten angebracht, die Gemäldemedaillons halten, die von Blätterwülsten, Girlanden und Bändern umgeben sind. Zwischen ihnen über den Pilastern wechseln sich Muscheln und Engelsköpfe am Kranzgesims ab. Darüber umläuft ein grossblättriger Fries die Wände. Die Decke weist mit Blätterwülsten gerahmte Stichkappen auf, die mit Früchten, Blumen und Blattranken geschmückt sind. Blattwerk bzw. Äste befinden sich dazwischen, Bänder und mit Blattwülsten verbundene Muscheln darüber. Sie umgeben die Mittelgemälde der Kuppeldecke mit einem weiteren Blattwulst und Muscheln. Die Pilaster erstrecken sich bis in die Kuppel hinauf. Sie weisen Ösen auf, durch die Tücher aus Stuck gezogen sind. Über dem Chorbogen sind zwei grosse beschwingte Engelsfiguren stuckiert, die das freskierte Wappen des Fürstabtes Placidius Zurlauben (1684-1723) halten, dessen ursprüngliche Fassung von F.A. Giorgioli 1930 von Kaspar Meyer übermalt wurde. Neben der Kuppel sind auch die tonnengewölbten Decken der Märtyrerkapellen im Norden und Süden mit Stuck bedeckt. An den kleinen Dreiecksdecken unter und über den vier (Orgel-)Logen befindet sich Stuck aus feistem Blattwerk. Die Unterseiten der Bögen, die die Vorhalle und die Märtyrerkapellen vom Oktogonraum trennen, sind mit Traubenbehängen und Rankenornamenten verziert. Die Brüder Huttle lassen sich im Jahr 1833 in Muri als Stuckateure nachweisen. Von ihnen stammen die Verzierungen an der Emporenbrüstung und deren Unterseite (Musiktrophäen, Blatt- und Lorbeerkränze).

Abtkapelle - Neben dem Hauptaltar führt ein von Kreuzgratgewölben mit Blattwulsten überwölbter Korridor zur Türe, durch die man ursprünglich in die Abtkapelle gelangte. Sie ist 1889 abgebrannt, ihr Rest wurde abgebrochen. Ihr Standort war zwischen dem Chor der Kirche und der Ostfront, etwas nördlich des Mittelbaus. Wenig Platz führte dazu, dass man sie in die Höhe baute. Oben war sie mit einer Kuppel abgeschlossen. Die Stuckaturen sind bloss als Wandfragment auf einer Fotografie kurz nach dem Brand erhalten. Sie zeigt die Handschrift Bettinis und lässt den gleichen Charakter wie die Klosterkirche erahnen. Um ovale Gemälde waren mehrfach profilierte Rahmen gelegt, die seitlich in Voluten endeten. Im unteren Bereich ist eine Maske erkennbar, die in ihrem Mund die Tücher zusammenhält, die sich girlandenartig von Fenster zu Fenster ausbreiten. An der westlichen Wand ist ein Musikemblem mit gekreuzten Trompeten erkennbar.
Kreuzgang - Der Westflügel des Kreuzganges ist flach gedeckt und wurde 1695 von Giovanni Bettini mit acht stuckierten Akanthusmedaillons, die z. T. auch mit Trauben verziert sind, ausgestattet. Sie werden von zwei Muschelmotiven unterbrochen. Die Grate sind trichterähnlich herabgezogen und scheinen auf feinen stuckierten Fleurons zu ruhen. Die Stuckaturen im Ostarm waren stark zerstört und wurden 1956 durch eine Balkendecke ersetzt, der Südarm ist seit 1685 gewölbt. Neben dem Hauptaltar führt ein von Kreuzgratgewölben mit Blattwulsten überwölbter Korridor zur Türe, durch die man ursprünglich in die Abtkapelle gelangte.

Sakristei - An den Ostflügel des Kreuzganges stösst die Sakristei (bis 1890 Kapitelsaal), ca. 7 x 7 m, mit einer Stuckdecke von 1707 an. Sie ist in ihrer Ausgestaltung viel feingliedriger als die Stuckaturen in Kirche und Kreuzgang. Die Decke ist durch einen ebenfalls stuckierten Balken unterteilt, der wie eine Symmetrieachse wirkt und die Stuckaturen spiegelt. Die Decke wird von Stuckfeldern gegliedert, die mit luftigen Akanthusranken bedeckt sind. Vom anonymen bayrischen Stuckateur ist leider nichts bekannt.

Südflügel des Konventgebäudes - Der Korridor im 1. OG des Konventbaus Südflügel (heute Gemeindeschule) wurde von Giovanni B. Bettini 1685/86 stuckiert. Er weist zehn ovale und rechteckige Wulstspiegel auf, dazwischen sind Früchtekörbe, Engel und Äste stuckiert.

Bibliothek Nebenraum - Der Raum (ca. 5,5 x 4,5 m) über der Beichtkirche neben der Orgel, z. T. in der Literatur auch oft als Nebenraum der Bibliothek bezeichnet, wurde 1701 von Pietro Negroni stuckiert (StiA Gries, Rech. B. I. fol 390 v., und StA Aarau 5480 (Rech. B.)). Er wird heute durch den Nordturm betreten. Die Stuckaturen weisen trotz den nur fünf Jahren Unterschied zum Oktogon mehr Akanthuslaub auf und sind flacher, was sie schon deutlich als Arbeiten des 18. Jh. auszeichnet. Dargestellt sind vier Engelhermen, die mit ihren Muschelnimben einen konvex geschwungenen Rahmen einklemmen, in das Christusmonogramm IHS im Strahlenkranz, sowie vier Engelsköpfchen als zarte Reliefs dargestellt sind. Zwischen den Hermen wird der Platz von Akanthusranken und je einem Rankenmedaillon mit Früchtegehänge eingenommen, in das ein Puttenkopf stuckiert ist. Die Unterseiten dieser Puttenmedaillons ziehen sich auf alle vier Wände hinab und enden da in geknüpften Bändern.

Im Lehmannbau ist nach dem Brand 1889 von der Ausstattung nichts übrig geblieben. Als Stuckateure wurden genannt: Peter Anton Moosbrugger aus Schoppernau im Bregenzer Wald (1732-1806), sein Sohn Joseph Simon Moosbrugger (1774-1831) (beide wohl für das ehem. Weiberhaus), Lorenz Schmid (1743-1799) aus Konstanz, der vier Zimmer mit "modern-antiken Stukkaturen nach denen darüber ausgefertigten Rissen" verzierte und 25 fl. dafür erhielt, Wendelin Haug von Immenstadt im Allgäu (1797/98), Anton Dorer und "seinen Bruder" Joseph Meisburger genannt. Den Stuckateurtrupp soll Meisburger (1745-1813) angeführt haben, der von seinem "Söhnlein" begleitet worden ist.
Das bis 1949 existierende sog. Weiberhaus des Klosters Muri wird separat unter als abgebrochenes Objekt aufgeführt (MUR839.001).
Technik:gegossen bzw. gezogen und Antragsstuck
Gemeinde:Muri (AG)
Adresse:Klosterbezirk
Parzellen-Nr.:590
Grundbuch-Nr.:1860
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Klosterkirche, Stiftskirche
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock
Entstehungszeitraum:between 1696 and 1707
Grundlage Datierung:Literatur
Autorschaft:Bettini, Giovanni Battista
Quellen:StiA Gries, Rech. B. I. fol 390 v., und StA Aarau 5480 (Rech. B.) - Archiv Koll. Sarnen, Kapitelsakten III, S. 132 f.: "Insuper adiecit, quod nuper hic praesens Joan. Baptista Petini Italus, qui nostra olim interiora aedificia pulcherrime decoravit gypso, novae ecclesiae ad antiquam coniugendae ac reparandae insignem plane invenerit ac effecerit ichonographiam, quam Reverendis Patribus summopere placere audiat; qua propter si desiderarent, ut ad decorem domus Dei pro tempore et occasione in novum structurae opus deduceretur, modo aperirent cogitationes et vota sua - aut negativa aut affirmativa - sincere divulgarent; se neutralem fore."
Literatur:Georg Germann, Die Kunstdenkmäler des des Kantons Aargau, Bd. 5, Basel 1967, S. 241, 242, 244, 246, 248, 260, 342, 343, 354 und 357. - Hugo Müller, Die erste Pflegeanstalt 1887-1889 und der Brand des Klosters Muri im August 1889, Muri 1989, S. 67-70 (Abtskapelle).
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DSI-MUR002 Klosterkirche, Keine Angabe (Dossier (Denkmalschutzinventar))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=16307
 

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