INV-OBR906 Gasthof "zum Löwen", 1758 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OBR906
Signatur Archivplan:OBR906
Titel:Gasthof "zum Löwen"
Bezirk:Baden
Gemeinde:Oberrohrdorf
Hist. Name Objekt:"zum Roten Löwen"
Adresse:Ringstrasse 21
Versicherungs-Nr.:24
Parzellen-Nr.:526
Koordinate E:2666166
Koordinate N:1252426
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666166&y=1252426

Chronologie

Entstehungszeitraum:1758
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:1758 nach einem Brand des Vorgängerbaus neu errichtetes Gasthaus, das als behäbiger barocker Mauerbau dreigeschossig aufragt und von einem hohen Krüppelwalmdach abgeschlossen wird. Trotz Brand und anschliessendem Wiederaufbau 2005-09 ist das Gebäude in seiner äusseren Erscheinung im wesentlichen erhalten. Bis ins 19. Jahrhundert bildete der „Rote Löwen“ einen von zwei Gasthöfen am Rohrdorferberg, wobei der zweite mit dem ehemaligen „Weissen Kreuz“ (Bauinventarobjekt OBR907) unmittelbar gegenüber lag. Nachdem in früherer Zeit hier in Anwesenheit des Untervogts Gericht gehalten wurde, stellte der „Löwen“ mit seinem heute verschwundenen Saalbau im 19. und 20. Jahrhundert einen Fixpunkt im Leben der Gemeinde dar, womit ihm eine hohe lokalgeschichtliche Bedeutung zukommt. Zusammen mit dem ehemaligen „Weissen Kreuz“, der Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt OBR002 / Bauinventarobjekt OBR901), dem Pfarrhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt OBR001) und der Kaplanei (Bauinventarobjekt OBR903) bildet er eine wertvolle historische Baugruppe, die für das Ortsbild Oberrohrdorfs von herausragender Bedeutung ist.
Bau- und Nutzungsgeschichte:In unmittelbarer Nachbarschaft der Pfarrkirche gelegen, waren der „Rote Löwen“ und das gegenüberliegende „Weisse Kreuz“ die beiden von alters her bestehenden und bis ins 19. Jh. einzigen Gasthöfe am Rohrdorferberg. Da es sich beim roten Löwen um das Wappentier der Habsburger handelt, mutmasst Meier in der Ortsgeschichte gar eine mögliche Entstehung in der Zeit vor 1415. Dokumentiert ist, dass im 17. und 18. Jh. abwechselnd in den beiden Gasthöfen durch den Untervogt Gericht gehalten wurde [1].
In seinen heutigen Formen wurde der „Rote Löwen“ 1758 nach einem Brand des Vorgängerbaus errichtet [2]. Ab 1849 wirtete auf dem damals nur noch „zum Löwen“ genannten Gasthof der später als langjähriger Gemeindeammann und Nationalrat bekannt gewordene Martin Vogler [3]. Unter diesem arbeitete der Badener Architekt Caspar Joseph Jeuch 1856 ein Projekt für den Gasthof aus, wohl für den rückwärtigen Tanzsaal [4]. Dieser diente ebenso Tanzveranstaltungen und Theateraufführungen wie den Gemeindeversammlungen und bildete so im 19. und 20. Jh. einen Mittelpunkt des Gemeindelebens.
Um 1980 erfolgten kleinere Umbauten. Nachdem das Restaurant 2003 geschlossen worden war, brannte das Gebäude während der Projektierung eines umfassenderes Um- und Anbaus im Jahr 2005 aus. Der im Inneren stark zerstörte Hauptbau wurde in der Folge in seinem äusseren Erscheinungsbild wiederhergestellt und 2009 als „Gasthof zum Roten Löwen“ neu eröffnet. Der Saaltrakt wurde hingegen abgebrochen und durch einen neuen Wohnbau ersetzt [5].
Beschreibung:Der Gasthof „zum Roten Löwen" bildet mit dem gegenüberliegenden ehemaligen „Weissen Kreuz“, mit der Pfarrkirche, dem Pfarrhaus und der Kaplanei die prägendste Baugruppe im alten Ortskern von Oberrohrdorf. Der mächtige barocke Mauerbau ruht dreigeschossig unter einem Krüppelwalmdach mit hochliegendem Knick. Er hat sein äusseres Erscheinungsbild trotz Brand und anschliessendem Wiederaufbau im wesentlichen bewahrt. Die acht Fensterachsen zählende südliche Trauffront wendet sich als Hauptschauseite zu der in dieser Form seit 1863 bestehenden Ringstrasse [6] und besticht durch ihre elegante bauzeitliche Stichbogenbefensterung. Die gefalzten Steingewände sind mit lippenförmigen Simsen ausgestattet, die Lichter des obersten Geschosses zusätzlich mit biedermeierlichen Brüstungsgeländern versehen. Der Hauseingang wurde nachträglich verändert. Das mittige Zwerchhaus ist eine Zutat des 19. Jh., die beiden seitlichen Lukarnen wurden beim Wiederaufbau von 2009 ergänzt. Von den beiden dreiachsigen Stirnseiten weist jene nach Westen ebenfalls Stichbogenfester auf; das Giebelfeld ist hier mit einem Klebdach auf Traufhöhe ausgeschieden. Die östliche Stirnseite zeigt hingegen rechteckige Einzelfenster des 19. Jh. Die Eckquaderung des Baukörpers datiert aus der Zeit um 1900. Beim Wiederaufbau und Umbau von 2009 wurden jüngere Vorbauten vor den beiden Stirnseiten ebenso abgetragen wie der rückwärtige Abortturm. Aus diesem Jahr datiert auch der dunkle Rotton der Fassaden.
An der rückwärtigen nördlichen Traufseite schliesst seit 2009 über die ganze Fassadenlänge ein nur durch einem schmalen Zwischenraum vom Altbau getrennter Neubau an (nicht Teil des Schutzumfangs), welcher den 1856 von Caspar Joseph Jeuch erbauten Saaltrakt ersetzte. Dieser war als langgestreckter Giebeldachbau quer an den Hauptbau gefügt. Er bestand im Erdgeschoss aus massivem Mauerwerk, während das Saalgeschoss aus ursprünglich freiliegendem, zuletzt verputztem Fachwerk erstellt war, das durch seine originellen, dreieckig schliessenden Holzrahmenfenstern auffiel.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Meier 1980, S. 82.
[2] Hoegger Kdm AG VI 1976, S. 448; Meier 1980, S. 26f., 82.
[3] Meier 1980, S. 133; zu den weiteren Wirten vgl. ebd., S. 82-84. Zu Martin Vogler (1830-1903), Gemeindeammann 1859-1866 und 1877-1897, vgl. ebd., S. 133-139 u. Biographisches Lexikon des Aargaus 1958, S. 803f.
[4] Vgl. Bolt 1983, S. 33.
[5] Akten im Archiv der Kantonalen Denkmalpflege.
[6] Vgl. Meier 1980, S. 51f.
Literatur:- Thomas Bolt, Kur- und Bäderarchitektur im Werk des Badener Architekten Caspar Joseph Jeuch (1811-1895), unpubl. Lizenziatsarbeit Universität Zürich, 1983.
- Peter Hoegger, Baden, Ennetbaden und die oberen Reusstalgemeinden (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VI), Basel 1976, S. 448.
- René Roca, Die Grossgemeinde im Wandel. Von der Helvetischen Revolution 1798 bis zur Bildung von neuen Gemeinden 1854, in: Fabian Furter et al., Rohrdorferberg. Geschichte von Niederrohrdorf, Oberrohrdorf und Remetschwil, Niederrohrdorf, Oberrohrdorf, Remetschwil 2011, S. 88-143, hier S. 120.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Oberrohrdorf II-16/3.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Denkmalschutzakten (Um- und Neubau 2009)
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44292
 

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