Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-MUT917 |
Signatur Archivplan: | MUT917 |
Titel: | Evangelisch-reformiertes Pfarrhaus |
Bezirk: | Zofingen |
Gemeinde: | Murgenthal |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Glashütten |
Adresse: | Dorfstrasse 43 |
Versicherungs-Nr.: | 170 |
Parzellen-Nr.: | 592 |
Koordinate E: | 2630789 |
Koordinate N: | 1234236 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1820 - 1823 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Pfarrhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Ortsbildprägender Massivbau unter weit ausladendem Vollwalmdach. Das Pfarrhaus ist für die Entwicklung der Kirchgemeinde von historischer Bedeutung und als Werk des ersten Aargauer Kantonsbaumeisters Johann Schneider (1755–1829) zudem für die Architekturgeschichte des Kantons wichtig. Das Äussere ist auch nach dem Umbau des ehemaligen Ökonomietrakts in den 1950er-Jahren weitgehend intakt geblieben. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die fünf Weiler Riken, Glashütten, Murgenthal, Walliswil und Balzenwil gehörten nach der Reformation bis 1664 zur Kirche Wynau. Nach der Gründung der reformierten Kirchgemeinde Roggwil wurde Balzenwil dorthin kirchgenössig, die anderen vier Weiler blieben bei der Wynau, bis über die Kantonsgründung 1803 hinaus: Zur Kirchgemeinde Riken zusammengefasst, verblieb diese vorerst weiterhin beim bernischen Wynau. Erst 1817 wurden die fünf Ortsteile zusammen mit Gruben auf Bestreben des jungen Kantons zur Kirchgemeinde Riken-Balzenwil zusammengeschlossen. Als erstes legte die Kirchgemeinde einen eigenen Friedhof in Riken an und begann, ein Pfarrhaus zu planen. Da der Gottesdienst im seit dem 18. Jh. nachgewiesenen Kinderlehrhaus in Glashütten stattfand, sollte auch das Pfarrhaus und eine Kirche hier zu stehen kommen und nicht beim Friedhof in Riken. Es war der Kanton, der die Kirchgemeinde zu diesen Bauvorhaben drängte. Da die Finanzierung des Pfarrhauses im Gegensatz zur Kirche gänzlich Sache des Kantons war, wurde dieses deutlich früher von 1820 bis 1823 erbaut, während es bis zum Bau der Kirche noch 30 Jahre gehen sollte [1].Die Pläne zum Pfarrhaus legte der damalige Kantonsbaumeister Johann Schneider (1755–1829) 1820 der Baukommission samt Devis vor. Demnach waren ein Joh[annes] Hofer, Aarburg für die Maurer- und weitere Arbeiten zuständig, während die Zimmermannsarbeiten von Zimmermeister Rudolf Zimmerli, ebenfalls aus Aarburg, übernommen wurden. 1823 war das Pfarrhaus bezugsbereit [2]. 1875 wird der Bau beschrieben als "Wohnhaus: Pfarrhaus: 2stöck mit Scheune a. Stein u. Holz mit 1 gew. Keller samt Anbau eines Holzhauses aus Holz" [3]. In den 1950er-Jahren wurden die den nördlichen Hausteil einnehmende Scheune im Erdgeschoss zu Pfarreiräumen und im Obergeschoss zu Wohnräumen ausgebaut und mit einem an der östlichen Traufseite rechtwinklig anstossenden Fachwerkanbau ergänzt. Der neue Hausteil bekam einen eigenen Eingang an der Nordseite mit Windfang und säulengestütztem Vordach. In einer weiteren Bauetappe wurde 1987/88 das Erdgeschoss im Norden und Osten umgebaut [4]. Das Innere wurde laufend modernisiert und besitzt heute bis auf einen bauzeitlichen Kachelofen im Erdgeschoss keine historische Ausstattung mehr [5]. |
Beschreibung: | Das Pfarrhaus steht traufständig in einer Strassenbiegung südwestlich der Kirche (Bauinventarobjekt MUT936). Vom Strassenniveau leicht erhöht und von einer Mauer umfriedet, ist das Pfarrhaus mit seinen zwei Geschossen unter geknicktem Vollwalmdach gut sichtbar. An der rückwärtigen Traufseite führte eine Obergeschosslaube mit einem Buntglasfenster an der Südseite zum rechtwinkligen Fachwerkanbau, dessen Erdgeschoss im 20. Jh. erneuert und heute mehrheitlich aus verputztem Mauerwerk besteht. Die zur Kirche hin orientierte Nordseite ist geprägt durch einen Eingang mit Windfang unter schwach geneigtem Vordach, das von zwei Säulen gestützt wird. Die der Strasse zugewandte westliche Traufseite zählte ursprünglich fünf Fensterachsen. Seit dem Umbau der Scheune in den 1950er-Jahren sind es deren acht. Der Eingang auf dieser Hausseite ist der ursprüngliche und wird von einem befensterten Windfang unter Pultdach beschirmt. Die Gestaltung der westlichen Traufseite und der südlichen Giebelseite zeigen das Formenrepertoire der bernischen Wohnstöcke: Muschelkalkquader rahmen die Hauskanten, profilierte Fensterbänke und ein umgehendes profiliertes Kranzgesims sowie das weit ausladende geknickte Walmdach [6]. Der liegende Dachstuhl dürfte grösstenteils bauzeitlich sein, die übrige Dachkonstruktion ist jünger. Das Untergeschoss birgt zwei Keller mit Gewölben in der Firstrichtung. Das Innere ist verändert, lediglich ein bauzeitlicher Ofen mit weissen Kacheln und bemalten Frieskacheln oben und unten sowie an der abgerundeten Kante hat sich erhalten. Die Malereien zeigen zeittypisch Urnen, die über sämtliche Kacheln durch Girlanden miteinander verbunden sind. Der Ofen ist mit "JOH. JAKOB ANDRES AELTER HAFNER, EGLI MAHLER IN ARAU" signiert und mit "1822" datiert. Er ist ein wichtiger Zeuge der Wohnkultur des frühen 19. Jh. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Widmer-Dean 2008, S. 287–302. [2] StAAG: R01.F14/0004 Bauwesen, Nr. 107; R01.F14/0005 Bauwesen, Nr. 49. [3] StAAG: CA.0001/0646 (1875–1898), Vers. Nr. 241, Brandkataster Gemeinde Riken (Murgenthal). [4] Baugesuchsarchiv Gemeinde Murgenthal, Baugesuch Nr. 42/87. [5] Zum Zeitpunkt der Inventarisation des Kurzinventars waren zusätzlich noch gestemmte Feldertüren, Eichenriemenböden und ein blau gekachelter Ofen mit zweistufiger Kunst vorhanden. [6] Michael Stettler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band 1, Basel 1948, S. 286. |
Literatur: | - Michael Stettler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band 1, Basel 1948. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 37. - Markus Widmer-Dean, Ortsgeschichte Murgenthal, Murgenthal 2008. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0646 (1875–1898), Vers.-Nr. 217, Brandkataster Gemeinde Riken (Murgenthal); CA.0001/0633 (1898–1938), Vers.-Nr. 170, Brandkataster Gemeinde Murgenthal. - Staatsarchiv Aargau (StAAG): R01.F14/0004 Bauwesen, Nr. 107; R01.F14/0005 Bauwesen, Nr. 49. - Gemeinde Murgenthal Baugesuchsarchiv, Baugesuch Nr. 42/87. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=42978 |
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