INV-MUR924 Ref. Pfarrkirche, 1954-1955 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MUR924
Signatur Archivplan:MUR924
Titel:Ref. Pfarrkirche
Bezirk:Muri
Gemeinde:Muri (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Egg, Rüchlig
Adresse:Maiholzstrasse
Versicherungs-Nr.:883
Parzellen-Nr.:2497
Koordinate E:2668845
Koordinate N:1236126
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2668845&y=1236126

Chronologie

Entstehungszeitraum:1954 - 1955
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Dubach & Gloor, Architekten, Bern
Würdigung:1954-55 nach Plänen des Berner Architekturbüros Dubach & Gloor errichtete reformierte Pfarrkirche, die in ihren Formen an einer zeittypischen, eher traditionell ausgerichteten Kirchenarchitektur orientiert ist. Der Predigtsaal, der im Sinn der protestantischen Erneuerung von grösstmöglicher Schlichtheit ist, fällt durch gepflegte Detailgestaltung und Materialwahl auf. Zusammen mit dem Glockenturm und dem über eine offene Halle verbundenen Pfarrhaus bildet die Kirche eine Baugruppe, die durch ihre Lage an der Hangkante der noch vergleichsweise jungen reformierten Gemeinde in katholischer Umgebung weithin sichtbaren Ausdruck verlieh und damit auch einen erheblichen Situationswert besitzt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die 1894 gegründete reformierte Genossenschaft (Kirchgemeinde seit 1.1.1961) legte Mitte der 1930er Jahre einen Kirchenbaufonds an [1]. Aktuell wurde das Vorhaben des Kirchenbaus, als der Unternehmer und Grossrat Otto Wild 1951 einen geeigneten Bauplatz als Geschenk in Aussicht stellte. In der Folge wurde das Architekturbüro Dubach & Gloor in Bern, das sich auch sonst im Kirchenbau betätigte, mit einem Projekt beauftragt [2]. Wegen einer Einsprache gab man beim bekannten Architekturkritiker und ETH-Professor Peter Meyer ein Gutachten in Auftrag, welches dem in die Kritik geratenen Turm bescheinigte, dass er „weder das Landschaftsbild noch die bereits bestehenden Bauten in irgendeiner Weise beeinträchtige“ [3]. 1954/55 wurde der Bau ausgeführt und am 2. Oktober 1955 geweiht. Nachdem man als Provisorium zunächst die Hausorgel aus dem vorherigen Gottesdienstraum verwendet hatte, folgte 1967 die Weihe einer neuen Orgel.
1978/79 wurde eine Aussenrenovation von Kirche und Pfarrhaus vorgenommen. 1993/94 folgte eine Innenrenovation der Kirche (Architekt Benny Frey), wobei man den Chorbereich umgestaltete und ein neues Wandbild anbrachte [4].
Beschreibung:Die an erhöhter Stelle am Rand des Maiholzes erstellte Pfarrkirche folgt mit ihrer Ausrichtung nach Südosten der Topografie des abfallendes Hangs. Sie besteht aus einem schlichten, rechteckigen Predigtraum mit eingezogenem Rechteckchor und einem nahe bei der Eingangsseite vor der südlichen Längswand an die Hangkante gestellten Turm. Zusammen mit dem gleichzeitig erstellten, nordwestlich in leicht geknickter Flucht anschliessenden Pfarrhaus bildet sie eine markante Baugruppe, welche den zeittypischen Formen einer eher traditionellen Sakralarchitektur entspricht und sich in einer für protestantische Kirchen typischen, betonten Schlichtheit präsentiert (Pfarrhaus nicht Teil des Schutzumfangs).
Das nüchtern gestaltete Kirchenschiff orientiert sich mit schlanken Stichbogenfenstern und einem flach geneigten Satteldach an vereinfachten traditionellen Formen. Etwas moderner präsentiert sich dagegen der Glockenturm, dessen Schallfenster mit geometrisch in Kreuzform ornamentierten Betongittern verschlossen sind. Der Glockenstuhl trägt fünf Glocken, die 1955 von Rüetschi in Aarau gegossen wurden [5]. Er zeigt auf allen vier Seiten grosse Turmuhren und wird von einem quer zum Kirchenschiff gerichteten, flach geneigten Satteldach abgeschlossen. Der Eingang liegt in einer talseitig verglasten, gegen den bergseitigen Zugang hingegen offenen Halle, die von einem Satteldach mit offenem Dachstuhl überspannt wird. Sie bildet das Gelenk zwischen dem Kirchenschiff und dem nordwestlich anschliessenden Pfarrhaus und dient damit als räumliche Fassung für den Vorplatz der Kirche.
Der gleichfalls sehr schlicht gehaltene Kirchenraum wird in zeittypischer Weise farblich von hellem Putz und klarlackiertem Naturholz bestimmt, wobei die Ausstattung einer gepflegt-traditionellen Formensprache folgt. Hochrechteckig gesprosste Stichbogenfenster sorgen für eine gleichmässig Belichtung des Kirchenschiffs. Der beim Umbau von 1993 etwas vergrösserte Chor erhält durch ein fast wandhohes Fenster in der südwestlichen Chorflanke zusätzliches Licht. Rückwärtig schliesst sich neben dem asymmetrisch gelegenen Eingang mit Windfang unter der Orgelempore die Sakristei an, die mittels einer hölzernen Faltwand vom Kirchenraum abgetrennt ist. Wandleuchten mit geschweiften Messingarmen bilden zeittypische Ausstattungsstücke der 1950er Jahre. Der gesamte Raum wird von einer leicht gewölbten Balkendecke überspannt. Der Boden ist mit Solnhofer Platten belegt.
Auf der Chorwand war ursprünglich eine Mariendarstellung angebracht, die nach der Fertigstellung wegen des in reformiertem Kontext unpassenden Motivs Protest auf sich zog. Bei der Renovation von 1993/94 wurde sie durch das heutige Wandbild der Luzerner Kunstmalerin Irma Ineichen-Meier ersetzt, eine Darstellung der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer, in denen die Symbole der vier neutestamentlichen Evangelisten (Engel, Stier, Löwe und Adler) angedeutet sind [6].
Das talseitig ebenerdig zugängliche Untergeschoss beherbergt einen Gemeindesaal mit einer kleinen Bühne und einen Unterrichtsraum. Auch hier gewährt eine Faltwand eine differenzierte, wechselnden Bedürfnissen abgepasste Nutzung. Weiter befinden sich im Untergeschoss Garderobe, Toiletten sowie eine Teeküche.
Anmerkungen:[1] Baugeschichte nach Leuschner 1994, S. 55-67.
[2] Dubach und Gloor projektierten auch die reformierten Pfarrkirchen projektierten etwa die sehr ähnliche Kirche von Landiswil BE (1953/54; vgl. Furrer 1995, S. 155), im Kanton Aargau jene von Turgi (1959-60; vgl. Kurzinventar-Objekt TUR903) und Strengelbach (1967/68).
[3] Zit. nach Leuschner 1994, S. 62.
[4] Leuschner 1994, S. 79-81.
[5] Leuschner 1994, S. 63.
[6] Leuschner 1994, S. 80f.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 98.
- Immanuel Leuschner, Vom Glaubenskrieg zum ökumenischen Zusammenleben. Die reformierte Kirchgemeinde Muri im Freiamt, Muri 1994, S.55-67.
- Bernhard Furrer, Aufbruch in die fünfziger Jahre. Die Architektur der Kriegs- und Nachkriegszeit im Kanton Bern 1939-1960, Bern 1995, S. 155 (Vergleichsbeispiel derselben Architekten).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=42570
 

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