Ansichtsbild: |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Wehrbauten, militärische Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Stadtmauer |
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Schutz / Status |
Kantonale Unterschutzstellung (DSI): | 8/8/1952 |
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz: | B (regionale Bedeutung) |
Kantonaler Schutzumfang: | Integral |
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Dokumentation |
Entstehungszeitraum: | from 1270 |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das einzige zusammenhängende Stück der Stadtmauer hat sich im Hinteren Wasen erhalten. Die innere Wasenmauer bildet hier auf einer Länge von etwa 80 m die Rückwand der Häuser Hinterer Wasen 52–56 (LAU006–009, LAU030). Bauarchäologisch lassen sich für diesen Stadtmauerabschnitt drei Bauphasen nachweisen. Die erste Stadtmauer aus der Zeit kurz nach 1270 wurde zweimal aufgehöht, indem man jeweils den obersten Abschnitt samt Zinnenkranz abtrug, höher aufmauerte und erneut mit einem Zinnenkranz versah. Nach dieser zweifachen Aufhöhung erreichte die Stadtmauer Mitte des 15. Jh. bei einer Stärke von etwa 1,15 m am Fuss eine Gesamthöhe von 12,6 m. Gleichzeitig mit der inneren Ringmauer entstand feldseitig ein etwa 11 m breiter innerer Graben mit flacher Sohle und schräg ansteigenden Flanken. Etwa 8 m vor diesem Graben errichtete man im 14. Jh. eine äussere Ringmauer von schätzungsweise 4 m Höhe, wiederum mit vorgelagertem Graben (ca. 8 m breit); dies geschah parallel zur ersten Reparatur der inneren Wasenmauer oder wenig später. Die stadtseitige Bebauung an der inneren Wasenmauer war zuerst lückenhaft und schloss sich erst über die Jahrhunderte. Bis weit ins 19. Jh. bestand sie überwiegend aus Scheunen. Diese gehörten gemäss Grundbuch von 1781 mehrheitlich zu den wenigen Anwesen der Oberschicht im Wasen sowie zu Gasthöfen. Das Ökonomiegebäude Nr. 1055 (LAU009) etwa gehörte zur «Krone» (Obere Wasengasse 88). Mit zunehmender Verdrängung der Landwirtschaft wurde ein Teil der Ökonomiegebäude im Verlaufe des 19. und frühen 20. Jh. von nun im Wasen angesiedelten Fuhrhaltereien zu Remisen und Lagerräumen umgewandelt (u.a. LAU006 und LAU008). Andere Scheunen wurden schrittweise mit vorerst bescheidenen Wohnungen ausgebaut (etwa LAU009). Mit wachsendem Ausbaustandard stieg das Bedürfnis, die noch intakte Stadtmauer mit Fensteröffnungen zu versehen. Auch die von der Stadtmauerkrone tief gegen die Gasse herabgezogenen Pultdächer gerieten unter Druck, denn die neu geschaffenen Wohnungen verlangten gassenseitig nach Fassadenaufstockungen und grosszügigen Fensteröffnungen. Dies lässt sich etwa an der Doppelscheune Nr. 1055 (LAU009) nachweisen. Das Gebäude Nr. 1055, eine einstige Doppelscheune, wurde 2024 bis auf die denkmalgeschützte Stadtmauer abgebrochen. Die Scheune besass ein aus Fichtenholz gezimmertes Ständergerüst. Es ist dendrochronologisch in die Jahre 1673/74 datiert. Die "Scheüer beim Schwertlisthurm" gehörte spätestens im letzten Drittel des 18. Jh. zum Haus zur Krone (Obere Wasengasse 88) und war wie diese im Besitz von Altbürgermeister Melchior Fendrich. Von den Nachkommen Fendrichs erwarb Franz Anton Gränacher, Gemeindeammann und Handelsmann die steinerne Scheune mit Tenne und zwei Stallungen 1850, um sie wenige Jahre später an Johann Baptist Stolz, den Eigentümer des Gasthauses zum Meerfräulein zu veräussern. 1894 bauten die Kinder Franz Joseph Möschs einen Teil des Ökonomiegebäudes als Wohnung aus. Diese brannte um 1950 aus, seither war das Gebäude unbewohnt und wurde zunehmend baufällig. Unter dem Eigentümer des Nachbarhauses Hinterer Wasen 56 erfolgte 2013 Sanierung der einsturzgefährdeten Fensterstürze in der Stadtmauer. |
Beschreibung: | Das Haus Hinterer Wasen 55 trug bis zu seinem Abbruch noch immer das auf der Stadtmauerkrone ansetzende, steile Pultdach, das auf einem aus Fichtenholz gezimmerten Ständergerüst von 1673/74 ruhte. Das Gebäude wies gassenseitig die angestammte Fassadehöhe auf. Die geschlossene Dachfläche war mit Biberschwanzziegeln einfach gedeckt. Die 1894 eingebaute zweigeschossige Wohnung im rechten Gebäudedrittel fiel lediglich durch einen kleinen quergiebligen Dachaufbau auf, wohingegen sich die steingerahmten Rechteckfenster und der Hauseingang kaum abhoben, da Tenn und Stall daneben ebenfalls schlichte Rechtecköffnungen aufwiesen. Der zugehörige Stadtmauerbereich weist bis auf die beiden übereinanderliegenden Rechteckfenster des Wohnungseinbaus keine grösseren Durchbrüche auf und bildet damit den besterhaltenen Abschnitt der Ringmauer im Wasen. Auffallend ist die ca. 2 m unterhalb der originalen Mauerkrone verlaufende Reihe von Balkenlöchern. Sie zeigt das Bodenniveau des nicht mehr vorhandenen hölzernen Wehrgangs an (vgl. LAU008). |
Literatur: | - Edith Hunziker, Susanne Ritter-Lutz. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau X. Der Bezirk Laufenburg. Bern 2019, S. 75–80, S. 171–172. - Brigitte Frei-Heitz. Hinterer Wasen – Grabengärten. Ergebnisse aus den archivalischen Forschungen zu den Gebäuden Nr. 52–60. Typoskript 1996. - KAAG Lau.004.1. (Untersuchungsbericht Kantonsarchäologie Aargau). - DPAG LAU006-BE-2004-01/001 (Bericht Sanierung) - DPAG KdS-Dossier LAU009 Hinterer Wasen 55 (Parzellendossier). - DPAG DSI-LAU009-BE-2014-01-001 (Dendro R. Kontic, Basel). |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=23376 |
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