INV-VEL907 Mühle Pfalzstrasse 34, 1770 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-VEL907
Signatur Archivplan:VEL907
Titel:Mühle Pfalzstrasse 34
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Veltheim (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Mühlegasse 14
Versicherungs-Nr.:14, 15 A/B, 16
Parzellen-Nr.:292, 293
Koordinate E:2653639
Koordinate N:1254437
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653639&y=1254437

Chronologie

Entstehungszeitraum:1770
Grundlage Datierung:Inschrift (Fenstersturz Mühleraum)

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mühle

Dokumentation

Inschriften:„17 KS 70“ (Fenstersturz Mühleraum)
Würdigung:Seit dem 16. Jahrhundert bezeugte Mühlenanlage, die heute aus einem noch spätbarock geprägten Wohnhaus von 1807, einem seitlich anschliessenden Mahlraum von 1770 samt Radhaus sowie einem vermutlich etwas jüngeren Quergiebelanbau besteht. Der vielgestaltige Gebäudekomplex bezeugt in anschaulicher Form die Funktionswiese und die sukzessive Weiterentwicklung eines ländlichen Gewerbebetriebs. Er bewahrt trotz diverser kleinerer Veränderungen wesentliche Merkmale seiner Baugeschichte. Im Kontext des Veltheimer Unterdorfs kommt der landschaftlich reizvoll in der Senke des Mühlebachs gelegenen Baugruppe auch nach dem Abbruch der vom Unwetter beschädigten Mühlenscheune ein erheblicher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Mühle in Veltheim wird erstmals 1512 im Königsfelder Zinsrodel erwähnt [1]. Sie war ursprünglich an den Dorfherrn gebunden, hatte sich aber im Lauf der Zeit verselbständigt. Wenn es sich auch um eine eher kleine Mühle handelte, war sie doch – wie oft in Getreideanbaugebieten – lange der bedeutendste Gewerbebetrieb im Dorf. Mit Balthasar Weber, genannt Joho, der spätestens seit 1638 im Besitz der Mühle war, ist erstmals ein Einheimischer als Müller bezeugt. Nach verschiedenen Handänderungen gelangte das Mühlegut, bestehend aus der Mülimatt mit den Gebäuden, einem Baumgarten und einigen kleineren Grundstücken, 1723 an Rudolf Salm, in dessen Familie das Gewerbe lange verblieb. Rudolfs Söhne starben beide bereits 1756, worauf der Betrieb zunächst für fünf Jahre von einem Lehenmüller versehen wurde und schliesslich an Rudolfs Enkel Hans Konrad Salm (1743-1802) überging.
Wie aus einer Inschrift „17 KS 70“ zu entnehmen ist, liess Hans Konrad Salm den Mühleraum erneuern. Vielleicht gleichzeitig entstand die grosse, heute nicht mehr bestehende Mühlenscheune [2]. Das Wohnhaus hingegen dürfte seine heutige Gestalt im Jahr 1807 erhalten haben, wie eine Jahrzahl samt Initialen „H SL“ am heute verschwundenen alten Hauseingang bezeugte. Bauherr war wohl Müller Johannes Salm, der im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1809 als Eigentümer der Liegenschaft erscheint [3].
Eine Fassadenrenovation erfolgte 1984-86 [4]. Nach Beschädigungen durch den Wintersturm Lothar im Dezember 1999 wurde die alte Mühlenscheune (ehem. Kurzinventarobjekt VEL908) abgebrochen.
Beschreibung:Die Mühle steht im nur sanft eingesenkten Bachtal unterhalb des Veltheimer Dorfteils „Pfalz“, wo sie früher mit der mächtigen, heute nicht mehr bestehenden barocken Mühlescheune einen teilweise geschlossenen Hof bildete. Kern der aus mehreren Gebäudeteilen zusammengefügten Anlage ist das Wohnhaus, ein giebelbetonter, zweigeschossiger Mauerbau unter geknicktem Satteldach (Vers.-Nr. 14). Die zur Zufahrt gewandte Vorderfront ist dreiachsig mit Stichbogenfenstern versehen, die in gefalzten Muschelkalkgewänden sitzen und dem Bau ein noch spätbarockes Gepräge geben. Der Hauseingang liegt seitlich in einer eigenen Achse, die im Obergeschoss vielleicht schon ursprünglich blind war. Er besass früher ebenfalls ein Muschelkalkgewände, auf dessen Stichbogensturz das zum heutigen Aussehen des Hauses durchaus passende Baujahr 1807, ein Mühlrad sowie die Initialen H[einrich] S[a]L[m] zu lesen waren [5]. Nach 1949 ging diese ursprüngliche Situation zugunsten einer zurückversetzten Tür mit Vordach verloren. Das ehemals mit Holz-, heute mit Eternitschindeln versehene, wohl nicht massiv gemauerte Giebelfeld wird von einem Klebdach ausgeschieden.
Der östlich anschliessende Mühleraum (ebenfalls Vers.-Nr. 14) ragt nordseitig über die Flucht des Wohnteils vor und schliesst mit abgeschleppter Dachfläche an das Hauptdach an. Er trägt an einem Fenstersturz die Jahrzahl 1770 und die Initialen KS [Konrad Salm], wurde also vor dem Wohnhaus erneuert. Erhalten ist das alte gefaste Rundbogentor zum Mahlraum samt originalem Türblatt mit hübschem, aufgedoppeltem Rahmen. 1949 war noch eine Supraportenmalerei mit Mühlerad, zwei Rosen, den Initialen JH und der Jahrzahl 1884 zu erkennen [6].
Die ummauerte Radkammer ist samt einem Waschhausanbau an die östliche Giebelfassade des Mahlraums angefügt. Beide Gebäudeteile (Vers.-Nr.16) liegen unter einem Pultdach. Das Wasserrad wurde von einem Weiher auf der Anhöhe südlich der Mühle gespiesen, der sein Wasser seinerseits aus dem heute weitgehend überdeckten Bachlauf bezog (vgl. Michaelis-Karte um 1840).
Im Inneren sind Wohnhaus und Mühleraum vom Hauseingang her über einen durchgehenden Längsgang erschlossen. An der Vorderfront liegen Stube und Nebenstube, im rückwärtigen Bereich zum Mühleraum die Küche, aus der zuhinterst die Treppe zum Obergeschoss führt. Vom doppelgeschossigen Mühleraum, dessen Bodenniveau einige Treppenstufen unter jenem des Wohnteils liegt, gelangt man in einen mächtigen, längs unter der nördlichen Wohnhaushälfte gelegenen Gewölbekeller. An alter Mühleeinrichtung hat sich nichts erhalten. Das Innere des Wohnteils ist gänzlich erneuert. (Inneres nach Kurzinventar 1996.)
Nach Süden ist dem Wohnhaus ein Stöckli in Form eines Quergiebeltrakts (Vers.-Nr. 15) angebaut. Der halbgeschossig versetzte Gebäudeteil ist zum Wohnhaus hin mit einem offenen Durchgang versehen. Von dort her ist ein grosser Gewölbekeller erschlossen, welcher im ansteigenden Terrain das hohe Sockelgeschoss einnimmt; darüber liegt ein Wohngeschoss.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Besitzergeschichte nach Schärli 1992, S. 147-149.
[2] Vgl. Kurzinventar 1996, Objekt VEL907.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938; ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1809-1850.
[4] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv.
[5] Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation 1949.
[6] Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation 1949.
Literatur:- Thomas Schärli, Veltheim. Ein Dorf am Rande des Aargauer Juras, von den Anfängen bis zur Gegenwart, Veltheim 1992, S. 48 (hist. Aufnahme), 147-149.
- Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2), Basel 1953, S. 438.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938; ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1809-1850.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, um 1949.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46302
 

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