INV-VEL912 Gasthaus "Bären", 1757 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-VEL912
Signatur Archivplan:VEL912
Titel:Gasthaus "Bären"
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Veltheim (AG)
Adresse:Oberdorfstrasse 2
Versicherungs-Nr.:51
Parzellen-Nr.:282
Koordinate E:2653478
Koordinate N:1254243
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653478&y=1254243

Chronologie

Entstehungszeitraum:1757
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof

Dokumentation

Würdigung:Breitgelagerter traufbetonter Mauerbau, der 1757 auf Beschluss des bernischen Rates als Gasthaus „zum Bären“ errichtet wurde. Das Gebäude, das einen ebenfalls schon als Wirtshaus genutzten Vorgängerbau ersetzte, erhielt seine heutige Form mit dem Umbau des ehemaligen Scheunenteils zu einer Wohnung im Jahr 1873. Es ist trotz mehrfacher Innenumbauten in seiner Gesamterscheinung und in seiner Grundsubstanz erhalten. Als riegelartiger Baukörper und platzbildendes Element nimmt es an der Verzweigung der beiden Strassen nach Brugg und ins Oberdorf eine ausgesprochen prominente Stellung im weitgehend intakten Ortsbild von Veltheim ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gasthaus „zum Bären“ war im 18. Jh. eine gutgehende Taverne und erzielte neben dem Gasthaus bei der Fähre in Stilli den grössten Umsatz im Amt, nicht zuletzt wohl wegen der Nähe zum Landvogteischloss Wildenstein und der verkehrsgünstigen Position an der Strassenverzweigung nach Brugg und ins Schenkenbergertal [1]. Umso bedeutender wurde diese Lage, nachdem Bern 1721 die Herrschaft Wildenstein mit Veltheim erworben hatte, um den Landvogteisitz vom baufällig gewordenen Schenkenberg hierher zu verlegen. Als Taverne war der „Bären“ ein ehehaftes Gewerbe und damit Eigentum des Twingherrn, welcher von seinem Lehenwirt zusätzlich zu einem einmaligen Tavernengeld ein Ohmgeld (Umsatzsteuer) pro Mass ausgeschenkten Wein verlangte. Nachdem die Berner zwischenzeitlich jeweils Auswärtige mit einem Lehenvertrag bedacht hatten, entschieden sie sich 1751 mit Hauptmann Johannes Rischgasser für einen aus niederländischem Solddienst zurückgekehrten Einheimischen, der allerdings bereits 1757 zum Untervogt aufstieg und später den Stadtgasthof „Löwen“ sowie das Gasthaus "Krone" in Lenzburg besass. Im gleichen Jahr 1757 beschloss der bernische Rat, die alte Taverne angesichts ihrer Bedeutung durch einen Neubau zu ersetzen. Dessen Baukosten beliefen sich auf 1377 Kronen. 1873 erfolgten gemäss Angabe im Brandkataster ein Umbau der ursprünglich vorhandene Scheune zu einer Wohnung sowie der Anbau einer Laube, womit das Gebäude im wesentlichen seine heutige Form erhielt.
1981-88 wurde das Gasthaus von einer Genossenschaft betrieben, die im Obergeschoss-Saal auch breit wahrgenommene Kulturveranstaltungen anbot. In den letzten Jahrzehnten erfolgten diverse Umbauten im Inneren, meist verbunden mit Eigentümerwechseln: 1980 Toiletteneinbau in der nördlichen Obergeschosslaube. 1988 Gesamtrenovation innen und aussen mit Einrichtung einer neuen Wirtewohnung im Erdgeschoss. 1990-93 Einbau zweier Wohnungen anstelle des Saals und der Gastzimmer im Obergeschoss. 1999 Renovation mit Wiederherstellung des Erdgeschoss-Säli anstelle der Wohnung von 1988. Ausdrücklich beschloss die Gemeinde gleichzeitig, die Platanen der Gartenwirtschaft wegen ihrer Bedeutung für das Ortsbild zu erhalten. 2009 Gesamtrenovation [2].
Beschreibung:In ausgesprochen prominenter Lage besetzt das Gasthaus „zum Bären“ die Verzweigung von Oberdorfstrasse und Bruggerstrasse, wo es im Blick von Süden her als markanter Riegel die Begrenzung des Veltheimer Dorfplatzes bildet. Der stattliche, breitgelagerte Baukörper ist zweigeschossig aus verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und wird in traufbetonter Ausrichtung von einem geknickten Satteldach abgeschlossen. Während die Gaststube mit der darüber gelegenen Wirtewohnung schon ursprünglich den östlichen Teil des Gebäudes einnahm, war der westliche Teil nach der Art eines bäuerlichen Vielzweckbaus als Scheune eingerichtet. Durch deren Umbau im Jahr 1873 hat das Gebäude sein heutiges Erscheinungsbild als reines Wohn- und Gasthaus erhalten.
Die zum Dorfplatz gewandte südliche Trauffassade zeigt im Obergeschoss eine ausnehmend lange Reihung von zehn Achsen schlanker Rechteckfenster in gefalzten Muschelkalkgewänden. Im Erdgeschoss entsprechen noch die vier westlichen Fensterachsen vor dem Säli dem Bestand von 1873, der mit einem wuchtigen Rechteckgewände versehene Eingang dem ursprünglichen Bestand. Verunklärt wird der strenge Fassadenrhythmus durch die im Lauf des 20. Jh. ergänzten Reihenfenster vor der Wirtsstube. Vor der Südfassade liegt auf dem Dorfplatz die Gartenwirtschaft, die in charakteristischer, aber zunehmend selteneren Weise von zwei (in früherer Zeit sogar drei) schönen alten Platanen beschirmt wird.
Die östliche Giebelfassade wurde mit Rücksicht auf den Strassenverlauf gekrümmt errichtet und zeigt sich unregelmässig befenstert. Im hier vollständig freiliegenden Sockelgeschoss führen rechteckige Türöffnungen in zwei längs zur Firstrichtung abgeordnete Gewölbekeller. Gänzlich fensterlos ist die westliche Giebelseite. Über die Rückfront erstreckt sich auf beiden Geschossen eine Laube, die im Erdgeschoss nachträglich ummauert und im Obergeschoss verglast wurde. Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt und an der für das Ortsbild besonders wichtigen Südseite von Aufbauten freigelassen.
Das Erdgeschoss beherbergt die Gastwirtschaft und ein westseitig anschliessendes Säli. Im Obergeschoss sind ebenfalls Wohnungen untergebracht. Hausinneres mehrfach verändert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Schärli 1992, S. 155-157, 187.
[2] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv; Mittelland-Zeitung [Aargauer Zeitung], 22.10.2009, S. 47.
Literatur:- Thomas Schärli, Veltheim. Ein Dorf am Rande des Aargauer Juras, von den Anfängen bis zur Gegenwart, Veltheim 1992, S. 155-157, 187.
- Mittelland-Zeitung [Aargauer Zeitung], 22.10.2009, S. 47.
Quellen:- Gemeinde Veltheim, Baugesuchsarchiv: Umbauten 1988ff.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46332
 

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