INV-VEL902 Altes Schulhaus, 1868 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-VEL902
Signatur Archivplan:VEL902
Titel:Altes Schulhaus
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Veltheim (AG)
Adresse:Wildeggerstrasse 1
Versicherungs-Nr.:52
Parzellen-Nr.:324
Koordinate E:2653502
Koordinate N:1254218
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653502&y=1254218

Chronologie

Entstehungszeitraum:1868
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus

Dokumentation

Würdigung:1868 als Geschäftshaus errichtetes Gebäude, das von 1875 bis 1958 die Veltheimer Schule beherbergte. Der spätklassizistische Mauerbau ist in zeittypischer Weise schlicht gestaltet und wirkt vor allem durch seine guten Proportionen. Seine streng gegliederte fünfachsige Trauffassade, welche auf den Veltheimer Dorpflatz gerichtet ist, weist als Hauptakzent ein sorgfältig zubehauenes Türgewände mit Gesimsbekrönung auf. Als direktes Gegenüber des Gasthofs „Bären“ (Bauinventarobjekt VEL912) und des biedermeierlichen Bauernhauses Wildeggerstrasse 2 (Bauinventarobjekt VEL904) kommt dem Gebäude erheblicher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude wurde 1868 von Johann Wilhelm Ziegler errichtet [1]. Der aus Veltheim stammende, noch junge Geschäftsmann, der unter anderem als Auswanderungsagent, Textilverleger und Häusermakler tätig war, richtete in dem mitten im Dorf gelegenen Haus den Sitz der von ihm gegründeten Spar- und Leihkasse des Kreises Veltheim ein. In einem Stockwerk war anfänglich zudem die Schuhfabrik Hünerwadel eingemietet. Neben dieser Tätigkeit war Ziegler Gemeindeschreiber und seit 1867 Präsident des von ihm initiierten Bürgervereins. 1868 wurde er zum Gemeindeammann und 1872 zum Grossrat gewählt. Nach seinen ungestümen Geschäften wurde über ihn in der Krise der 1870er Jahre der Konkurs verhängt. Aus der Konkursmasse erwarb die Ortsbürgergemeinde 1874 das Geschäftshaus, um darin das Schulhaus einzurichten. Damit kam sie auch den Forderungen des Kantons entgegen, der sie wegen der mangelhaften Verhältnisse im alten Schulhaus an der Stalten zu einem Neubau angehalten hatte. 1875 wurde das Gebäude als Schul- und Gemeindehaus eingeweiht.
1925 erhielt das Schulhaus einen rückwärtigen Galerieanbau im Obergeschoss nach Plänen von Architekt Alwin Rüegg, Brugg [2]. Seit dem Bau des neuen Schulhauses von 1958 sind in dem Gebäude die Gemeindeverwaltung und ein Kindergarten untergebracht. Im Jahr 2000 wurde das Dach erneuert [3].
Beschreibung:Das Alte Schulhaus steht schräg gegenüber dem „Bären“ am Veltheimer Dorfplatz („Bärenplatz“). Der zweistöckige verputzte Mauerbau ist in den zeittypisch schlichten Formen des Spätklassizismus gehalten und wird von einem geraden, nur knapp vorspringenden Satteldach abgeschlossen. Die axialsymmetrisch durchgebildete Strassenfassade zählt fünf Achsen von Einzelfenstern mit gefalzten, in Muschelkalk gehauenen Rechteckgewänden und Blockbänken. Die Mittelachse akzentuiert der Haupteingang, der von einer klassizistischen Türeinfassung mit profilierter Gesimsbekrönung geschmückt ist. Er wird von einer alten, dreiseitigen Freitreppe erschlossen. Das schöne Türblatt mit Oblicht entstand wohl gleichzeitig mit dem rückwärtigen Anbau 1925; es besitzt eine schmiedeeiserne Vergitterung in Art Déco-Formen. Ein Kranzgesims mit Zahnschnittleiste bildet die Überleitung zur verbretterten Dachuntersicht.
Die zweiachsig gegliederten seitlichen Giebelfassaden waren ursprünglich ebenfalls mit Einzelfenstern besetzt, die in jüngerer Zeit zu Doppelfenstern umgestaltet wurden. Charakteristisch für den Spätklassizismus ist die Gestaltung der Giebelfelder mit einer Lünette (Halbrundfenster), während das Staffelfenster im Dachgeschoss eine Detailform der damals modernen Neugotik zitiert. Rückwärtig wurde dem Gebäude 1925 ein geschlossener Galerievorbau unter abgeschlepptem Dach angefügt, der auf Kunststeinsäulen mit kelchförmig stilisierten Kapitellen ruht und im ersten Obergeschoss die Sanitäranlagen aufnimmt. Unter dem Vorbau liegt ein doppelter Eingang, wobei der südliche noch ein schönes Türblatt aus der Zeit des Umbaus von 1925 besitzt. Das im Jahr 2000 erneuerte Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt.
Das über einen durchlaufenden Mittelkorridor mit rückwärtigem Treppenhaus erschlossene Hausinnere ist gänzlich modernisiert. In Firstrichtung erstrecken sich zwei tonnengewölbte Keller, die mit breitrechteckigen Lüftungsöffnungen versehen sind (Inneres gemäss Kurzinventar 1996).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Schärli 1992, S. 266f., 298-302 sowie Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938.
[2] Pläne im Baugesuchsarchiv.
[3] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Literatur:- Thomas Schärli, Veltheim. Ein Dorf am Rande des Aargauer Juras, von den Anfängen bis zur Gegenwart, Veltheim 1992, S. 266f., 298-302.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938; ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1809-1850.
- Gemeinde Veltheim, Baugesuchsarchiv: Umbauten 1925, 2000.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46272
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds