INV-BEW923 Sägerei Eichmühle, 1862 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BEW923
Signatur Archivplan:BEW923
Titel:Sägerei Eichmühle
Bezirk:Muri
Gemeinde:Beinwil (AG, Freiamt)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Wiggwil, Eichmühle
Adresse:Eichmühle
Versicherungs-Nr.:133
Parzellen-Nr.:795
Koordinate E:2669623
Koordinate N:1230292

Chronologie

Entstehungszeitraum:1862
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:BEW920; BEW922
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Sägerei

Dokumentation

Würdigung:Auf freiem Feld östlich der Eichmühle stehende Sägerei, die 1862 als Ersatz für einen älteren, baufällig gewordenen Vorgängerbau errichtet wurde. Der gemauerte Sockelbereich und hölzerne Oberbau des Gebäudes sind ebenso wie der Wasserradantrieb, der Antriebsmechanismus und die Sägeeinrichtung in weitgehend vollständigem Zustand erhalten, weshalb der Anlage ein bedeutender bau- und gewerbegeschichtlicher Zeugenwert zukommt. Zusammen mit dem Mühlen-Wohnhaus von 1869 (Bauinventarobjekt BEW920) und der Nebenmühle aus dem 18. Jahrhundert (Bauinventarobjekt BEW921) gehört die Sägerei zum historischen Bestand der schon im 16. Jahrhundert bezeugten Eichmühle.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkataster wurde die bestehende Säge 1862 am Standort einer Öltrotte mit Reibe neu gebaut [1]. Das Erstellungsjahr ist überdies an einem Wandständer aufgemalt. Vorerst betrieb man mit dem Wasserrad der Säge zusätzlich noch eine Öle, ehe diese zu Beginn des 20. Jh. ausser Gebrauch kam und in der Folge abgetragen wurde. Ein Wasserwerksplan zeigt noch diese älteren Verhältnisse (vgl. Fotodokumentation).
Mit Ausnahme des 1902 ersetzten Wasserrades blieb die Anlage weitgehend unverändert. Die Sägerei mitsamt Wasserrad, Antriebsmechanismus und Sägeeinrichtung ist bis heute weitgehend erhalten geblieben und gibt so auf anschauliche Weise den Technikstand des fortgeschrittenen 19. Jh. wieder. Der gewerbliche Sägereibetrieb wurde in den 1960er Jahren aufgegeben.
Beschreibung:Der langgestreckte Baukörper besitzt ein halbseitig in das abfallende Gelände eingetieftes Sockelgeschoss aus Bruchsteinmauerwerk, welches den Getrieberaum enthält [2]. Der hölzerne Oberbau mit dem Sägeraum ist rückwärtig verbrettert und zur Strasse hin – wo die Anlieferung der Holzstämme erfolgte – offengelassen. In den eichenen Schwellenkranz eingelassen ist ein aus kräftigen Stützen bestehendes Ständergerüst, welches ein mittelsteiles, mit Biberschwanzziegeln eingedecktes Satteldach trägt. Die weitgespannten Geschossrähme sind aus Stabilitätsgründen mehrfach verzahnt und mit Holznägeln verspannt, was der Konstruktion eine besondere zimmermannstechnische Bedeutung verleiht.
An der hinteren Traufseite befindet sich das knapp 5 m grosse eiserne Wasserrad. Das vom Bach abgezweigte Wasser wird über einen Kännel oberschlächtig auf die Radschaufeln geleitet und danach unterirdisch ins Bachbett zurückgeführt. Unmittelbar am Wasserrad sitzt das eiserne Stirnrad, welches die Antriebswelle im Getrieberaum betätigt. Mittels Zahnräder und Riementransmissionen wird die Kraft auf drei unabhängig betriebene Einrichtungen – die Gattersäge, die Fräse und den Rücklauf des Wagens – geleitet. Diese stehen jeweils alternierend in Betrieb, wobei die Umschaltung des Getriebes über eine Kupplung erfolgt.
Bei der Sägevorrichtung handelt es sich um eine Einblatt-Gattersäge. In einem hölzernen Rahmen (Gatter) ist ein leicht nach vorne geneigtes Sägeblatt mit abwärts gerichteten Zähnen eingespannt. Ein Schwungrad wandelt die Drehbewegung des Antriebs in eine Vertikalbewegung um und überträgt sie mittels Stelzen auf das Sägegatter. Zur Bearbeitung wird der Baumstamm auf dem Wagen, einer beweglichen, auf Schienen gleitenden Unterlage befestigt. Die Vorwärtsbewegung des Wagens ("Vorschub") erfolgt über eine Zahnstange und ein kleines Zahnrad, welches auf der Vorschubwelle sitzt. Der Vorschub wird durch die Bewegung des Sägegatters in Gang gehalten und mit einer ausgeklügelten Vorrichtung aus Hebeln, Kranz- und Setzrad auf die Welle übertragen. Dadurch lässt sich die Schiebegeschwindigkeit regulieren und dem Sägegut anpassen. Nach Beendigung des Schnittes wird der Wagen mit Hilfe einer separaten Riemenübersetzung in die Ausgangsposition zurückgeführt ("Rücklauf"). Nun muss der Baumstamm, um eine Schnittbreite seitlich verschoben, neu eingespannt werden. Das feinere Zuschneiden der Bretter erfolgt an der Fräse, welche über eine separate Riementransmission angetrieben wird.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938.
[2] Eine detaillierte Beschreibung samt Planaufnahmen der Säge Eichmühle findet sich bei Räber 1996, S. 424-427)
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1: Freiamt und Grafschaft Baden, Basel 1996.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 100.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Beinwil/Freiamt, VIII-4/85.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-BEW839.001 Sägerei Eichmühle (=BEW923), 1862 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30072
 

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