INV-HES907 Bünzerstrasse 8 Staffeln, 1694 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HES907
Signatur Archivplan:HES907
Titel:Bünzerstrasse 8 Staffeln
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Bremgarten (AG)
Ehem. Gemeinde:Hermetschwil-Staffeln (bis 31.12.2013)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Staffeln
Adresse:Bünzerstrasse 8
Versicherungs-Nr.:2061A, B, C (alt 61A, B, C)
Parzellen-Nr.:6085, 6086, 6087, 6270
Koordinate E:2668157
Koordinate N:1242588

Chronologie

Entstehungszeitraum:1694
Grundlage Datierung:Inschrift (Tenntor)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"1694" (Tenntor)
Würdigung:Ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das gemäss einer Bauinschrift am Tenntor 1694 errichtet wurde. Das charakteristisch steile Vollwalmdach bewahrt die intakt erhaltene, stark russgeschwärzte Dachkonstruktion, die auf drei mächtigen Hochstüden (Firstständern) ruht und durch Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben ausgesteift wird. Es handelt sich um den einzigen erhaltenen Zeugen dieser im Dorf einst weitverbreiteten Hausform. Der nachträglich unter zwei Parteien aufgeteilte Wohnteil besitzt noch die alten Ständerfassaden, wobei die Stubenfront mit einer von Lisenen gerahmten Bretterverschalung aus dem 19. Jahrhundert versehen ist.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das ehemals strohgedeckte Hochstudhaus wurde gemäss einer Bauinschrift auf dem südlichen Tenntor im Jahr 1694 errichtet. Wohl schon früh erfolge eine Hausteilung. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1876 wird das damals noch mehrheitlich strohgedeckte Gebäude als «Wohnhaus, Scheune & Schopf von Rieg & Holz, 2 Tremkeller» beschrieben [1]. Ein Hausteil gehörte Josef Stöckli, alt Gemeindrath, und ging 1883 an Franz Xaver Stöckli über; der andere gehörte den Erben des Jakob Herzog.
Die vollständige Umdeckung auf Ziegel erfolgte nach Ausweis einer deutlichen Wertsteigerung wohl erst 1928. Wohl im selben Zeitraum erstellte man an der Nordostseite einen quergiebligen Schopfanbau. Im weiteren Verlauf des 20. Jh. wurden die Innenräume sukzessive modernisiert; ansonsten hat das Gebäude wenig Veränderungen erfahren.
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau erhebt sich im Dorfkern von Staffeln, wo er mit der Stubenfront nach Süden auf die heutige Bünzerstrasse ausgerichtet ist. Es handelt sich um ein ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das mit seinem charakteristisch steilen Vollwalmdach markant in Erscheinung tritt. Weitgehend intakt geblieben ist die russgeschwärzte Dachkonstruktion mit drei mächtigen Hochstüden (Firstständern), von denen zwei beidseits des Tenns vom ebenerdigen Schwellenkranz bis zur Firstpfette aufragen, während der dritte über dem Wohnteil auf Estrichniveau abgefangen ist. Unterfirst, Windstreben und Sperrrafen dienen zur Aussteifung des Dachgerüsts; überwiegend ist auch noch die alte Rafenlage vorhanden. Bei der Umdeckung auf Ziegel im frühen 20. Jh. wurden Mittelpfetten eingezogen, um dem höheren Gewicht des neuen Dachbelags Rechnung zu tragen. Der westseitig angelegte Wohnteil ragt rückwärtig mit einem wohl nachträglichen, gemauerten Anbau über den Kernbau vor. Diese Erweiterung könnte in der Folge einer Hausteilung vorgenommen worden sein, welche die Bewohner dazu zwang, den knappen Wohnraum auszudehnen. Der östlich anschliessende Ökonomieteil ist nach dem Schema des Mittertennhauses gegliedert, wobei die beiden aussenliegenden Ställe unter dem First geteilt sind. Die kompakte Gesamterscheinung des Walmdachbaus wird durch einen Scheunenanbau im Bereich des hinteren alten Stalls etwas beeinträchtigt.
Der Kernbau ist mit Ausnahme des gemörtelten Mauersockels als reine Holzkonstruktion erstellt. Die Basis des Ständergefüges bildet ein mächtiger eichener Schwellenkranz, der auf der Südseite des Wohnteils noch gut zu erkennen ist. Die Wandfüllungen bestehen aus waagrecht eingenuteten Bohlen. An der zu Strasse gerichteten, zu Hausteil B gehörenden Stubenfront erhielten sie nachträglich zur besseren Isolation eine Bretterverschalung, die von verzierten Brettpilastern wohl aus dem späteren 19. Jh. eingefasst wird. Die Stubenfront zeigt noch unregelmässig verteilte Einzelfenster, die im Erdgeschoss entsprechend der inneren Gliederung in Stube und Nebenstube, im Obergeschoss hingegen nur sparsam angeordnet sind. Der störende südseitige Eingang direkt in die Stube ist eine Zutat aus der zweiten Hälfte des 20. Jh. (auf einer Fotografie von 1955 noch nicht vorhanden). An der Stirnseite des Wohnteils ist die teilweise überstrichene Bohlenwand mit liegenden und stehenden Füllungen zu erkennen. An der Rückseite liegen die Eingänge in beide Wohnteile; die Fassaden sind hier unterschiedlich stark verändert. Auf die Entstehungszeit gehen noch die südlichen Tenntorflügel zurück, die von Holznägeln zusammengehalten werden. Am rechten Flügel ist die heute nur noch knapp erahnbare Jahrzahl 1694 samt deutlicher erkennbaren Zimmermannswerkzeugen aufgemalt. Der Stallbereich wurde im früheren 20. Jh. neu aufgemauert.
Der ursprüngliche Grundriss präsentierte sich wohl vierteilig mit Stube und Nebenstube im südseitigen Vorderhaus sowie Küche und Kammer im nordseitigen Hinterhaus (vgl. Grundrissskizze). Heute umklammert Hausteil B dreiseitig den rückwärtig gelegenen, deutlich kleineren Hausteil A, der um den rückwärtigen Anbau erweitert wurde. Der alte Hauseingang führt auf der Gebäuderückseite direkt in die Küche des Hausteils B, wo sich auch der Zugang zu einem Keller mit Balkendecke befindet. Der Obergaden des Wohnteils ist sehr niedrig. Das Innere von Hausteil A zeigt noch Deckenbalken und ältere Ausstattungselemente aus verschiedenen Zeiten.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Stadtarchiv Bremgarten: ehem. Gemeindearchiv Hermetschwil-Staffeln, Nr. 27, Brandkataster Gemeinde Hermetschwil, 1876-1898; Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0090, Brandkataster Gemeinde Hermetschwil, 1899-1937.
[2] Zum Phänomen des «Stocks» vgl. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 253.
Literatur:- Peter Felder, Der Bezirk Bremgarten (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. IV), Basel 1967, S. 225.
Quellen:- Stadtarchiv Bremgarten: ehem. Gemeindearchiv Hermetschwil-Staffeln, Nr. 27, Brandkataster Gemeinde Hermetschwil, 1876-1898; Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0090, Brandkataster Gemeinde Hermetschwil, 1899-1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Hermetschwil-Staffeln II-9/12 (1988).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=36900
 

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