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Schutz / Status |
Kantonale Unterschutzstellung (DSI): | 1/16/2023 |
Kantonaler Schutzumfang: | Unterirdischer Militärbau mit oberirdischen Eingängen sowie Baracke vom Typ UNINORM |
Bemerkungen: | Die Parzelle, auf welcher der westliche Eingang liegt, ist zu grösseren Teilen auf Villnacher Gemeindegebiet, die Adresse nach Schinznach Dorf ausgerichet. Der Koordinatenpunkt wird somit auf den westlichen Eingang der Anlage gelegt. |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1939 - approx. 1943 |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Wehrbauten, militärische Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bunker |
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Dokumentation |
Würdigung: | Der Kommandoposten (KP) ist ein Beispiel für einen grossen Kommandoposten der obersten Ebene der Kampfführung (Brigade), der in mehreren Etappen zur heutigen Gestalt ausgebaut wurde. Für die 12 Grenzbrigaden wurden im Zweiten Weltkrieg KPs unterschiedlicher Grösse und Konstruktion gebaut. Der KP Wallbach gehört zu den am frühesten erbauten Anlagen und scheint für die nachfolgenden Projekte als Vorlage gedient zu haben. Mit der Modernisierungswelle Anfang der 60er Jahre wurden aber die meisten .alten’ KPs aufgelassen und durch neue Einrichtungen ersetzt. Kennzeichen dieser neuen KPs ist die wesentlich grosszügigere Raumgliederung und vor allem der Raumhöhe. Der KP Wallbach erscheint dagegen als sehr eng. Sowohl die Solitäre wie die .Badewannen’ von VOBAG-ASU (vorfabrizierter Atomschutzunterstand) sind heute nur noch selten anzutreffen. Vielfach wurden die Solitäre später durch die sogenannten Kugelbunker (KuBu) ersetzt. Die Anlage ist zwar 1994 vollständig ausgeräumt worden, aber die Baute bzw. die Einbauten blieben in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Anlage Villnachern ist die grösste Führungsanlage im Kanton Aargau, die sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch im Kalten Krieg genutzt wurde. Ihre Lage und Funktion waren streng geheim. Da ihre Existenz der ortsansässigen Bevölkerung nicht verborgen bleiben konnte, wurde sie bei Nachfragen als "grosse Sanitätsanlage" beschrieben. Bis in die 1980er-Jahre hinein wurde heftig über die Linienführung der Autobahn A3 zwischen Birr und Hornussen gestritten. Eine aus der Bevölkerung vorgebrachte Variante sah eine mehr oder weniger gerade Linienführung vor, doch lag die Kommandoanlage im Weg. Bloss konnte dies aus Geheimhaltungsgründen nicht kommuniziert werden, weshalb stattdessen von "geologischen Besonderheiten" gesprochen wurde, welche gegen diese Variante sprachen. |
Beschreibung: | Zur Hauptsache ist es eine unterirdische Baute (teilweise ausbetonierte Kaverne). Von aussen sichtbar sind lediglich die Schartenfronten der Lmg-Stände bei den Zugängen. Beim Zugang West ist eine längere Betonfront mit drei Scharten für die Nahverteidigung zu sehen, davor die sphärischen Deckel zweier Solitäre. Beim Eingang Ost ragt der Lmg-Stand polygonal vor und hat in jeder der vier Flächen eine Topfscharte für Leichtmaschinen-Gewehr (Lmg) auf. Die Betonflächen weisen noch geringe Spuren der ehemaligen Tarnbemalung auf. Zur Aussenverteidigung des KP waren ursprünglich 5 Solitäre eingerichtet worden. Das sind einfache Betonröhren, die senkrecht in den Boden eingelassen und mit einem massiven sphärischen Betondeckel überdeckt waren. 1963 wurden diese durch 3 weitere Solitäre ergänzt. Zusätzlich wurden auf dem Hügel zwei Mannschaftsunterstände (F 5503, F 5504) in den Boden eingelassen. Es sind dies Kokon-förmige vorfabrizierte Betonkonstruktionen, die 6 Mann Schutz boten. Weitere Annexbauten, die funktionell zum KP GZ Br 5 gehören: F 05514, F 05516 und F 05517. Diese sind für Kommunikationsmittel eingerichtet (Funk und Richtstrahl). In Wallbach befand sich direkt über dem Kommandotrakt im Balmhölzli eine Mannschaftsbaracke. Aus taktischen Gründen (Luftaufklärung) befanden sich die Baracken in der Regel abgerückt vom Eingang und meist durch Bäume getarnt. Eine solche Baracke gehört funktionell zu zahlreichen militärischen Anlagen, da sich die Besatzung von Bunkern, Werken oder Kommandoposten nur bei Alarm in den Bunker zurückzog, in ruhigen Zeiten verbrachte die Mannschaft ihre Zeit an Licht und Luft. So ist es korrekt, dass auch zu diesem KP eine Baracke aufgestellt wurde. Der aktuelle Standort entspricht nicht dem ursprünglichen, aber die aktuellen Baugesetze verbieten es, hier eine Baracke zu setzen (Waldzone). Stattdessen wurde eine entsprechende Baracke südöstlich des Eingangs West aufgebaut. Bei der Baracke handelt es sich um eine Norm-Baracke des Typs UNINORM. Es ist ein eingeschossiger Holzbau unter Satteldach. Die originale Gliederung des Holzbaus im Innern ist erhalten (Grosser Raum, Schlafraum, kleiner Raum); in diesem guten Zustand sind heute kaum noch solche Baracken anzutreffen. Der Kleinbau ist im Sinne einer Fahrhabe konzipiert und translozierbar, was auch in diesem Fall inklusive Mobiliar geschehen ist. Am Westende der späteren Anlage wurde in ein Felsband 1940 eine Telefonzentrale (Tf Zen) eingebaut - ca. 10,5 m x 8,5 m grosser Betonmonoblock mit WC, Bedienungs-, Aufenthalts-, Schlaf- & Ventilationsraum sowie 2 Fenstern, gedeckte Eingangsschikane & Schleuse. 1943 wurde diese Anlage durch einen Lmg-Stand mit vier Scharten erweitert. Am Ende des Monoblocks wurde 1943 gegen Osten ein langer Stollen durch den Fels getrieben; dieser ist auf weite Strecken in rohem Zustand gehalten (keine Betonverschalung). An diesen Stollen schliesst sich eine rund 65 m lange Kaverne an. Diese Kaverne - der eigentliche KP wurde in 13 Räume unterschiedlicher Grössen eingeteilt, die alle durch einen durchgehenden Seitengang erschlossen sind. Diese Kaverne ist vollständig ausbetoniert worden. Im Essraum befindet sich an der Trennwand Ost ein grosses Wandbild ''Anbauschlacht" von René Villiger (1931-2010); es ist auf Veranlassung von Brigadier Hans Hemmeler (Kdt Gz Br 5 1966-1971) entstanden. Am westlichen Ende der Kaverne liegen die Maschinenräume für die Ventilation und Eigenstromversorgung; diese beiden feuchtigkeitsempfindlichen Räume sind mit einer Callendage versehen, die das eindringende Bergwasser ableitet. Vom Maschinenraum führen je ein Stollen für Frischluft und Abluft nach aussen. Um für den erweiterten Stab Platz zu schaffen, wurde vor der Tf Zen beim Westeingang ein VOBAG-Unterstand (vorfabrizierter Röhrenbau) in den Boden eingelassen. Von der Tf Zen führt eine abgewinkelte Treppe hinab in diesen jüngsten Einbau (1969/70). Die vier Röhren mit insgesamt 50 Liegeplätzen und 45 Arbeitsplätzen sind an einen zentralen Mittelgang aufgereiht. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=140929 |
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