INV-LEN902C Aavorstadt 12, 14, 1750 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-LEN902C
Signatur Archivplan:LEN902C
Titel:Aavorstadt 12, 14
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Aavorstadt
Adresse:Aavorstadt 12, 14
Versicherungs-Nr.:452, 451
Parzellen-Nr.:312, 313
Koordinate E:2655864
Koordinate N:1248679

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1750
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:Zwei schmale dreigeschossige Bürgerhäuser, die wohl kurz nach der Erweiterung des Stadtgebiets um die Aavorstadt im Jahr 1745 errichtet wurden. Von den beiden dreigeschossigen Mauerbauten bewahrt der äussere (Aavorstadt 14) eine spätbarocke Befensterung mit eleganten stichbogigen Werksteingewänden, während das andere in etwas einfacherer Ausführung mit holzgerahmten Rechteckfenstern versehen ist; im Inneren wurden beide Häuser in den 1980er Jahren ausgekernt. Zusammen mit dem etwas stattlicheren Haus Aavorstadt 10 (Bauinventarobjekt LEN902B) bilden die beiden Gebäude eine geschlossene Zeile, die in ihrer zurückgestaffelten und abgesenkten Stellung noch das alte Alignement der Aavorstadt und das einstige, 1856 korrigierte Strassenniveau dokumentiert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Häuser Aavorstadt 12 und 14 dürften wie die weiteren Häuser an der Aavorstadt kurz nach 1745 entstanden sein, als man das Burgerziel über die mittelalterliche Stadtgrenze hinaus erweiterte [1]. Sie bilden zusammen mit dem Nachbarhaus Aavorstadt 10 (Bauinventarobjekt LEN902B) eine zurückgestaffelte und gegenüber dem heutigen Strassenniveau abgesenkte Häuserzeile, die noch das ältere Alignement (Fluchtlinie) und Niveau der Aavorstadt markiert. Auf diese Fluchtlinie nehmen die Beratungen Bezug, die im Vorfeld des Baus des „Dietschihauses“ Aavorstadt 6 (Bauinventarobjekt LEN902A) geführt wurden, als der Rat dem dortigen Bauherrn J. J. Halder erlaubte, seinen 1765-66 realisierten Neubau ein Stück weit über die Flucht der Nachbargebäude vorzuziehen [2]. 1856 wurde durch Ing. Alois von Negrelli (1799-1858) eine Strassenkorrektion ausgeführt, wodurch das Haus in seine heutige abgesenkte Lage kam [3]. Damals muss auch die Stützmauer samt Zugangsrampe zum Niveau der alten Hausplätze entstanden sein.
Zwischen 1976 und 1979 wurde im Zusammenhang mit der Renovation des „alten Landgerichts“ das kurz vor dem Haus Aavorstadt 14 aufragende Nachbarhaus abgebrochen [4]. Um 1980/90 wurde Haus Nr. 12, im Jahr 1986 Haus Nr. 14 ausgekernt [5].
Beschreibung:Die beiden schmalen, niedrigen Bürgerhäuser Aavorstadt 12/14 bilden zusammen mit dem etwas stattlicheren Nachbarhaus Aavorstadt 10 eine Zeile, die wie das Haus „zum alten Landgericht“ (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN024) seit der Höherlegung der Strasse im Jahr 1856 gegenüber der stadteinwärts anschliessenden Zeile etwas zurückgestaffelt und stark versenkt steht. Zwischen den Häusern und dem „alten Landgericht“ stand bis in die 1970er Jahre ein Haus aus dem mittleren 19. Jh., welches bereits auf das neue Strassenniveau Bezug nahm und durch dessen Abbruch der heutige Vorplatz entstand (vgl. Bilddokumentation).
Das Haus Aavorstadt 12, ein dreigeschossiger Putzbau, duckt sich unter einem ausladenden Knickdach. Die schmalbrüstige Gassenfassade zählt zwei Achsen schlichter Rechtecklichter mit gefalzten Holzrahmungen. Gegenüber den Fensterachsen der Obergeschosse sind Hauseingang und Erdgeschossfenster leicht verschoben und als einzige mit steinernen Gewänden versehen. Das Dach ist durch einen Lukarnenaufbau mit unschönem Dacheinschnitt verändert.
Das Haus Aavorstadt 14, gleichfalls ein dreigeschossiger Mauerbau mit teilweise abgewalmtem, steilem Knickdach, besitzt in den Wohnetagen der Gassenfront zwei Achsen schlanker eleganter Stichbogenfenster in spätbarocken Formen. Die gefalzten Hausteingewände sind mit Schlussstein und kraftvollen lippenförmigen Simsen versehen. Die Giebelfassade, die früher nur durch einen schmalen Spalt von dem 1976/79 abgebrochenen Nachbarhaus entfernt stand, war ehemals wohl nur spärlich befenstert. Die heutigen Öffnungen stammen vom Umbau von 1986 und besitzen durchwegs jüngere Einfassungen. Heute befindet sich auch der Hauseingang an dieser Seite.
Auf der Rückseite erstreckt sich vor den Häusern ein schmales Gartengrundstück. Das Haus Aavorstadt 14 besitzt hier einen Quergiebelanbau. Die Rückfront von Haus Aavorstadt 14 ist vollständig erneuert.
Beide Häuser weisen seit der Auskernung in den 1980er Jahren im Inneren keine ältere Substanz mehr aus. Einziges Zeugnis der früheren Baugeschichte ist ein Gewölbekeller unter dem rückwärtigen Hausteil von Nr. 14, der heute über eine Stahl-Wendeltreppe aus den darüber gelegenen Büroräumlichkeiten zugänglich ist.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. Von der Mitte des 16. zum Ende des 18. Jahrhunderts. Auf dem Weg vom Mittelalter zur Neuzeit, Aarau 1984 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 96), S. 44f. (mit Abb.); Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953, S. 85.
[2] Das Vorhaben wurde Halder nicht im vollen gewünschten Umfang gestattet: „… können M[eine] H[erren] selbst ihme sein Vorhaben nicht gestatten, wohl aber wollen sie ihme zugeben, um einiche Schuh nach massgab der bereits aussenher neü-erbauten Häusseren fürwehrts zu fahren, zu welchem Endt sowohl für Ihme als auch für andere, so an diesser Gass wohnen, Zihl-Steine gesetzt werden sollen" (Ratsmanual vom 7.9.1764, zit. nach Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation). – Die vorgerückte Fluchtlinie übernahm man auch für die benachbarten Häuser Aavorstadt 4 und 8, die 1810-13 bzw. 1778/88 realisiert wurden. Vgl. auch Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 87-89 sowie Bauinventarobjekt LEN902A.
[3] Die Korrektur umfasste neben der Höherlegung eines Strassenstücks der Aavorstadt auch die Verlegung des Stadtbachs sowie die Tieferlegung der Rathausgasse. Vgl. Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 89; Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. 19. und 20. Jahrhundert [Geschichte der Stadt Lenzburg, Bd. III], Aarau 1994 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 106/1), S. 44-48. – Zu Alois von Negrelli vgl. Isabelle Rucki / Dorothee Huber, Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 398.
[4] Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege.
[5] Freundl. Auskunft der Eigentümer (2017).
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, (Michael Stettler / Emil Maurer, vor 1953).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39270
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds