INV-NIL903 Reformierte Pfarrkirche, 1948-1949 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-NIL903
Signatur Archivplan:NIL903
Titel:Reformierte Pfarrkirche
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Niederlenz
Adresse:Höhenweg 10
Versicherungs-Nr.:493
Parzellen-Nr.:884
Koordinate E:2655966
Koordinate N:1250364

Chronologie

Entstehungszeitraum:1948 - 1949
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)

Dokumentation

Autorschaft:Hans Hauri, Reinach (Architekt)
Würdigung:Vom Reinacher Architekten Hans Hauri errichteter reformierter Kirchenbau von 1948/49, welcher mit dem Rückgriff auf schlichte traditionelle Bauformen charakteristisch für den Heimatstil der 1940er Jahre ist. Spürbar wird die zeittypische Rückbesinnung auf die Anliegen der Heimatschutzbewegung einerseits in der Verwendung von ortsbezogenen, heimischen Formen und Materialien, andererseits auch in der Suche nach einer intensiven Verbindung von Innen- und Aussenraum mittels sorgfältiger Umgebungsgestaltung. Durch seine exponierte Stellung auf einer Geländeterrasse abseits des Dorfes entfaltet der Kirchenbau eine weithin sichtbare, landschaftsprägende Wirkung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Seit 1602 bildeten die drei Gemeinden Staufen, Schafisheim und Niederlenz zusammen die Reformierte Kirchgemeinde Staufberg [1]. Auf Initiative des damaligen Pfarrers Karl Schenkel wurde 1936 der kirchliche Gemeindeverein Niederlenz gegründet. Nebst der Förderung des kirchlichen Lebens hatte dieser das hauptsächliche Ziel, Geldmittel für den Bau einer eigenen Kirche zu beschaffen, um den Gläubigen den weiten Weg auf den Staufberg zu ersparen. 1944 richtete das im Dorf ansässige Textilunternehmen Schweizerische Leinenindustrie eine Stiftung von 100'000 Franken für den Bau des Gotteshauses ein. Mit der Projektierung wurde der Reinacher Architekt Hans Hauri beauftragt [2].
Die Kirche kam in schönster Lage auf einer Geländeterrasse oberhalb des Schulhauses Rothbleicherain (Bauinventarobjekt NIL9032) zu stehen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 20. Juni 1948, die Einweihung fand am 9. Oktober 1949 statt. 1954 wurde die Orgel installiert und 1955 folgte der Bau des südlich gelegenen Pfarrhauses. 1990 löste sich ist die Reformierte Kirche Niederlenz von der Kirchgemeinde Staufberg ab und wurde eigenständig. Aus diesem Anlass stifteten die Ortsbürger fünf farbige Fenster des Brittnauer Glaskünstlers Karl-Heinz Bürger.
Beschreibung:Die Reformierte Kirche von Niederlenz, die in Heimatstilformen der 1940er Jahre gehalten ist, befindet sich in schöner Aussichtslage auf einer Geländeterrasse westlich über dem alten Dorfkern. Es handelt sich um einen in verputztem Backsteinmauerwerk aufgeführten dreiteiligen Baukomplex, bestehend aus dem hangparallel hingestellten Kirchenschiff, einem rechtwinklig anschliessenden Kirchgemeindehaus und einem Chorflankenturm mit Käsbissendach, auffallend grossen Zifferblättern und vierteiligem Geläut. Das Kirchenschiff wie auch der Gemeindesaal sind mit asymmetrischen Satteldächern ausgestattet, was dem Gebäude eine gewisse Dynamik und Modernität verleiht.
Auf die bewusste Gestaltung des entstandenen Aussenraums und auf dessen Verbindung mit dem Baukörper – ein sehr wichtiges Anliegen der zeitgenössischen Architektur – wurde grosse Sorgfalt verwendet. So erfolgt die Annäherung an den Bau über mehrere räumliche Stufungen: Von der Strasse gelangt man über einige Stufen auf den Vorplatz, von dem aus weitere Stufen zur gedeckten, als Windfang dienenden Vorhalle führen. Hier öffnet sich das Hauptportal auf das gemeinsame Foyer von Kirche und Gemeindesaal. Das Kirchenschiff wie auch der Gemeindesaal werden von hohen, schlanken Stichbogenlichtern erhellt, zu denen die Rundfenster an den Stirnfronten des Kirchenschiffs einen spannungsvollen Gegensatz bilden.
Zur Originalausstattung des Kirchenraums gehören zwei Rundfenster des bekannten Beinwiler Glasmalers Paul Eichenberger (1891-1984). Das Fenster in der Chorwand zeigt drei blaugekleidete Engel vor rotem Hintergrund, darüber die Inschrift "Soli Deo Gloria" (Gott allein die Ehre) [3]. Das hintere Fenster über der Empore zeigt zwei Fische auf einem Fladenbrot, ein Hinweis auf die Geschichte der Speisung der Fünftausend mit Brot und Fisch im Markusevangelium. Ergänzt werden diese beiden Rundfenster durch fünf grosse farbige Kunstfenster, welche 1990 anlässlich der Eigenständigkeit der Kirchgemeinde Niederlenz durch den Brittnauer Glaskünstler Karl-Heinz Bürger geschaffen wurden. Die in kräftigen Primärfarben gehaltenen Bilder geben die Schöpfungsgeschichte wieder.
Ebenfalls zur Originalausstattung der Kirche gehört das vierteilige Geläut aus der Werkstatt der Aarauer Glockengiesserei Rüetschi. Die Orgel, welche sich etwas unüblich vorne an der linken Chorwand befindet, wurde 1954 von der Orgelbauwerkstatt Kuhn in Männedorf eingebaut.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zur Kirchengeschichte von Niederlenz vgl. Chronik Gemeinde Niederlenz 1989, S. 80ff.; www.ref-kirchen-ag.ch.
[2] Von Hans Hauri stammen unter anderem das Kirchgemeindehaus von Reinach (1938), das Gönhardschulhaus in Aarau(1951/52), das Primarschulhaus von Menziken (1957/58) und die reformierte Pfarrkirche in Muhen (1959-61).
[3] 2009 stark beschädigt und anschliessend vom Luzerner Glasmaler Georges Gisler restauriert.
Literatur:- Niederlenz Dorfchronik, Niederlenz 1961, S. 127-131.
- Chronik der Gemeinde Niederlenz, Niederlenz 1989, S. 80-87.
- Reformierte Kirchen im Aargau, Kirche Niederlenz (Autorin: Béatrice Koch): www.ref-kirchen-ag.ch/kirchen/niederlenz.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 65.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43488
 

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