INV-MUT909 Aarebrücke, 1863 (Dossier (Bauinventar))

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Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MUT909
Signatur Archivplan:MUT909
Titel:Aarebrücke
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Murgenthal
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Brückenstrasse
Parzellen-Nr.:458, 436
Koordinate E:2629762
Koordinate N:1235232

Chronologie

Entstehungszeitraum:1863
Grundlage Datierung:Inschrift (Giebel)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Verkehrs- und Infrastrukturbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Brücke

Dokumentation

Würdigung:1863 errichtete, gedeckte Holzbrücke über die hier als Kantonsgrenze fungierende Aare von Murgenthal nach Fulenbach SO. Die Brücke wurde in aufgrund des 1857 erfolgten Bahnanschlusses Murgenthals an die Eisenbahnverbindung von Olten nach Bern erbaut. Mit ihrer vom US-amerikanischen Brückenbauingenieur William Howe (1803–1852) entwickelten Fachwerkkonstruktion kommt ihr zur verkehrsgeschichtlichen auch konstruktionsgeschichtliche Bedeutung zu. In der Schweiz gibt es noch zwölf Howe'sche Brücken. Im Kanton Aargau ist sie die einzige ihrer Art und die einzige hölzerne Aarebrücke im westlichen Aargau.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Ein Aareübergang bestand weiter flussabwärts des heutigen Brückenstandorts spätestens seit 1375 in Form einer Brücke vom Frohburger Städtchen Friedau links der Aare zur Stadtburg am rechten Aareufer. Diese stand auf dem Boden der heutigen Gemeinde Murgenthal, ungefähr im Bereich der Moosmatt. Das im frühen oder mittleren 13. Jh. von den Frohburger gegründete Städtchen wurde bereits im Verlauf des 14. Jh. wieder aufgegeben. Auch die Brücke bestand bereits 1423 nicht mehr; fortan wurde die Aare mittels einer Fähre überquert. Wo die damalige Fähre über die Aare setzte, ist nicht bekannt. Vor dem Bau der Aarebrücke befand sich die Fähre 600 Meter weiter flussaufwärts. Sie war bis zur Errichtung der heutigen Holzbrücke 1863 in Betrieb. [1]
Der Bau der Holzbrücke erfolgte auf Initiative der Schweizer Centralbahn. Sie wollte damit die an der Station Murgenthal an der 1857 eröffneten Bahnstrecke Olten-Bern für die umliegenden Gemeinden besser erreichbar und attraktiver machen. Die solothurnischen Dörfer waren an diesem Zugang über die Aare zum Bahnhof Murgenthal interessiert. Ende der 1850er-Jahre legte die solothurnische Regierung dem Kanton Aargau Brückenbauprojekte vor. 1859 bewilligte der Grosse Rat des Kantons Aargau einen Beitrag von 15'000 CHF an den Bau einer gedeckten Holzbrücke und nahm die aargauischen Nachbargemeinden in die Pflicht zur Mitfinanzierung. Die mit dem Brückenbau beauftragten Ingenieure Gribi und Herzog griffen für das Tragsystem auf mit Sprengwerk verstärkte Howe'sche Fachwerkträger und einen gemauerten Mittelfpfeiler zurück. Das Howe'sche Fachwerk ist nach dem US-amerikanischen Brückenbauingenieur William Howe (1803–1852) benannt und zeichnet sich durch die Kombination von hölzernen Druckstreben und eisernen Zugstangen aus. Am 5. Juli 1863 wurde die Brücke eingeweiht [2].
1937 wurde sie verstärkt und 1938 durch einen Fussgängersteig an der Ostseite ergänzt. 2008 wurden die Bodenbretter und der Belag der Fahrbahn ersetzt [3].
Beschreibung:Die Brücke ist 90 Meter lang und hat eine Tragfähigkeit von bis zu 12 Tonnen. Die Howe'schen Fachwerkträger sind mit Sprengwerken verstärkt und mit einem gemauerten Mittelpfeiler verbunden [4]. Das Satteldach ist mit Eternit-Dachschiefer gedeckt, die Pfettenköpfe und Knaggen sind zierbeschnitzt. Die östliche Längsseite wird durch den laubenartigen Fussgängersteig unter Pultdach bestimmt, die westliche durch die Holzverrandung. Die Giebelfelder waren ursprünglich mit aufgemalten Arabesken verziert, die heute kaum mehr erkennbar sind. Ebenso sind die Fraktur-Inschriften verwittert, welche die auf beiden Seiten stehende Jahrzahlen "1863" begleiten. Auf Aargauer Seite lautet die Inschrift "Soll dir alles wohl gelingen bau auf Gott in allen Dingen" und auf Solothurner Seite "Wer auf die Hülfe Gottes traut, hat einzig fest und recht gebaut". Zwei weitere Inschriften beziehen sich auf die Baumassnahmen von 1937: "Renov. 1937".
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS), AG 376.2 und SO 634.2.1, nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Andrea Nold, Das mittelalterliche Städtchen Fridau bei Fulenbach, in: Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn, 28, 2023, S. 29–41, S. 34.
[2] Markus Widmer-Dean, Ortsgeschichte Murgenthal, Murgenthal 2008, S. 96.
[3] Aargauer Zeitung vom 10. Oktober 2008.
[4] Werner Stadelmann, Holzbrücken der Schweiz – ein Inventar, Chur 1990, S. 79.
Literatur:- Werner Stadelmann, Holzbrücken der Schweiz – ein Inventar, Chur 1990.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 36.
- Markus Widmer-Dean, Ortsgeschichte Murgenthal, Murgenthal 2008.
- Andrea Nold, Das mittelalterliche Städtchen Fridau bei Fulenbach, in: Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn, 28, 2023, S. 29–41.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=42930
 

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