INV-MEL909 Altes Schulhaus, 1896-1897 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MEL909
Signatur Archivplan:MEL909
Titel:Altes Schulhaus
Bezirk:Baden
Gemeinde:Mellingen
Adresse:Bahnhofstrasse 22A
Versicherungs-Nr.:200
Parzellen-Nr.:99
Koordinate E:2663012
Koordinate N:1252689
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2663012&y=1252689

Chronologie

Entstehungszeitraum:1896 - 1897
Grundlage Datierung:Literatur; Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Klassizismus

Dokumentation

Autorschaft:Ernst Vogler, Rohrdorf
Würdigung:Das 1896-97 nach Plänen von Architekt Ernst Vogler errichtete "Alte Schulhaus" ist ein volumetrisch originell gestalteter, spätklassizistischer Schulhausbau mit monumentaler Schaufront. Seine ehemals reich instrumentierten Fassaden zeichnen sich durch eine klare axialsymmetrische Gliederung und gelungene Proportionen aus. Das Schulhaus ist in seiner Gesamtanlage mit dem baumbestandenem Vorplatz wesentlicher Bestandteil der locker bebauten und stark durchgrünten östlichen Strassenseite. Als öffentlichem Bau, der seinerzeit die Bebauung der rechtsufrigen Vorstadt entlang der Bahnhofstrasse nach Norden fortführte, kommt dem Schulhaus in Bezug auf die Siedlungsentwicklung eine besondere Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die ersten Schulzimmer der 1862 gegründeten Bezirksschule befanden sich wie diejenigen der anderen Stufen im umgebauten Gasthof zur Krone neben der Pfarrkirche (heute Rathaus und Pfarrhaus). Bauliche Mängel und steigende Schülerzahlen liessen bereits in den 1880er Jahren nach räumlichen Alternativen suchen. Den Protokollen ist zu entnehmen, dass man sich vom neuen Schulhaus in Wettingen inspirieren liess [6]. Mit der Projektierung wurde der in Zürich-Oberstrass tätige Architekten Ernst Vogler aus Rohrdorf beauftragt, die Baumeisterarbeiten übernahm Gottfried Zimmermann aus Birmenstorf für 85'000 Franken. 1897 wurde das neue Schulgebäude an der Bahnhofstrasse mit einem Jugendfest eingeweiht. Anfänglich beherbergte das Gebäude im Erdgeschoss die Gemeindeschule und in den oberen beiden Geschossen die Bezirksschule. Aufbau, Erschliessung und Raumverteilung, Beheizung und Beleuchtung wurden von der Lehrerschaft gerühmt. Die Gemeinde hatte sich trotz finanzieller Engpässe anstelle von Kachelöfen für den Einbau einer Zentralheizung entschieden. Gleichermassen vorausschauend wurden Toiletten mit Wasserspülung installiert, die jedoch erst 1901 ans öffentliche Wasserleitungsnetz angeschlossen werden konnten. Mit Ausnahme des Kellergeschosses und des Zimmers der Bürgerschule, die über elektrisches Licht verfügten, wurden die Räume noch bis 1914 mit Petrollampen beleuchtet [1].
1933 erfolgte der Bau einer Turnhalle, projektiert von Architekt Eugen Schneider, Ennetbaden, der auch die Pläne der 1910 erbauten reformierten Pfarrkirche (Bauinventarobjekt MEL902) gezeichnet hatte [2].
1955 wurde das "Alte Schulhaus" einer ersten purifizierenden Innen- und Aussenrenovation unterzogen, der etliche Gestaltungselemente zum Opfer fielen. Anstelle der aufwändig instrumentierten Portaleinfassung wurde dem Mittelrisalit ein Windfang vorangestellt. 1970 sowie in den 1980er und 90er Jahren fanden weitere Umbauten im Innern statt. 1968 bezog die Bezirksschule ein neu erstelltes Gebäude nebenan. Heute befinden sich im "Alten Schulhaus" noch die Primarschule sowie Räume der Lehrerschaft und der Schulleitung [3].
Beschreibung:Das 1896-97 mitten auf der grünen Wiese in der Breite errichtete "Alte Schulhaus" ist ein spätklassizistischer Putzbau, der mit seiner siebenachsigen Schaufassade nach Südwesten auf die Bahnhofstrasse orientiert ist. Ein baumbestandener Vorplatz lässt das Gebäude um Parzellentiefe von der Strasse zurücktreten. Der dreigeschossige Baukörper zeichnet sich durch eine originelle Volumetrie aus: Sein quaderförmiger Gesamteindruck ergibt sich aus zwei unterschiedlich tiefen, ineinandergeschobenen Kuben, die mit schwach geneigten Walmdächern eingedeckt sind. In der rückwärtigen Mauerflucht entsteht dadurch ein leichter Rücksprung. Den Hauptakzent setzt an der Vorderfront ein dreiachsiger, übergiebelter Mittelrisalit, der auch den zentral angelegten Vordereingang in sich aufnimmt. Hochrechteckige Fensteröffnungen mit schmal gekehlten Sandsteingewänden überziehen die Fassaden in regelmässig verteilten Achsen. Breitere Einzel- und Zwillingsformate variieren den Rhythmus an der Südostfassade seit je her, während die kleinen Nasszellenfenster an der gegenüber liegenden Schmalseite auf eine nachträgliche Umgestaltung zurückgehen.
Die oberen beiden Geschosse sind mittels eines kräftigen blockartigen Sohlbankgesimses aus Muschelkalk vom Parterre geschieden, das am Mittelrisalit mit einer zusätzlichen Profilierung ausgezeichnet ist. Eckpilaster und zurückspringende Brüstungsfelder unter den Erdgeschossfenstern übernehmen eine diskrete Gliederung der Putzflächen. Ein knapp über der obersten Fensterreihe durchgezogenes fein profiliertes Gesims bildet den Abschluss der Pilaster. Dessen Karniesform wiederholt sich im ausgeprägten, die Dachuntersicht begleitenden Kranzgesims.
Weitere prägende Gestaltungselemente sind einer späteren Purifizierung zum Opfer gefallen (vgl. historische Aufnahme, Fotodokumentation). So war das Erdgeschoss ursprünglich durch eine horizontale Bänderung im Putz als Gebäudesockel gekennzeichnet. Stichbogige Blenden umrahmten die Rechtecklichter des Parterres, während am ersten Obergeschoss Entlastungsbögen aus Sichtbackstein einen Kontrast zu den glatten Putzflächen bildeten. Das umlaufende Kranzgesims wurde von einem Konsolenfrieses begleitet. Anstelle der aufwendig instrumentierten Portaleinfassung des Vordereingangs befindet sich seit 1955 ein Windfangvorbau. Inneres modernisiert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Stöckli 1997, S. 64-72; Treichler 1987, S. 67-68.
[2] Treichler 1987, S. 26, S. 69; Mellingen 1996, S. 128.
[3] Stöckli 1997, S. 72-74; Treichler 1987, S. 29; Mellingen 1996, S. 128.
Literatur:- Mellingen. Bilder einer aargauischen Kleinstadt, Mellingen 1996, S. 82-83 (Abb.), 126-133.
- Rainer Stöckli, 100 Jahre Schulhaus Bahnhofstrasse, in: Mellinger Städtlichronik 1997, Mellingen 1997, S. 64-74.
- Peter Treichler, 125 Jahre Bezirksschule Mellingen, Mellingen 1987, S. 13-16 (Abb.), S. 49 (Abb.), S. 67-72.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=41184
 

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