DSI-BST013 Schlossweg 4, Backhaus (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-BST013
Signatur Archivplan:BST013
Frühere Signaturen:BST839
Titel:Schlossweg 4, Backhaus
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Böttstein
Versicherungs-Nr.:26
Parzellen-Nr.:709
Koordinate E:2659152
Koordinate N:1267343
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/geoportal/apps/onlinekarten/?layers=dp_denkmalpflege::topicmaps.geo.ag.ch&basemap=base_landeskarten_sw::topicmaps.geo.ag.ch,1,true¢er=2659152,1267343&z=9&search=2659152%2F1267343,coordinate

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):1/23/2025
Kantonaler Schutzumfang:integral

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäckerei

Dokumentation

Bau- und Nutzungsgeschichte:Böttstein besass den Quellen zufolge bereits im 13. Jahrhundert mehrere Mühlen. Unklar ist jedoch die Lage der Mühlen. Der Bruggbach schneidet ungefähr ab dem Bereich des Quellgebiets Nünbrünne tiefer in das Gelände ein, so dass die Lage von Mühlen am Bruggbach schon aus topografischen Gründen unwahrscheinlich erscheint. Wahrscheinlicher, auch um unabhängig vom Niederschlag stets die gleiche Menge Wasser für die Mühlen zur Verfügung zu haben, ist eine sehr frühe Fassung in einen Kanal am Nordhang des Böttenbergs in Richtung Schloss. Nicht genau zu klären ist, ab wann das Wasser nicht aus dem Bruggbach sondern aus dem Quellgebiet Nünbrünnen mit einer kurzen Aquäduktstrecke über den Bruggbach hinüber in den Kanal geleitet wurde. Es wird angenommen, dass die Wasserführung aus den Quellen bereits sehr früh eingerichtet wurde, da auch die Brunnen von Schloss Böttstein mit diesem Wasser versorgt wurden und belegt ist, dass das Wasser den Niedergerichtsherren von Böttstein gehörte.
1275 wird die nordwestlich des Schlosses (heute Hauptstrasse/Wüeriweg) gelegene Obere Mühle erstmals schriftlich erwähnt. Die Obere Mühle selbst ist abgegangen und der Mühlekanal im Bereich der Parzelle eingedolt umgeleitet.
1389 findet sich eine urkundliche Erwähnung beider Mühlen mit einer Streitschlichtung durch Wernher von Küssenberg, Komtur zu Klingnau, die die Fassung des Wassers betraf.
Die inschriftliche Datierung des Mühlegebäudes belegt die Erbauung der Mühle im Jahr 1607. Der Bau steht damit kurz nach der Übergabe der Niedergerichtsherrschaft und dem Herrschaftssitz von Georg von Angeloch an die Gebrüder von Roll im Jahr 1606.
Ein Inventar, das wohl um das Jahr 1617 herum erstellt wurde, verzeichnet die neu erstellten Bau-ten des Herrenhauses von Schloss Böttstein mit Scheune, Trotte, Stallung, Nebenbauten und einer Kirche oder Kapelle (Weihe 1617) sowie als neu erstellte Bauten eine Eisenschmiede, Nagel-schmiede, Säge, Hufschmiede, Häuser und Garten, bei denen es sich um die Bauten des heutigen Mühleareals handeln muss. Wann die Getreidemühle darin eingerichtet wurde, ist jedoch unklar.
1674 gingen die Besitzungen der von Roll durch Heirat der Maria Magdalena von Roll an Johann Martin Schmid von Bellikon, einer ursprünglich in Altdorf ansässigen Familie, in deren Besitz die Güter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verblieben.
1835 ersteigerte der Wirt Johann Jakob Geissberger die Obere und die Untere Mühle und erneuerte die mechanische Einrichtung der Getreidemühle. Ausserdem baute er 1847 das Mühlegebäude über den Kellermauern als Wohnhaus mit Mühle neu auf. Der Brandkatastereintrag von 1850 lautet: "Untere Mühle; 2-stöckiges Wohnhaus mit Backhaus und Mühlewerk, aus Stein / mit Ziegeldach." In einer Beimühle, die knapp vor der Geländekante errichtet war, wurden ein weiterer Mahlgang und eine Hanfreibe untergebracht. Das Gebäude der Beimühle besteht nicht mehr. Zwei Generationen später ersetzte Karl Geissberger in den Jahren 1880–81 die zwei Wasserräder durch ein einziges Mühlrad mit einem Durchmesser von 9.6 Metern. Hierfür wurde das Radhaus neu erstellt und die Sohle abgesenkt.1894 wurde die Holzrinne durch einen gemauerten Wasserzulauf ersetzt. Das Wasserrad wurde 1932 in den gleichen Dimensionen erneuert und 1963 unter kantonalen Schutz gestellt. Im Eigentum von Josef Ringgeli und dessen Sohn Karl blieb die Getreidemühle bis 1973 in Betrieb. 1975 wurden das Erdgeschoss und 1990–1992 der Dachstock zu Wohnzwecken ausgebaut, 2000–2002 der Fussboden im Mühlenkeller aufgeschüttet und die Mühleneinrichtung der Historischen Bauhütte Aarau übergeben.
Baurechtlich befindet sich der nordöstliche Teil der Parzelle 709 in der Spezialzone "historische Schlosszone", der südliche Teil der Parzelle ist der Landwirtschaftszone zugeordnet. Die nördlich direkt angrenzenden Bauten, Gebäude Nr. 23 (Säge) auf den Parzellen Nr. 712 und Gebäude Nr. 24 (Ölmühle) auf Parzelle Nr. 708 sind baulich miteinander verbunden, der Mühlekanal fliesst durch das Gebäude der Säge hindurch. Böttstein liegt auf einer Geländestufe über dem linken Prallhang der Aare auf ca. 350 m ü.M. Das Mühleareal liegt südlich vom Siedlungskern und südlich von Schloss Böttstein an der Kante des Plateaus über der Aare. Der Schlossweg verläuft von Norden am Schloss vorbei und führte ehemals zur schlosseigenen Flussfähre hinab.
Beschreibung:Das sogenannte Backhaus präsentiert sich von Westen aus gesehen als eingeschossiger asymmetrischer, verputzter Mauerbau unter leicht geknicktem Satteldach. Ein jüngerer Holzschopf verstellt die westliche Giebelseite heute teilweise. Die südliche Trauffassade zeigt das Erdgeschoss mit vier regelmässig angeordneten Fenstern mit Holzrahmen über einem hohen Mauersockel, hinter dem der halb in das Terrain eingetiefte Keller liegt. Dieser besitzt zwei hoch liegende querrechteckige Kellerfenster und einen Zugang über einen Kellerhals.
Die Bauweise des Erdgeschosses ist eine Mischkonstruktion. Unter dem leicht vom Gelände abgerückten Satteldach liegt talseitig ein geschlossener Gebäudekubus mit drei aneinander gereihten Räumen. Die Aussenfassade ist aus verputztem Bruchsteinmauerwerk, das sich vom Kellergeschoss aufgemauert darstellt. Die etwa firstparallele Innenwand ist eine Fachwerkkonstruktion mit Ausfachung aus Bruchsteinen. Der langgestreckte hangseitige Raum ist mit eingestellten Holzbalken abgestützt und nach Norden, hangseitig, offen. Westseitig führt das Korbbogenportal in diesen Gebäudebereich. In jüngerer Zeit wurde der Hang mit einer Betonwand abgestützt. An der westlichen Giebelfassade, die nach Norden bis zum Hang hin verlängert ist, zeigt sich eine Baunaht und ein Fragment einer gemauerten Aussenwand der nördlichen Trauffassade, die im Abstand zum Hang steht. Es ist zu vermuten, dass die hangseitige Wand ursprünglich vollständig gemauert war, zu einem nicht bekannten Zeitpunkt z.B. durch Feuchtigkeit vom Hang Schäden entstanden, provisorische Stützen eingebaut und die Mauer unter dem bestehenden Dach entfernt wurde. Ob dies zeitlich mit der relativ jungen hangabstützenden Betonwand geschah, oder bereits früher, ist nicht bekannt.
Aufgrund archivalischer Nachweise kann das Gebäude bereits in das Jahr 1739 datiert werden, der Bau des Kellers vor 1876. Baukünstlerische bzw. bautechnische Details wie die Gestaltung des Korbbogenportals mit Kämpfern und darin durchgeschraubten Kloben der Torbeschläge sowie die Decke aus Holzbrettern mit Stroh-Lehmwickeln können die archivalische Datierung in das 18. Jahrhundert stützen. Die südliche Aussenwand von Keller und Erdgeschoss erscheint, soweit das an den Fehlstellen des Verputzes beurteilbar ist, einheitlich aufgemauert zu sein. Die Interpretation der Quellen hinsichtlich der Datierung des Kellers wäre noch mittels Bauforschung zu klären. Denkbar ist, dass der Sockelbereich, das Terrain oder der Kellerzugang verändert wurde und mit einer Änderung in den Archivalien erscheint. "Der fragmentarische Bauzustand lässt Aussagen über die einstige Raumeinteilung kaum mehr zu. Einzig eine Kammer mit Wandkasten, gestemmter Zweifeldertür und Resten von Blumentapeten erinnert noch an die frühere Wohnnutzung." Von der namensgebenden Nutzung als Backhaus sind ebenfalls nur noch Spuren in Form weniger Fragmente eines Ofens erhalten.
Erwähnung in anderen Inventaren:Kurzinventar Böttstein KI-904
Literatur:- Romana Anselmetti, Böttstein AG. Schloss, Schlosskapelle, Ölmühle, Wasserrad; Schweizerische Kunstführer der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern (1987).
- Hans Erne, Geschichtliches über Böttstein, in: Jahresschrift der historischen Vereinigung des Bezirks Zurzach 1968/69. S. ff., S. 10 f.
- Hans Erne, Kleindöttingen, Geschichtliches über Böttstein. in: Jahresschrift der Historischen Vereinigung des Bezirkes Zurzach Nr. 9, 1968/69, S. 1–16.
- Andreas Haasis-Berner, Denkmalportrait, Wasser für die Nonnen – Das Berauer Wuhr (Kr. Waldshut), in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Band 2, 2011, S. 120f.
- Edith Hunziker, Böttstein, Ehemalige Bäckerei BST904, Kurzinventar der kantonalen Denkmalpflege AG, 1999.
- Thomas Manetsch, Böttstein, in: Edith Hunziker, Thomas Manetsch, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, AG XI. Bezirk Zurzach I", (Manuskript)
- Paul Zaugg, Die Ölmühle Böttstein, In: Jahresschrift der Historischen Vereinigung des Bezirkes Zurzach Nr. 18, 1987, S. 10, S. 29–52).
- Inventar der Schützenswerten Ortsbilder (ISOS), Böttstein, nationale Bedeutung
- Anne-Marie Dubler: "Mühlen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 31.05.2012.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=141922
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds