INV-EIK901 Pfarrkirche St. Vinzenz, 1873 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-EIK901
Signatur Archivplan:EIK901
Titel:Pfarrkirche St. Vinzenz
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Eiken
Adresse:Kirchgasse
Versicherungs-Nr.:126
Parzellen-Nr.:3390
Koordinate E:2641438
Koordinate N:1264719
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2641438&y=1264719

Chronologie

Entstehungszeitraum:1873
Grundlage Datierung:Schriftquellen

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (röm.-kath.)

Dokumentation

Würdigung:Die neuromanische, 1873 am Platz eines kleineren Vorgängerbaus errichtete Pfarrkirche St.Vinzenz steht ortsbildprägend an der zentralen Strassenkreuzung von Eiken. Der nach Plänen von Robert Moser errichtete Saalbau mit eingestelltem Frontturm und eingezogenem, polygonal schliessendem Chor erfuhr in den 1950er Jahren zunächst eine purifizierende Aussenrenovation und 1964/65 eine Auskernung des Innern. Der gemäss den Anforderungen des zweiten Vatikanischen Konzils neu gestaltete Kirchenraum bildet seither den architektonisch zurückhaltenden Rahmen für die bemerkenswerte liturgische Ausstattung von Alfred Huber und die hellen farbigen Glasfenster von Willi Helbling.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die erste Kirche in Eiken entstand als Stiftung eines adligen Grundherrn im 12. Jahrhundert. Ritter Rudolf von Möhlin schenkte der Kirche Rheinfelden das Patronatsrecht der Kirche Eiken vor 1228, dem Datum der Gründung des Kollegiatstifts in Rheinfelden. Laut einer bei den Reliquien des Hochaltars gefundenen Schrift wurde 1666 der im Dreissigjährigen Krieg zerstörte Hochaltar neu geweiht. Die Seitenaltäre hatten um 1770 die Patronate des Heiligen Kreuzes (nördlich) bzw. der heiligen Scholastika (südlich). Aus dieser Kirche stammt die Madonna von Eiken, eine gotische Lindenholz-Statue aus dem frühen 16.Jh., die sich seit der Jahrhundertwende im Historischen Museum Basel befindet.
Der Vorgängerbau bot mit einer Abmessung von ca. 8 mal 16 Metern seit der Eingemeindung von Sisseln 1788 nicht mehr genug Platz für alle Gläubigen von Eiken, Sisseln und Münchwilen. Der Obervogt lehnte 1797 den Bau einer grösseren Kirche jedoch ab. 1835 wurde ein Neubau der Kirche zwar von der Gemeinde im Grundsatz bewilligt, die Standortfrage aber blieb ungeklärt. Mitte des 19.Jh. entstanden erste Pläne für einen Neubau [1], welcher 1871 beschlossen und bis 1873 nach Plänen des Badener Architekten Robert Moser unter Baumeister Schmutziger-Oberli aus Aarau für eine Summe von Fr.135.000.- ausgeführt wurde. Die Weihe erfolgte am 28. April 1891 durch den Bischof von Basel, Leonhard Haas. Der Hauptaltar erhielt das Vinzenz-Patrozinium, die Nebenaltäre wurden dem hl. Joseph und der Muttergottes geweiht. Um 1930 entstanden bei einer Innenrenovation Kirchenfenster von Zettler in München.
1952 erfolgte eine Aussenrenovation mit purifizierenden Eingriffen wie etwa der Entfernung der Blendbogenverzierungen. Im Innern erfuhr die Kirche 1964/65 eine vollständige Neugestaltung. Dabei wurde die historistische Ausstattung und der gesamte Innenausbau mitsamt den bauzeitlichen Gewölben in Schiff und Chor und deren historisierenden Dekorationsmalereien von 1902/03 entfernt. Anlass dazu hatten herunterfallende Gewölbeteile und der Wunsch nach einer Umgestaltung im Sinne des zweiten Vatikanischen Konzils gegeben. Die Umbauarbeiten leitete Architekt Alois Moser aus Baden. Die funktionale schmucklose Architektur dient als Hintergrund für ein modernes Ensemble an liturgischer Ausstattung, dessen plastische Teile (Altar, Ambo, Tabernakel, Taufstein, bronzene Stationenbilder, steinerne Apostelleuchter, bronzenes Vortragskreuz) von Alfred Huber geschaffen wurden. Als weiteres Element wurden Glasfenster nach Entwürfen von Willi Helbling, Brugg, eingesetzt, welche im Atelier von G. Engler in Andwil hergestellt wurden.
Letzte Innenrenovation 1986, letzte Aussenrenovation 1990, Turmuhr und Läutautomatik 1994. Die vier Glocken stammen von der Firma Rüetschi, Aarau. Die drei kleineren wurden 1858 aus den alten Glocken umgegossen, die Grösste stammt von 1872. Sie klingen aufsteigend in e, a, cis'' und e' [2]. Dem Interieur der 1960er Jahre wurde an den Kirchenschiffwänden die Skulptur des Vinzenz von Saragossa mit Mühlstein und Rabe und die Skulptur des heiligen Antonius mit Kind hinzugefügt. Die naturalistischen, farbig gefassten Figuren stammen aus dem Fundus der alten Kirchenausstattung, welche sich in Teilen im Estrich und Keller der Kirche erhalten hat [3].
Beschreibung:Die St. Vinzenzkirche steht in der Mitte des Dorfes leicht erhöht über der Hauptstrasse Frick- Stein. Sie markiert die Abzweigung in den oberen Dorfteil und bildet mit den westlich gelegenen Bauten des alten und neuen Pfarrhauses (Bauinvetar EIK902, EIK913) eine stimmige Baugruppe in einer Gartenanlage, die strassenseitig mit einem kleinen Kirchplatz ergänzt wurde (1996-2000).
Der schlanke eingestellte Frontturm des neuromanischen Saalbaus ist von weitem sichtbar. Er wächst aus Strebepfeilern an der Hauptfront und mündet über einem Schaft mit rundbogigen Schallfenstern und Zifferblatt in einen hochaufragenden Kupferhelm. Ein eingezogenes polygonales Chorhaus unter schwach geneigtem Dach schliesst als deutlich niedrigerer Bauteil an die Giebelmauer des Schiffs an. Vom ursprünglich vorhandenen Dekor der Wandflächen wurden bei der Aussensanierung von 1952 nur die rahmenden Hausteinpartien übernommen, so dass heute typische Gestaltungselemente wie Blendbogenfriese und skulpturaler Schmuck fehlen. An der Turmfront wurde das zentrale Rundbogenfenster und damit die Dreiteiligkeit der Komposition aufgegeben. An seiner Stelle prangt ein neues Wandgemälde.
Ein Stufenportal aus hellgrauem Kalkstein führt durchs Turmgeviert unter die Orgelempore von 1964, welche - von den Seitenwänden leicht abgesetzt - als Betonkonstruktion auf Stahlsäulen ins kurze und breite Kirchenschiff ragt. Der schlichte Innenraum ist weiss verputzt und wird von einer Holzdecke mit überlappenden Längsbahnen überspannt, welche sich hinter dem hohen und weiten Triumpfbogen in den Chor fortsetzen. Der dunkle Schieferboden des Schiffs läuft über eine erhöhte Vorzone und drei Stufen in den Chorbereich und verbindet diesen mit dem Laienraum. Belichtet werden Chor und Saal durch Rundbogenfenster mit farbigen Glasmalereien. Im Schiff wird in zehn Motiven der Lobgesang der Jünglinge im Feuerofen verbildlicht, im Chor sind Erscheinen und Wiederkunft Christi dargestellt [4].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Reproduktionen der Pläne im Photoarchiv KDA.
[2] Rohrer 1953/54, S.40. Glockenverzeichnis Rüetschi, Aarau.
[3] vgl. Kulturgüterschutzinventar Kirche Eiken, 2000. Die nicht mehr vorhandenen romanisch-gotischen Altarretabel, die Kanzel und die Vinzenz-Statue wurden von den Gebrüdern Müller, Wil geschaffen (Rohrer 1953/54, S.46).
[4] Rohrer 1964-65, S. 48.
Literatur:- J. August Rohrer, Eiken unsere Heimat. Erinnerungsschrift zum Bau von Schulhaus und Turnhalle, Eiken 1953/54.
- E. Bussinger, Willi Helbling und die Glasfenster der renovierten Pfarrkirche von Eiken AG, in: Brugger Neujahrsblätter 1967, S.51ff.
- Josef Dinkel-Obrist, Unser Dorf. Bruchstücke aus der Geschichte von Eiken, Eiken 1987, S.64ff.
- August Rohrer, Eiken; Die Pfarrei Eiken, Erinnerungsschrift zur Kirchenrenovation 1964-65.
- Otto Mittler, Katholische Kirchen des Bistums Basel, Bd. V Kanton Aargau, Olten 1937, S.76.
- Fritz Gysin, Gotische Holzplastik im Historischem Museum Basel (=Die Historischen Museen der Schweiz, Bd.12), Basel 1934, Nr.XVIII. (zur Madonna von Eiken).
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S.161.
Quellen:- Kulturgüterschutzinventar Kirche Eiken, 2000, Stefan Giess.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=14541
 

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