INV-LEN902A Aavorstadt 6, 1765 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN902A
Signatur Archivplan:LEN902A
Titel:Aavorstadt 6
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Aavorstadt
Hist. Name Objekt:Dietschihaus
Adresse:Aavorstadt 6
Versicherungs-Nr.:458
Parzellen-Nr.:309
Koordinate E:2655869
Koordinate N:1248706

Chronologie

Entstehungszeitraum:1765
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:Spätbarocker Mauerbau mit schmucker Stichbogenbefensterung, der 1765 für Jakob Halder errichtet wurde. Das als „Dietschihaus“ bekannte Gebäude besitzt an den beiden ursprünglichen Obergeschossen noch die bauzeitlichen Hausteingewände samt verzierten Brüstungsgittern, während das dritte Obergeschoss in analoger Gestaltung um 1945 aufgesetzt wurde. Zusammen mit den beiden etwas grösseren, benachbarten Bürgerhäusern Aavorstadt 4 und 8 sowie dem in seiner Querstellung beherrschenden alten Bezirksschulhaus (Kantonale Denkmalschutzobjekte LEN022, 023, 020) bildet das Haus eine wertvolle, ausgesprochen kompakte Baugruppe aus der zweiten Hälfte des 18. und dem frühen 19. Jahrhundert, welche den Übergang vom Barock zum Klassizismus veranschaulicht.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Im August 1764 begehrte Meister Jakob Halder (geb. 1735), Kupferschmied, vom Rat Holz „zu seinem vorhabenden Bauw“. Gegen Halders Absicht, den an Stelle von zwei schmalen, älteren Häusern geplanten Neubau über die Flucht der Nachbargebäude ganz bis an die zur Befestigung der Hauptstrasse dienende Mauer vorzuziehen, opponierte Hafnermeister Andreas Frey (1715-1768), dem das nördlich benachbarte Haus, der Vorgängerbau von Aavorstadt 4, gehörte, worauf der Rat nur ein geringeres Vorrücken erlaubte und dieses auch für die Nachbarliegenschaften verbindlich erklärte [1]. Der Neubau gab damit auch das Alignement (Fluchtlinie) für die benachbarten Häuser Aavorstadt 4 (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN022) und Aavorstadt 8 (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN023) vor, die 1810-13 bzw. 1778/88 realisiert wurden. Im März 1765 wurde Halder vom Rat gegen Auflagen zur Fassadengestaltung das nötige Bauholz bewilligt [2]. Nach seinen Eigentümern im frühen 20. Jh. ist das Gebäude als „Dietschihaus“ bekannt [3].
Um 1945 wurde das Haus um ein drittes Obergeschoss aufgestockt, mit einem neuen Dach abgeschlossen und im Erdgeschoss mit einer neuen Ladenfront versehen. Die Wohnungen und das Ladenlokal wurden im Verlauf des 20. Jh. sukzessive modernisiert.
Beschreibung:Das schmale Gebäude bildet zusammen mit seinen beiden deutlich breiteren Nachbarhäusern (Kantonale Denkmalschutzobjekte LEN022/023) eine geschlossene Zeile auf der Westseite der Aavorstadt. Um wenige Jahre jünger als das leicht zurückversetzte, weiter nördlich gelegene alte Bezirksschulhaus (Berufsschule, Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN020) von 1759/60, repräsentiert es gleichzeitig das älteste Element der Zeile [4]. Der lediglich dreiachsige, spätbarocke Mauerbau war ursprünglich dreigeschossig; das analog gestaltete vierte Obergeschoss stammt aus der Zeit um 1945, als man auch die Ladenfront veränderte [5]. Die Details der Fassadengliederung wie die schlanken Stichbogengewände mit ihren kräftig profilierten Fensterbänken orientieren sich am 1759/60 errichteten alten Bezirksschulhaus; die flachen Gurtbänder sind hier aber auf Sohlbankhöhe angeordnet. Die Fenster der beiden originalen Obergeschosse bewahren die hübschen bauzeitlichen Brüstungsgitter mit Rocailleverzierungen. Die zu einem schmalen Gartengrundstück gerichtete Rückfront ist mit einer Laubenschicht versehen, die heute vollständig in den Innenraum einbezogen ist und eine jüngere Holzverschalung besitzt.
Das als Ladenlokal eingerichtete Erdgeschoss ist neben dem durchlaufenden seitlichen Quergang mit der Treppe zu den Obergeschossen vollständig modernisiert. In den beiden ursprünglichen Obergeschossen entspricht der Grundriss dem gebräuchlichen dreiraumtiefen Schema mit seitlicher Treppe. Die Oberflächen sind vollständig modernisiert. Verschwunden ist ein im Kunstdenkmälerband von 1953 erwähnter „klassizistischer blauer Kachelofen mit weissen Friesen und Gesimsen, Andreas Frey II (1769-1856) zugeschrieben“ [6]. Quer zum First liegt unter dem Haus ein Gewölbekeller. Die Dachkonstruktion stammt aus der Mitte des 20. Jh. Sichtbar ist im Dachgeschoss der Fachwerkgiebel des Nachbarhauses Aavorstadt 4.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 87, mit Quellenangabe. – Auf den Protest von Frey entschied der Rat nach Augenschein: „Da der Mstr. Halder sich vorgenommen, sein Haus biss an (die) zur befestigung der Haubt Strass dienende Maur zu führen, und aber befunden worden, dass solches nicht nur dem Nachbarn sehr nachtheilig seye, sondern auch eine allerdings unanständige Irregularitaet disser gass verursachen und zugleich die Strass merklich verengern wurde, so können M[eine] H[erren] selbst ihme sein Vorhaben nicht gestatten, wohl aber wollen sie ihme zugeben, um einiche Schuh nach massgab der bereits aussenher neüerbauten Häusseren fürwehrts zu fahren, zu welchem Endt sowohl für Ihme als für andere, so an dieser Gass wohnen, Zihl-Steine gesetzt werden sollen.“ (Ratsmanual vom 7. September 1764, zit. nach Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation).
[2] Halder sollte sich der "Burgerlichen Erkanntnuss..., was die vordere face [Fassade] betrifft", unterziehen (Ratsmanual vom 5. März 1765, zit. ebd.)
[3] Mit diesem Hausnamen wird das Haus im Bürgerhaus-Band von 1924 beschrieben (Bürgerhaus 1924, Tf. 50).
[4] Zur ganzen Zeile vgl. Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 87-89.
[5] Ursprünglicher Zustand und Grundriss vgl. Bürgerhaus 1924, Tf. 50.
[6] Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 87.
Literatur:- Liebes altes Lenzburg, Fotos von anno dazumal, hrsg. von der Ortsbürger-Kommission Lenzburg und der Stiftung Pro Museum Burghalde Lenzburg, Lenzburg 1986, S. 96 (histor. Aufnahme).
- Das Bürgerhaus im Kanton Aargau (Das Bürgerhaus in der Schweiz, Bd. XIII), Zürich 1924, Tf. 50.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, (Michael Stettler / Emil Maurer, vor 1953).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39258
 

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