INV-RUF901 Gemeindehaus, ehem. Zehntenhaus, 1795-1796 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RUF901
Signatur Archivplan:RUF901
Titel:Gemeindehaus, ehem. Zehntenhaus
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordosten (2022)
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Rudolfstetten-Friedlisberg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Rudolfstetten
Adresse:Friedlisbergstrasse 11
Versicherungs-Nr.:51
Parzellen-Nr.:1329
Koordinate E:2671253
Koordinate N:1246787
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2671253&y=1246787

Chronologie

Entstehungszeitraum:1795 - 1796
Grundlage Datierung:Inschrift (Ostfassade, Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Zehntenscheune (Bauinventarobjekt RUF902)
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Zehnthaus

Dokumentation

Würdigung:Ehemaliges Zehntenhaus, das 1795/96 von Untervogt und Müller Johann Widerkehr und dessen Ehefrau errichtet wurde. Der stattliche Baukörper aus verputztem Bruchsteinmauerwerk unter einem mit Biberschwanzziegeln gedeckten Satteldach und symmetrisch angeordneten Rechteckfenstern mit Klappläden bewahrt sein äusseres Erscheinungsbild. Von handwerklicher und baukünstlerischer Bedeutung sind die erhaltenen Türgewände aus Naturstein an den Trauffassaden. Den ostseitigen Haupteingang ziert eine sorgfältig reliefierte Supraporte aus Sandstein, die eine Wappenkartusche und eine Bauinschrift zeigt. Das prominent oberhalb des Dorfzentrums gelegene Gebäude bildet zusammen mit der benachbarten, freistehenden Stallscheune (Bauinventarobjekt RUF902) und einem Nebengebäude (Bauinventarobjekt RUF903) ein ortsbildprägendes Ensemble historischer Bauten. Als ehemaligem Zehntenhaus kommt ihm eine wichtige lokalgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das heutige Gemeindehaus von Rudolfstetten-Friedlisberg diente ursprünglich als Zehntenhaus und wurde gemäss der Inschrift am Türsturz des ostseitigen Eingangs in den Jahren 1795/96 errichtet. Als Bauherren werden in der Inschrift der Supraporte der Untervogt und Müller Johannes Widerkehr und seine Ehefrau Anna Maria Bombacher genannt [1]. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert wurde das Gebäude als Wohnhaus genutzt [2]. Im Rahmen der Umnutzung zum Gemeindehaus 1979 wurde es aussen restauriert, innen jedoch weitgehend ausgekernt.
Beschreibung:Das ehemalige Zehntenhaus befindet sich in erhöhter Lage südöstlich des historischen Dorfkerns von Rudolfstetten. Zusammen mit der benachbarten, freistehenden Stallscheune (Bauinventarobjekt RUF902) und einem Nebengebäude (Bauinventarobjekt RUF903) bildet es eine historisch wertvolle und ortsbildprägende Baugruppe. Der aus verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführte Baukörper erhebt sich über einem rechteckigen Grundriss und verfügt über drei Geschosse. Aufgrund des abfallenden Geländes steht der Kellersockel an der Westfassade frei, wodurch diese viergeschossig erscheint. Das knappe, leicht geknickte Satteldach ist mit Biberschwanzziegeln gedeckt; konstruktiv handelt es sich um ein Sparrendach [3]. Die Schlepplukarnen wurden im Rahmen des Estrichausbaus anlässlich der Umnutzung zum Gemeindehaus 1979 hinzugefügt. Die Fassaden zeigen jeweils drei Achsen regelmässig angeordneter Rechteckfenster, deren ursprüngliche Holzrahmen anlässlich des Umbaus von 1979 durchwegs durch Kunststeingewände ersetzt und mit neuen Klappläden ausgestattet wurden. Die hangseitige Trauffassade bewahrt mittelachsig den originalen Hauseingang mit einem rechteckigen Muschelkalkgewände. Darüber befindet sich als Supraporte eine sorgfältig gerahmte, reichgeschmückte Sandsteinplatte, die das stichbogig ausgeschnittene Oberlicht umfängt. Die reliefierte Supraporte zeigt eine mit Rollwerk verzierte Kartusche mit einem Wappen, das ein von zwei Widdern gehaltenes Mühlrad umfasst. Die Wappenkartusche wird von einer Majuskelinschrift flankiert, welche die Bauherrschaft und das Baujahr nennt: links «IOHANES WIDERKER MILER VNDERVOGT RVODERSTETEN» und rechts «ANA MARIA BOMBACHERIN SEINE EHEFRAV 1796». An der talseitigen Trauffassade haben sich zwei ebenerdige, segmentbogig ausgeschnittene Kellerzugänge aus Muschelkalkstein erhalten. Zwischen ihnen befindet sich der leicht erhöhte hintere Hauseingang, dessen Rechteckgewände aus Muschelkalkstein das Baudatum 1795 trägt. Im vollständig erneuerten Gebäudeinnern befinden sich teilweise noch wiederverwendete Einbaubüffets und -kästen aus dem 19. Jh.
Anmerkungen:[1] Johannes Widerkehrs Familie stammte offenbar aus einer ortsansässigen Müller-Dynastie, da bereits die Rudolfstätter Mühle (Bauinventarobjekt RUF904) von 1639 von Heinrich Widerkehr, damals Ammann der benachbarten Gemeinde Dietikon, und seiner Ehefrau Margaretha Kuony erbaut wurde (Felder 1967, S. 350.).
[2] StAAG, CA.0001/0100, Brandkataster (1899–1938), Vers.-Nr. 51.
[3] Bauernhausforschung Kurzinventar Rudolfstetten III-15, 2 (1988).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Peter Felder, Die Kunstdenkmäler des Kanton Aargau. Bd. 4: Der Bezirk Bremgarten, Basel 1967, S. 350.
- Anton Aregger, Rudolfstetten-Friedlisberg. Geschichte der Gemeinde, Bazenheid 1993, S. 36.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0100, Brandkataster Gemeinde Rudolfstetten, 1899–1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung Kurzinventar Rudolfstetten III-15, 2 (1988).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=139582
 

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