INV-WET923 Schulhaus Sulperg, 1896 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WET923
Signatur Archivplan:WET923
Titel:Schulhaus Sulperg
Bezirk:Baden
Gemeinde:Wettingen
Adresse:Schulstrasse 15
Versicherungs-Nr.:193
Parzellen-Nr.:3026
Koordinate E:2667314
Koordinate N:1257431
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2667314&y=1257431

Chronologie

Entstehungszeitraum:1896
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:WET959
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus

Dokumentation

Autorschaft:Otto Dorer, Baden (Architekt)
Würdigung:Spätklassizistischer Schulhausbau mit Walmdach, der 1896 nach Plänen des Badener Architekten Otto Dorer erbaut wurde. An den Längsfronten vorgesetzte Mittelrisalite betonen die Symmetrie des grossvolumigen, langgestreckten Baukörpers. Das rückwärtige Portal präsentiert sich noch in der originalen Gestalt mit dezenten spätklassizistischen Schmuckelementen. Der Bau des zweiten Dorfschulhauses von Wettingen hing mit dem starken Bevölkerungswachstum zusammen, das auf die Firmengründung von Brown Boveri (BBC) im Jahr 1891 folgte. Das Schulhaus "Sulperg" bildet mit dem 1907/08 erbauten Schulhaus "Lägern" (Bauinventarobjekt WET959) eine imposante Anlage südlich des alten Dorfkerns. Zusammen mit dem Alten Dorfschulhaus von 1808 (Bauinventarobjekt WET929) kommt den beiden bauten eine erhebliche lokalgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das 1808 erstellte erste Schul- und Gemeindehaus im Dorfzentrum nahe der Kirche (Bauinventarobjekt WET929) genügte der wachsenden Belegung schon im 19. Jahrhundert nicht mehr. Der Grund für die explosionsartig wachsende Einwohnerzahl kurz vor der Jahrhundertwende war der durch die BBC hervorgerufene Konjunkturaufschwung. Aufgrund der prekären finanziellen Verhältnisse dauerte es allerdings bis gegen Ende des Jahrhunderts, bis ein Schulhausneubau spruchreif war.
Der Badener Architekt Otto Dorer (1851-1920) arbeitete diverse Pläne aus und plädierte für neun Zimmer, die er auf drei Stockwerke verteilte. Doch der Bau verzögerte sich; neben der ungeklärten Finanzierung war auch die Standortfrage für den Neubau umstritten. Von Seiten der kantonalen Erziehungsdirektion drohte man mit der Sistierung des Staatsbeitrages, falls bis Ende 1889 keine Pläne vorlägen [1]. Schliesslich konnte das neue Schulhaus "Sulperg" am 1. Oktober 1896 mit einem Jugendfest eingeweiht und danach bezogen werden. Die Baukosten beliefen sich auf 118'300 Franken [2].
Das neue Schulhaus bot Platz für sieben Unterrichtsräume, einen Gemeindesaal und zwei Büros für die Verwaltung. Die Arbeitsschule, die zwischenzeitlich ins Restaurant Sonne ausquartiert worden war, konnte ebenfalls im Schulhaus untergebracht werden [3]. Damals unterrichteten drei Lehrer und eine Lehrerin an der Primarschule, zwei Arbeitslehrerinnen unterwiesen die Mädchen bei der Handarbeit [4]. Möbliert waren die Zimmer ursprünglich mit Bänken des St. Galler Systems, wie man sie in der Strafanstalt Lenzburg herstellte. Der Pausenplatz erhielt einen Brunnen sowie eine Bepflanzung mit Kastanienbäumen, welche 2009 ersetzt wurden [5].
Bald wurde der Bau eines weiteren Schulhauses für die 1902 gegründete Fortbildungsschule (später "Sekundarschule") notwendig. Das "Neue Schulhaus Dorf" des Architekten Eugen Schneider (heute Schulhaus "Lägern") entstand 1907-1908 (Bauinventarobjekt WET959). Ab 1903 übernahm die neu errichtete Turnhalle die Funktion eines Gemeindesaals. Mit dem Bau von weiteren zwei Schulhäusern und der Turnhalle Bifang verschob sich das politische und gesellschaftliche Zentrum vom Unterdorf zum Schulzentrum im Dorf [6]. Das Projekt des 1947-1949 erbauten vierten Schulhauses "Altenburg" stammt von Otto Dorer, Baden, dem Sohn des Schulhausarchitekten von 1896 [7].
Beschreibung:Das Schulhaus "Sulperg" ist ein kompakter dreigeschossiger Walmdachbau im spätklassizistischen Stil. Die Längsfronten gliedern sich in einen dreiachsigen Mittelrisalit und zwei zweiachsige Gebäudeflügel. In der ursprünglichen Erscheinung war das mit Stichbogenfenstern versehene Parterre durch eine horizontale Putzbänderung als Gebäudesockel gekennzeichnet. Weitere Gliederungselemente wie Gurtgesimse, Lisenen und Entlastungsbögen aus Sichtbackstein über den Fensteröffnungen wurden anlässlich einer Purifizierung der Fassaden Mitte des 20. Jh. entfernt. Das rückwärtige Portal präsentiert sich jedoch noch in der originalen Gestalt. Als Türabschluss ziert eine reich profilierte steinerne Verdachung über Triglyphen-Konsolen die Bogenöffnung. Der Schlussstein des Bogenscheitels wird von einer plastisch geformten Volutenkonsole bekrönt.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Stirnemann/Koeppel 1999, S. 40-42.
[2] Brüschweiler/Kottmann/Senft/Oettli, 1978, S. 445-446.
[3] Schaefer 1952, S. 59.
[4] Zehnder 1986, S. 20-25.
[5] Offerte von Otto Grossmann, Baumschulen, Aarau, für Schulhausplatz: Kastanien weiss Fr. 1.50, rot Fr. 2.-, je 2,3 bis 2,5 m Stammhöhe, ab Bahnhof Aarau. Zehnder, 1986, S. 20-25.
[6] Meier/Scherer, 1981, S. 40.
[7] Schaefer 1952, S. 62.
Literatur:- Eugen Meier/Walter Scherer, Wettingen früher, Baden 1981, S.40-1 (Abb.)
- Paul Schaefer, Wettinger Schulhausbauten, in: Badener Neujahrsblätter 1952, S.58ff.
- Peter Stirnemann und Hans-Dietmar Koeppel, Entwicklung der Kulturlandschaft Lägern-Limmattal bis 1940, in: Badener Neujahrsblätter, Bd. 74, 1999.
- Roman Brüschweiler/ Anton Kottmann/Fritz Senft/Max Oettli, Geschichte der Gemeinde Wettingen, Wettingen 1978, S.442ff.
- Sales Zehnder, Wettingen um die Jahrhundertwende, 1895-1905, in: Badener Neujahrsblätter, Bd. 61, 1986.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 191.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=47640
 

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