INV-LEN917 Turnhalle Angelrain, 1909 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN917
Signatur Archivplan:LEN917
Titel:Turnhalle Angelrain
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Angelrain
Adresse:Angelrainstrasse 16
Versicherungs-Nr.:824
Parzellen-Nr.:489
Koordinate E:2655541
Koordinate N:1248756

Chronologie

Entstehungszeitraum:1909
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:LEN916, 918
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Theodor Bertschinger iun. (1875-1972), Baumeister, Lenzburg (?)
Würdigung:1909 errichtete Turnhalle zum 1903 fertiggestellten Schulhaus Angelrain, die als charakteristischer Heimatstilbau in Erscheinung tritt. Der mit Besenwurf verputzte und mit trutzigen Bruchstein-Akzenten aus Muschelkalk versehene Baukörper, der von breiten Rundbogenfenstern gegliedert wird und gedrungen unter einem mächtigen Halbwalmdach liegt, vermittelt trotz einiger Veränderungen noch sein ursprüngliches Erscheinungsbild. Bemerkenswert modern sind für die Entstehungszeit die bandartig gereihten Giebelfenster, die über den ursprünglich offenen Dachstuhl zusätzliches Licht in das Innere der Halle brachten. Zusammen mit dem zugehörigen Schulhaus und dem südöstlich anschliessenden Bezirksschulhaus von 1929/30 (Bauinventarobjekte LEN916/918) bildet das Gebäude ein prägendes Ensemble von Schulbauten aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Turnhalle, die zum 1903 bezogenen Schulhaus Angelrain (Bauinventarobjekt LEN916) gehört, wurde gemäss Brandkataster wenige Jahre später 1909 erbaut [1]. Die Pläne stammten vielleicht wie bereits jene des Schulhauses von Baumeister Theodor Bertschinger iun. (1875-1972), der mit seinem Baugeschäft in jenen Jahren in Lenzburg eine rege Bautätigkeit entfaltete [2].
Im Lauf des 20. Jh. wurden sukzessive verschiedene Veränderungen vorgenommen, darrunter die Aufhebung des nordseitigen Zugangs, der Einzug einer Flachdecke anstelle des offenen Dachstuhls und die Umgestaltung des Eingangs- und Garderobevorbaus.
Beschreibung:Der gedrungene, für seine Entstehungszeit moderne Heimatstilbau steht südwestlich des Schulhauses Angelrain, wo er mit quer gerichtetem First die vor dem Schulhaus gelegene Turnwiese begrenzt. Er besteht aus dem eigentlichen Hallentrakt, der unter einem wuchtigen, geschweiften Halbwalmdach liegt, und stirnseitigen Annexen für die Garderoben und Geräteräume. Den mit Besenwurf verputzten Baukörper fassen in starkem Kontrast Eckpilaster aus grob bossierten, unregelmässigen Muschelkalkquadern [3]. Die fünfachsigen Längsseiten sind mit breit proportionierten, grossen Rundbogenfenstern besetzt und von Strebepfeilern rhythmisiert, die bis auf Sohlbankhöhe der Fenster ebenfalls Hausteinmauerwerk zeigen. Die dreiteilig gegliederten Fensteröffnungen werden von Kunststeingewänden gerahmt. Modern muten die auf der Stirnseite gewändelos eingesetzten, bandartigen Giebelfenster an, die durch verputzte Rundpfeiler voneinander getrennt sind. An der Ostseite ist noch die ursprüngliche, eng gesprosste Verglasung erhalten, während die Öffnungen an der Westseite vor einigen Jahren verschlossen wurden. In der Mitte der nördlichen Hallenflanke öffnete sich früher ein grosses Tor, das durch ein geschweiftes Vordach auf zierbeschnitzten Bügen geschützt war. Es wurde später ebenso beseitigt wie die zeittypischen Ochsenaugen im Dach und die eigentümlich an den Gebäudeecken angeordneten, kaminartigen Aufsätze.
Die stirnseitigen Vorbauten waren ursprünglich beide mit Mansarddächern abgeschlossen, wie dies noch am westseitigen Geräteraum erhalten ist. Stärker verändert ist der ostseitige Eingangsvorbau mit den Garagen, der einst die Traufe des Mansarddachs durchbrechende Rundbogenfenster besass.
Die Halle besass ursprünglich sicherlich einen offenen Dachstuhl, der auch die Beleuchtung über die bandartigen Giebelfenster ermöglichte. Heute ist noch die auf Konsolsteinen aufruhende Dachbalkenlage samt Querverstrebung zu sehen; dazwischen ist eine jüngere Flachdecke eingezogen. Der Garderobentrakt wurde auch im Inneren vollständig modernisiert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
[2] Zu Theodor Bertschinger iun. vgl. Lenzburger Neujahrsblätter, 1973, S. 34-36 (Nekrolog); Michael Hanak, Quartieranalyse Wolfsacker in Lenzburg, im Auftrag des Stadtbauamtes Lenzburg, 2015, S. 35 (Stadtbauamt Lenzburg).
[3] Im Wechsel zwischen Putzflächen und bossierten Hausteinpartien aus Muschelkalkstein ähnelt die Lenzburger Turnhalle der 1911/12 nach Plänen des Brugger Architekten Albert Froelich realisierten Turn- und Mehrzweckhalle von Windisch (Bauinventarobjekt WIN902).
Literatur:- Elisabeth Crettaz-Stürzel, Heimatstil. Reformarchitektur in der Schweiz 1896-1914, 2 Bde., Frauenfeld 2005, Bd. 2, S. 20 (verf. v. Edith Hunziker).
- Liebes altes Lenzburg, Fotos von anno dazumal, hrsg. von der Ortsbürger-Kommission Lenzburg und der Stiftung Pro Museum Burghalde Lenzburg, Lenzburg 1986, S. 86f. (histor. Aufnahme).
- Gruss aus Lenzburg. Vergangene Zeiten in Ansichtskarten, hrsg. von der Ortsbürgerkommission der Stadt Lenzburg und der Stiftung pro Museum Burghalde, Aarau 1996, S. 66.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39408
 

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