DSI-MKO004 Holgasse 20, 1505 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:DSI-MKO004
Signatur Archivplan:MKO004
Frühere Signaturen:DOK-MKO839.001
Titel:Holgasse 20
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Mellikon
Adresse:Holgasse 20
Versicherungs-Nr.:20
Parzellen-Nr.:164
Koordinate E:2668745
Koordinate N:1268799
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/geoportal/apps/onlinekarten/?layers=dp_denkmalpflege::topicmaps.geo.ag.ch&basemap=base_landeskarten_sw::topicmaps.geo.ag.ch,1,true¢er=2668745.00,1268799.00&z=9&search=2668745%2F1268799,coordinate

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):3/18/2025
Kantonaler Schutzumfang:integral

Dokumentation

Entstehungszeitraum:1505
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Familie Knecht ist im 16. und 17. Jahrhundert in Mellikon mit mehreren Generationen und Familienzweigen als Eigentümer von Liegenschaften archivalisch fassbar.
1501 wurde Andreas Knecht mit dem noch ungeteilten Widumhof Mellikon beliehen. Sein Stand als Lehnsträger, im Unterschied zu den kleinbäuerlichen Taunern, die Bauart der Liegenschaft aus Bruchstein sowie die Interpretation der Archivalien lassen auf Andreas Knecht als Erbauer des auf das Jahr 1505 dendrodatierten Wohnhauses schliessen. Der westlich angebaute Hausteil, gemäss Dendrodatierung 1562/63 erbaut und unter gemeinsames Dach gebracht, wird mit dem 1561 erbauten sog. Schlössli (KI-Objekt MKO901) in Zusammenhang gebracht.
1638 gelangte einer der vier Lehenhöfe von Mellikon in den Besitz von Jost von Roll aus dem gleichnamigen reichen Altdorfer Aristokratengeschlecht, das 1606 die Herrschaft Böttstein erwor-ben hatte. Als Sohn Franz Meinrad 1674 das Lehen von seinem 1672 verstorbenen Vater übernahm, bestand es "aus einem gemauerten doppelten Wohnhause, Hof, Hofstatt, Knechtehaus, drei Scheunen, Schopf, Kraut- und zwei Baumgarten, alles beieinander zwischen dem Bach und den grossen Wiesen gelegen. 28 Tagwan Matten, 122 Jucharten Ackerland, vier Taglöhnerhäuser, vier Hanfbünten von zusammen 2 ½ Jucharten, 5 Jucharten Weinreben und zwei Fünftel des Mellikoner Hochwaldes gehörten dazu." Mit der Benennung "Knechtenhaus" bleibt unklar, ob die Namensgebung sich funktional auf eine Unterkunft des Hofgesindes oder tatsächlich auf die Auftraggeberschaft des Andreas Knecht bzw. seiner Nachfahren bezog. Vermutlich im 18. Jh. wurden das Erdgeschoss des westlichen Hausteils, der als Speicher gebaut wurde, mit einer Herdstelle über grossen Sandsteinplatten und einem Kachelofen ausgestattet und Räume mit paarweise angeordneten Fenstern zu Wohnzwecken ausgebaut, aber wohl schon im letzten Viertel des 19. Jh. wieder aufgegeben.
Im Brandkataster von 1850 figuriert das Gebäude als 2-stöckiges Wohnhaus mit einer Werkstätte und zwei Trämkellern aus Mauerwerk und Riegel (?) mit einem Ziegeldach. Hausteil A umfasste damals 3/5 Wohnhaus und eine Werkstätte mit Trämkeller, Hausteil B 2/5 Wohnhaus, eine Kammer und einen Trämkeller. Der Einbau einer Räucherkammer im russgeschwärzten Dachraum über dem Wohnteil datiert vermutlich ins Jahr 1877.
Beschreibung:Das zweiteilige Haus mit seinem verputzten Mauerwerk besitzt ein Satteldach mit Aufschieblingen, giebelseitig bündig, also ohne Dachüberstand abgeschlossen. Der schmale, hochragende Baukörper steht quer zur Holgasse. Konstruktiv ist es ein Mischbau mit massivem Mauerwerk aus Bruchstein und innerer Primärkonstruktion in Fachwerkbauweise. Das Haus weist hangseitig im Wohnteil zwei, talseitig im ehemaligen Speicher, drei Vollgeschosse über teilweise freistehenden Balkenkellern auf. Die Giebelfassaden sind kaum befenstert, die an den Traufseiten verstreut angeordneten Fenster an rohen Holzrahmen angeschlagen. Die Baunaht und die Niveauverschiebung zwischen der hangseitigen und der talseitigen Haushälfte zeigen an der Fassade, dass das Gebäude in zwei Etappen erbaut ist. Der östliche Teil datiert auf 1505, der westliche auf das Baujahr 1562/63. In beiden Giebeln haben sich kleine Lichter mit spätgotisch gekehlten Steinrahmungen erhalten, die dem 16. oder 17. Jh. zuzuordnen sind. Westseitig zum Erdgeschoss des Speichers ist eine Lüftungsöffnung erhalten, die möglicherweise bauzeitlich ist, ihre Rahmung aus gelbem Sandstein zeigt eine Fase mit abschliessenden Voluten. Der hangseitige Hausteil ist zweigeschossig, der talseitig dreigeschossig. Die Hauptzugänge liegen an der Südseite. Von den drei nordseitigen Zugängen zum Gebäudesockel öffnen sich zwei auf Kellerräume mit Balkendecken ("Trämkeller"). Die Nordfassade ist unregelmässig, aber reich befenstert und zeigt durch das Doppelfenster die Lage der Stube im EG des östlichen Wohnteils an. Mit Ausnahme der erwähnten steingefassten Giebellichter sind die Fenster mit schlichten, gefalzten Holzrahmen ausgestattet." Der Sockel ist dem Gelände angepasst und weist drei von Norden her separat erschlossene Kellerräume mit unterschiedlichen Raumhöhen auf.
Östlicher Wohnteil:
Der Grundriss des im Jahr 1505(d) erstellten östlichen Hausteils ist als 4-Kammer-Grundriss erhalten mit Zugang von Süden, ursprünglich direkt in die Küche. In jüngerer Zeit ist mit eingestellter Wand ein Gang angelegt worden, der nun Küche, südliche Nebenstube und Stube erschliesst, von der Stube aus gelangt man in eine weitere Nebenstube. Das erste Obergeschoss wird über eine schmale gewundene Treppe über die Küche erreicht. Auch im Obergeschoss ist der 4-Kammer-Grundriss erhalten, ohne Einbau weiterer Wände. Die Vertikalerschliessung führt als Treppe bis in das Dachgeschoss, das mit einer Klapptür verschlossen ist. Die Treppenaufgänge stammen wohl aus dem späten 19. Jahrhundert, die Lage der Vertikalerschliessung ist aber ursprünglich. Die Ausstattung und Oberflächen des Wohnteils stammen mehrheitlich aus dem späten 19. Jahrhundert oder 20. Jahrhundert. Die Eingangstür ist eine einfache Brettertür mit Kastenschloss, Küche und südliche Kammer zeigen verputzte Wände und Decken. Die nördliche Nebenstube besitzt ein einfaches Brettertäfer und eine verputzte Decke. In der Stube sind in der Fensternische Täfer erhalten, die vermutlich aus dem späten 19. Jahrhundert stammen, die Decke ist als Einschubbalkendecke sichtbar. In der Stube ist ein Kachelofen mit Ährendekor von 1946 eingebaut, der von der Küche aus befeuert wird. Im Obergeschoss sind die Räume verputzt, in den Zwischenwänden sind einzelne Balken (Ständer, Rähm) sichtbar. Die russgeschwärzte Dachkonstruktion von 1562/63(d) überspannt beide Hausteile. Zwischen den Hausteilen ist die Binnenwand als Fachwerkkonstruktion mit Füllungen aus Bruchstein unverputzt sichtbar. Zeittypische Holzverbindungen mit Verzapfungen und Holznägeln sowie einfache, aber dekorative Fasen charakterisieren die Dachkonstruktion.
Westlicher Hausteil:
Der westliche, 1563/63(d) erbaute Hausteil, ursprünglich wohl als Speicher erstellt, diente zeitweise ebenfalls zu Wohnzwecken, weist jedoch in den Vollgeschossen nur eine zweiteilige Raumteilung in Vorraum (Eingang und Treppe) mit nördlich liegender Kammer auf. Die Zwischenwand im Erdgeschoss zeigt die Feuerungsöffnung und eine Steinplatte als Reste der Herdstelle, der vermutlich im 19. Jahrhundert eingebaute Ofen ist nicht erhalten. Die Vertikalerschliessung liegt vom Erdgeschoss bis ins 2. Obergeschoss in der südwestlichen Gebäudeecke und ist als einfache, steile Brettertreppe geführt. Ab dem 2. Obergeschoss liegt die Treppe entlang der Brandmauer bzw. zentral im Raum. Die Räume der Vollgeschosse sind verputzt, die sichtbare Fachwerkkonstruktion der Binnenwand ausgefacht und die Riegel zeigen teilweise noch Reste der weissen Kalkschlämme, mit der die Räume für die Wohnnutzung hergerichtet waren. Hier ist die gestemmte Zimmertür auch mit zweierlei Farbigkeit gestaltet. Die Geschossdecken bestehen aus einfachen Bohlen-Balken-Decken, im 1. Dachgeschoss sind diese als überblattete Bretter erhalten.
Das 2. Obergeschoss hat eine etwas niedrigere Raumhöhe und ist an der Nordwand mit zwei niedrigen Fenstern belichtet. Die Kammer besitzt eine einfache Brettertür. Darüber liegt der Dachstock, der mit einer Bretterdecke in zwei Ebenen eingeteilt ist.
Erwähnung in anderen Inventaren:KI-MKO902
Quellen:StAAG AA/4011, 2.8.1490, 29.10.1578.
StAAG AA/4011, 3.2.1575;
StAAG AA/3001/07, 15.6.1341.
SSRQ XIV/2/5, S. 215f., 217f., 221–224, 228–233, 235–237.
SSRQ XIV/2/5, S. 237–242.
STAAG CA.0001/0727, BK 1851, Nrn. 27a und 27b
Literatur:- Hektor Ammann, Anton Senti. Die Bezirke Brugg, Rheinfelden, Laufenburg und Zurzach. Hei-matgeschichte und Wirtschaft. Zollikon-Zürich 1948.
- Sarah Brian Scherer, Andreas Steigmeier. Mellikon. Vom Einzelhof zum kleinen Dorf. Mellikon 2003.
- Christoph Herzig: "Mellikon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 31.07.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001842/2007-07-31/, konsultiert am 08.11.2024.
- Johannes Huber. Die Urkunden des Stiftes Zurzach. Aarau 1873.
- Edith Hunziker, Thomas Manetsch, Susanne Ritter-Lutz, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aar-gau, Bd. XI. Bezirk Zurzach I. Bern 2024, S. 431.
- Thomas Manetsch, unveröffentlichtes Manuskript "Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. XII. Bezirk Zurzach II".
- Anita Springer, > Lupsingen, Liestalerstrasse: Vorratshaltung vor 450 Jahren. Archäologie Ba-selland, Jahresbericht 2008, 88-93 und Eine Schatzkammer des Bauern, Onlineressource: https://www.archaeologie.bl.ch/uploads/files/website/ABJ_2008.pdf#page=90, konsultiert am 25.11.2024.
- Inventar der Denkmalschutzobjekte von überkommunaler Bedeutung des Kantons Zürich, Dälli-kon, Trottspeicher im Hörnli, Onlineressource: https://odb.zh.ch/odbwiki/mediawiki/files/pdfs/Daellikon-Inventar_111_1-festgesetzt_2017.pdf#page=2, konsultiert am 25.11.2024.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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