INV-LEU905 Dorfstrasse 17, 1890 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-LEU905
Signatur Archivplan:LEU905
Titel:Dorfstrasse 17
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Leutwil
Adresse:Dorfstrasse 17
Versicherungs-Nr.:83
Parzellen-Nr.:196
Koordinate E:2655604
Koordinate N:1239930
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655604&y=1239930

Chronologie

Entstehungszeitraum:1890
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa

Dokumentation

Würdigung:Stattliches spätklassizistisches Wohnhaus, das eine wechselvolle Geschichte als Fabrikantenwohnsitz und Gasthof "Bären" erlebt hat. Der wohlproportionierte Baukörper zeigt original erhaltene strassenseitige Fassaden, wobei die zur Dorfstrasse orientierte Eingangsfront mit einem übergiebelten Mittelrisalit und einem aufwändig instrumentierten Treppenaufgang ausgezeichnet ist. In einer Strassenverzweigung südlich des Dorfplatzes gelegen, setzt das Gebäude ein markantes Zeichen im Ortsbild von Leutwil.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkataster wurde das Haus 1890 für den Strohwarenfabrikant Jakob Graf (1831-1892) erbaut [1]. Schon im darauffolgenden Jahr ging es an seinen gleichnamigen Sohn, Gemeinderat und Zigarrenfabrikant Jakob Graf über, der es an einen Pintenwirt vermietete. 1898 wurde die Pinte in eine Speisewirtschaft umgewandelt. Der Bärenwirt Rudolf Buchser kaufte das geräumige Gebäude noch im selben Jahr und übersiedelte vom damaligen "Bären" am Dorfplatz (späteres Restaurant "Linde", Dorfstrasse 20) in das geräumige ehemalige Fabrikantenwohnhaus, wobei seiner Frau Louise Buchser-Meienberg die Übertragung des Bären-Tavernenrechts auf die Speisewirtschaft gestattet wurde.
Die neue Tavernenwirtschaft zum Bären hatte unter häufig wechselnder Eigentümerschaft bis 1917 Bestand. Ein Briefkopf von 1905 zeigt das stattliche Gebäude mit rückwärtigem Saalanbau, welcher nach der Schliessung des Hotelbetriebs wieder abgetragen wurde (vgl. Fotodokumentation). In der Folge gelangte die Liegenschaft an den Textilfabrikanten Walter Baur, dessen Vater Rudolf Baur 1890 die Villa an der Dürrenäscherstrasse 13 (Bauinventarobjekt LEU904) erbaut hatte. Nunmehr wieder als Fabrikantenwohnhaus genutzt, verblieb das Gebäude bis zur Schliessung des Fabrikbetriebes um 1950 in seinen Händen [2].
Beschreibung:Das stattliche spätbiedermeierliche Wohnhaus steht prominent an einer Strassenverzweigung, unweit des nördlich gelegenen Dorfplatzes. Es erhebt sich als zweigeschossiger verputzter Mauerbau über einem hohen Kellersockel, geborgen unter einem schwach geneigten, geraden Walmdach. Die Fassaden sind mit einem für das frühe 20. Jh. typischen grobkörnigen Kellenwurfverputz überzogen. Der kubische Baukörper ist von aufgeputzten Eckquadern gefasst streng axial mit Einzel- und Doppelfenstern gegliedert. Nach Nordwesten zur Dorfstrasse hin prägt ein dreigeschossiger Mittelrisalit mit rundbogigem Zwillingsfenster am Giebel die Eingangsfront, welche von zwei hoch aufragenden Zypressen flankiert wird. Zum Hochparterre führt eine aufwendig gestaltete zweiarmige Treppenanlage, die wie das Schutzdach der Haustür und der darauf gesetzte Balkon mit originalen schmiedeeisernen Geländern in spätbarocker und biedermeierlicher Formensprache ausgestattet ist. Ebenfalls aus der Bauzeit stammt das reich beschnitzte Türblatt mit vergitterten Glaseinsätzen. Unter dem Treppenpodest befindet sich der ebenerdige Kellereingang mit gleichfalls originaler zweiflügliger Holztür. Der grosse Gewölbekeller, welcher die gesamte Grundfläche des Hauses einnimmt, ist heute teilweise zu Garagen umfunktioniert.
Im Gegensatz zu den original erhaltenen strassenseitigen Fassaden hat die Hausrückseite, welche ursprünglich wohl eine Holzlaube besass, diverse bauliche Veränderungen erfahren. Inneres vollständig modernisiert (gemäss Kurzinventar von 1992).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0073: Brandassekuranz Leutwil 1829-1848; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0248-0251: Brandkataster Leutwil 1850-1938. – Zur Geschichte des Gasthofs "Bären" vgl. Hochstrasser 1991/92, S. 28-47.
[2] Wespi 2011, S. 146 (Abbildung 28).
Literatur:- Samuel Hochstrasser, Die Leutwiler Wirtschaften seit 1800, in: Jahresschrift der Historischen Vereinigung Wynental 1991/92, S. 28-47.
- Janine Wespi Zhang, Ein Leben von, für und mit dem Tabak – Die Tabakindustrie in Leutwil, Masterarbeit Universität Bern 2011 (Typoskript).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0073: Brandassekuranz Leutwil 1829-1848; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0248-0251: Brandkataster Leutwil 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39606
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds